© SonntagsZeitung; 26.11.2006; Seite 29
Fokus
«Israel will fressen und frisst immer weiter»
Arnold Hottinger, Experte für die arabische Welt, über den Konflikt im Nahen Osten, den drohenden Bürgerkrieg im Irak - und warum er den Raum verlässt, wenn seine Freundin den Fernseher startet
Von Esther Girsberger, Ursula Zenger (Text) und Bruno Schlatter (Fotos)
Zu Ihrem 80. Geburtstag ist Ihnen an der Universität Zürich ein zweitägiges Kolloquium gewidmet worden. Eine eher unübliche Art des Feierns?
Ach, wissen Sie, bei den Akademikern gäbe es eine Festschrift, das ist jetzt eine Art Minifestschrift.
Sie bestritten einen grossen Teil dieser wissenschaftlichen Tagung; das Geschenk war also mit viel Arbeit verbunden.
Das Vortragen und Moderieren mache ich gerne. Es war zwar nicht ganz einfach, weil am Seminar viele Zeitungswissenschaftler auftraten, da es um das Thema der Kommunikation zwischen der westlich-säkularen und der islamisch geprägten Welt ging. Ich habe ein paar Artikel dieser Wissenschaftler gelesen. Na ja. Wenn man sich fragt, welche praktische Bedeutung diese Forschung hat, ist man manchmal etwas ratlos. Aber ich konnte mich ja mitteilen.
Sie sind 80 und kein bisschen müde?
Absolut. Ich möchte heute sogar mehr mitteilen als vor meiner Pensionierung. Aber ich komme zu wenig dazu.
Warum denn? Sie reisen doch sicherlich weniger als früher?
Ich reise mehr! Ich begleite für zwei Agenturen Studienreisen für Laien. Diese Touristen sind aufmerksamer als das normale Publikum. Wenn sie im Nahen Osten rumlaufen, wollen sie wirklich wissen, was los ist. Wenn Sie hier in der Schweiz einen Vortrag halten, geht das beim einen Ohr der Zuhörer rein und beim anderen wieder raus.
Beim «Geburtstagskolloquium» war die Aufmerksamkeit sicher gross.
Natürlich, weil das Thema hochaktuell ist. Es herrscht eine absolute Fehlkommunikation in Europa über den Nahen Osten und im Nahen Osten über Europa. Wobei Europa und die USA weiter weg von der Realität sind.
Worauf führen Sie diese Kommunikationsmängel zurück?
Ein wichtiges Element sind die Bilder. Wenn man meint, mit Bildern zu informieren über eine Welt, die die Leute nicht kennen, kommt das schlecht raus. Wenn in Beirut ein Haus brennt, zeigt man ein Bild davon und setzt die Bildlegende «Beirut brennt» darunter. In dieser Absolutheit ist das aber total falsch.
Den ganzen etwas längeren Artikel finden Sie hier als .pdf (8 Seiten Deutsch)
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