Freitag, November 12, 2010

Peak Oil liegt hinter uns

TELEPOLIS


Peak Oil liegt hinter uns

Craig Morris 11.11.2010

Jetzt ist es wohl offiziell - die Internationale Energieagentur (IEA) hat selbst zugegeben, dass die Förderung höchstens für einige Jahre stabil bleiben kann, bevor sie endgültig abrutscht

Vor wenigen Jahren war Peak Oil ein Thema für Skeptiker und Außenseiter. Auch wenn einige wenige prominente Insider die Alarmglocken mit geläutet haben (z.B. Matthew Simmons, s. Peak oil: Steigende Preise, sinkende Förderung (1)) , behaupteten BP, die IEA, und andere Industrieorganisationen immer brav und beruhigend, der Peak komme wohl erst in ein paar Jahrzehnten. Zum Beispiel meinte (2) die IEA erst 2009, dass Peak Oil frühestens 2020 erreicht werde.

Am Dienstag schlug die IEA im World Energy Outlook 2010 (3) jedoch überraschend einen neuen Ton an. Nun spricht die Organisation nicht nur offen von Peak Oil (die IEA nahm bisher den Begriff ungern in den Mund), sondern liefert gleich eine Grafik mit, die es in sich hat.

Peak-Oil. Grafik: IEA
Man sieht deutlich, dass das Fördervolumen leicht gesunken ist; die Ökonomen würden wohl auf den gesunkenen Verbrauch während der Wirtschaftskrise verweisen. Die Grafik zeigt aber etwas Beunruhigendes: Die Förderung wird offenbar nicht mehr leicht über das Niveau von 2003-2007 steigen, sondern sogar bald steil absinken. Nur wenn "noch nicht entwickelte Felder" bereits jetzt die Arbeit aufnehmen, können wir grob das heutige, leicht abgesunkene Niveau stabil halten - und das nur bis etwa 2015. Dann müssen "noch nicht gefundene Felder" hinzukommen. Sonst haben wir circa eine Generation später vielleicht nur die Hälfte der heutigen Produktion.
Für die Energy Watch Group aus Berlin, die auch seit Jahren vor Peak Oil warnt (4), gehen klare Handlungsempfehlungen aus der IEA-Studie hervor:
Sogar eine Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien ist innerhalb weniger Jahrzehnte möglich und insgesamt kostengünstiger als der weitere Verbrauch von Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran.
Recht haben sie – allerdings lehnen sich manche Befürworter der erneuerbaren Energien zu weit aus dem Fenster, wenn sie (wie die EWG) andeuten, die Erneuerbaren könnten das Erdöl ersetzen. Richtig ist, dass alle erneuerbaren Strom erzeugen, keinen flüssigen Treibstoff, bis auf die Biomasse, und es darf bezweifelt werden, dass so viel Biotreibstoff nachhaltig produziert werden kann, wie wir jetzt Erdöl verbrauchen. Auch die Atomkraft stellt deswegen keinen Ersatz dar. Es gab einfach keinen Ersatz für Öl als Treibstoff.
Das heißt, dass wir bald mit weniger Heizöl auskommen müssen, aber das geht ja - besser isolierte Gebäude, passive Wärme, Pelletöfen u.ä., und schließlich zur Not Elektroheizungen. Wärme ist nicht das Problem. Aber die Elektromobilität wird anders aussehen als unsere heutigen Autos, die quasi eine unbegrenzte Reichweite haben und innerhalb weniger Minuten vollgetankt werden können. Eine Fahrt von Berlin aus an die Atlantikküste bei Bordeaux mit Zelt und Familie im Kombi wird zunehmend schwierig.
Noch schwieriger wird die Schifffahrt. Und fast unmöglich der Luftverkehr. Dort sind keine Alternativen zum flüssigen, fossilen Treibstoff in Sicht. Machen Sie sich also auf stark steigende Ölpreise zu Ihren Lebzeiten gefasst.

Links

(1) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19966/1.html
(2) http://www.heise.de/tp/blogs/2/146734
(3) http://www.iea.org/w/bookshop/add.aspx?id=422
(4) http://www.energywatchgroup.org/Mitteilungen.26.0.html

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