Mittwoch, Juli 30, 2008

Rand Corporation: Thinktank rät USA zu Strategiewechsel in Afghanistan

Tages Anzeiger
Ausland
29. Juli 2008, 08:20
Thinktank rät USA zu Strategiewechsel in Afghanistan

Die USA sollten sich in Afghanistan mehr auf Polizei- und Geheimdienstarbeit konzentrieren und sich weniger auf die Streitkräfte stützen. Dies schlägt ein renommiertes US-Institut vor.



Tages Anzeiger
Ausland
29. Juli 2008, 08:20
Thinktank rät USA zu Strategiewechsel in Afghanistan

Die USA sollten sich in Afghanistan mehr auf Polizei- und Geheimdienstarbeit konzentrieren und sich weniger auf die Streitkräfte stützen. Dies schlägt ein renommiertes US-Institut vor.

Washington solle ausserdem den Ausdruck «Krieg gegen den Terrorismus» fallenlassen, fordert die Rand-Corporation in der heute veröffentlichten Studie. «Terroristen müssen als Kriminelle wahrgenommen werden und unsere Analyse zeigt, dass es auf dem Schlachtfeld keine Lösung für den Terrorismus gibt», schreibt Seth Jones, der führende Autor der Studie.

Die Rand-Corporation untersuchte die Entwicklung von terroristischen Gruppen seit 1968 und stellte dabei fest, dass nur sieben Prozent dieser Organisationen durch militärische Niederlagen neutralisiert wurden.

43 Prozent der Gruppen hätten sich nach politischen Abkommen aufgelöst. Auch verschwanden gewisse Gruppen, als ihre Anführer durch Polizei- und Geheimdiensteinsätze getötet oder gefangengenommen wurden.
Unterwandern

Daher müsse «die anti-terroristische Strategie nach dem 11. September grundlegend überdacht werden», fordert die Rand- Corporation. Als Beispiel nennt die Studie die verstärkte Aktivität der Aufständischen im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet sieben Jahre nach dem 11. September 2001.

Polizei und Geheimdienst müssten «das Rückgrat der US-Bemühungen sein», verlangt die Studie. Diese könnten die terroristischen Organisationen besser unterwandern und deren Anführer aufspüren.

Ausserdem verfügten lokale Streitkräfte über mehr Legitimität und bessere operationelle Kenntnis des Terrains als ausländische Truppen. Das Eindringen von US-Truppen in islamische Gesellschaften drohe terroristische Aktivität sogar zu fördern, warnte die Studie.

vin/sda

Dienstag, Juli 29, 2008

Marketing: Shaving!

Sonntag, Juli 27, 2008

NZZ: Miltiärschlag gegen den Iran

26. Juli 2008, Neue Zürcher Zeitung
Wie gefährlich wäre ein Militärschlag gegen Iran?
Israelisches Vormachtstreben als Hindernis bei der Suche nach Gleichgewicht

Die Spekulationen über einen möglichen israelischen oder amerikanischen Militärschlag gegen Iran reissen nicht ab. Im folgenden Beitrag hinterfragt der Autor die Gründe für eine Strategie gegenüber Teheran, die auf Ausgrenzung und Konfrontation aus ist. Er plädiert für eine moderierende Politik, die ein Gleichgewicht zwischen den regionalen Kräften anstrebt.

Von Johannes Reissner*



26. Juli 2008, Neue Zürcher Zeitung
Wie gefährlich wäre ein Militärschlag gegen Iran?
Israelisches Vormachtstreben als Hindernis bei der Suche nach Gleichgewicht

Die Spekulationen über einen möglichen israelischen oder amerikanischen Militärschlag gegen Iran reissen nicht ab. Im folgenden Beitrag hinterfragt der Autor die Gründe für eine Strategie gegenüber Teheran, die auf Ausgrenzung und Konfrontation aus ist. Er plädiert für eine moderierende Politik, die ein Gleichgewicht zwischen den regionalen Kräften anstrebt.

Von Johannes Reissner*

Israelische Drohungen, mit einem Militärschlag gegen Irans Atomanlagen die «iranische Bombe» zu verhindern, häufen sich, und international reissen die Spekulationen nicht ab, ob damit nur der Druck auf Iran erhöht werden soll oder ob tatsächlich vor Ende der Amtszeit Präsident Bushs mit einem Angriff zu rechnen sei. Da Israeli auch einräumen, dass sich mit einem Militärschlag die «iranische Bombe» möglicherweise ohnehin nur um etwa vier Jahre verzögern liesse, fragt man sich allerdings, wozu er dann dienen soll und welche Folgen er haben könnte.

Die iranische Bedrohung

Die Israeli haben gute Gründe, in Iran eine Bedrohung zu sehen. Eine Welt ohne den Staat Israel wäre der iranischen Führung am liebsten. Lange bevor Ahmadinejad im Oktober 2005 Khomeiny mit der Äusserung zitierte, dass das Jerusalem besetzende Regime aus den Seiten der Geschichte verschwinden müsse, hatte der Revolutionsführer Khamenei im Mai 1999 Widerstand und Kampf als einzige Mittel genannt, um das «Krebsgeschwür Israel» auszurotten. Angesichts dessen ist die schiefe Übersetzung westlicher Medien des Khomeiny-Zitats von Ahmadinejad irrelevant. Eher bemerkenswert ist, dass die iranische Führung den Untergang Israels in aller Regel unpersönlich, quasi als geschichtliche Notwendigkeit, darstellt, nicht aber sagt, dass man es selbst besorgen werde. Doch dies kann Israel natürlich nicht beruhigen.

Zwischen Israel und der Islamischen Republik Iran bestand nicht immer unüberbrückbare Feindschaft. Khomeiny lehnte Israel zwar aus ideologischen Gründen grundsätzlich ab, aber das politische Verhältnis der iranischen Revolutionäre zu Israel war zunächst eher ambivalent und kalkuliert. Während des Krieges mit dem Irak (1980–1988) akzeptierte Iran die Lieferung amerikanischer Waffen über Israel im Rahmen der später als Iran-Contra bekanntgewordenen Affäre. Erst in den neunziger Jahren verschärfte sich die geostrategische Konkurrenz zwischen Israel und Iran, wie Trita Parsi in seinem Buch «The Treacherous Alliance. The Secret Dealings of Israel, Iran, and the U.S.» dokumentiert.

Nachdem sich Iran im ersten Krieg der USA gegen Saddam Hussein 1991 neutral verhalten hatte, schien eine Annäherung zwischen Iran und den USA möglich. Dies weckte in Israel Befürchtungen, es könnte seine Vorzugsstellung als wichtigster strategischer Partner der USA in der Region einbüssen. Um dem entgegenzuwirken, propagierte die israelische Arbeitspartei unter Rabin und Peres die Vorstellung, dass das nichtarabische Iran für Israel seine potenzielle Funktion als strategische Balance gegen die Araber verloren habe und nach der faktischen Ausschaltung des Iraks zur entscheidenden Bedrohung in der Peripherie Israels geworden sei. Diese Sicht beeinflusste auch Präsident Clinton, der im Frühjahr 1993 gegen den «kritischen Dialog» der Europäer mit Iran die «doppelte Eindämmung» des Iraks und Irans auf die Agenda amerikanischer Mittelostpolitik setzte. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 avancierte Iran zum Schurkenstaat, zum weltweit «grössten Sponsor von Terrorismus», und kam auf die «Achse des Bösen».

Veraltete Strategien

Dieser auf Marginalisierung und Exklusion nicht prowestlicher Akteure zielende Politikansatz mochte während des Kalten Kriegs zur Verhinderung prosowjetischer Satelliten noch möglich gewesen sein. Heute aber wirkt er mit seinem kruden Freund-Feind-Schema nur noch konfliktverschärfend. Denn der Globalisierungsschub der neunziger Jahre hat den regionalen Akteuren des Nahen und Mittleren Ostens enorme neue Möglichkeiten für ihr altes Spiel eröffnet, die Konkurrenz externer Mächte für den eigenen, regionalen Konkurrenzkampf zu nutzen. Diese seit dem 19. Jahrhundert geübte Praxis bestimmt die politische Dynamik der Region. Sie ist von ethnischen und konfessionellen Animositäten und Feindschaften geprägt, aber nicht von Exklusionsphantasien. Saudiarabien und die kleineren arabischen Nachbarn Irans am Persischen Golf bemühen sich um eine Eindämmung Irans durch selektive Inklusion und Engagement.

Der Westen kann der Region keine Ordnung von aussen bringen und bestimmen, wer in ihr mitspielen darf. An die Stelle der kontraproduktiven auf Exklusion ausgerichteten Strategien muss eine moderierende Balance zwischen allen Kräften der Region treten. Afghanistan und der Irak haben gezeigt, dass die Probleme erst nach der Eroberung und der Beseitigung der Regime beginnen.

Sanktionen sind keine Diplomatie

Irans Antwort auf das Anreizpaket der fünf Vetomächte des Uno-Sicherheitsrats und Deutschlands lässt neue Verhandlungen möglich erscheinen. Diese Entwicklung erfordert die volle Unterstützung der USA. Sanktionen allein sind entgegen der ständigen Behauptung Washingtons noch keine Diplomatie, sondern sind ohne Einbindung in eine politische Strategie nichts anderes als eine nichtmilitärische Strafaktion, deren inhärente Gefahr der Eskalation offensichtlich ist.

Die amerikanische Behauptung, ein Militärschlag gegen iranische Atomanlagen sei nur als «letzte Zuflucht» (last resort) zur Verhinderung der «iranischen Bombe» geplant, ist ohne den ernsthaften Versuch Washingtons, mit Teheran zu verhandeln, eine Irreführung der internationalen öffentlichen Meinung. Nur in Verhandlungen lässt sich die prinzipielle Anerkennung Irans zeigen. Zwar sieht man in Washington, dass die Lösung der Irakfrage ohne eine Einbeziehung Irans schwer möglich ist. Doch auf den Irak beschränkte Verhandlungen, die das Moment der grundsätzlichen Anerkennung Irans missen lassen, reichen Iran nicht, wie die Irak-Verhandlungen von 2007 zeigten. Dass Iran an einem grundlegenden Arrangement mit den USA interessiert ist, dafür gibt es trotz massiver antiamerikanischer Rhetorik deutliche Signale.

In Israel wird der zeitliche Abstand zum «point of no return», an dem Iran aufgrund seiner Anreicherungsaktivitäten zum Bau der Bombe fähig wäre, auf etwa ein Jahr eingeschätzt und das Ende der Amtszeit Präsident Bushs als letztmögliches Datum für einen Militärschlag genannt. Dies wirkt sehr kalkuliert. Hätten die vielen israelischen Schätzungen seit Beginn der neunziger Jahre gestimmt, müsste Iran längst die Bombe haben. Es ist Zeit, einmal in die andere Richtung zu denken, ob dem israelischen Sicherheitsbedürfnis nicht weit mehr mit einer ernsthaften Verbesserung des amerikanisch-iranischen Verhältnisses gedient wäre als mit einem Militärschlag. Doch Israel will für die eigene Sicherheit in letzter Instanz auch nicht auf die Amerikaner angewiesen sein. Eine «iranische Bombe plus amerikanische Botschaft in Teheran» widerspräche der Doktrin von Israels regionaler Vormachtstellung.

In Israel wird argumentiert, dass ein Militärschlag die nukleare Rüstung Irans zumindest verzögern würde. Die internationale Gemeinschaft könnte dann die Zeit nutzen, nach einer dauerhafteren Lösung zu suchen. Doch die Frage ist, ob es nach einem Militärschlag überhaupt eine kontrollierbare und verhandlungsoffene Situation gibt. Seit einem Jahr herrscht in Israel die Meinung vor, dass sich die unmittelbaren Reaktionen «managen» liessen. Ob Iran es tatsächlich wagen würde, Israel mit Raketen anzugreifen und einen Krieg zu entfesseln, ob der libanesische Hizbullah und Syrien zur Entlastung Irans Israel angreifen würden, all dies sei ungewiss. So schwierig dergleichen auch zu bewältigen sei, so sei es doch immerhin noch eher zu verkraften als ein nuklear gerüstetes Iran. Israels grundsätzliche strategische Überlegenheit in der Region bliebe erhalten.

Keine Hoffnung auf regionale Stabilität

Abgesehen davon, dass sich Iran im Falle eines israelischen oder amerikanischen Militärschlags erst recht zur nuklearen Rüstung entschliessen könnte, übersieht die israelische Kalkulation die möglichen mittelfristigen Folgen. Eine Schwächung des iranischen Regimes oder gar ein Regimewechsel, worauf unter anderem die Studie «The Last Resort» von Patrick Clawson und Michael Eisenstadt vom Washington Institute for Near East Policy spekuliert, würde eine Destabilisierung Irans bedeuten und im Extremfall, dass man es mit einem weiteren fragilen oder gar «failed state» zwischen dem Irak und Afghanistan zu tun hätte. Amerikanische Versuche, Minderheiten wie die Belutschen, die Kurden und die Araber in Ahwaz gegen Teheran aufzustacheln, können nur einem Chaos den Weg ebnen, das die regionale Stabilität vernichten würde.

Das aufgeheizte Klima der Drohungen und Gegendrohungen ist beängstigend genug. Doch die Beschränkung der meisten Spekulationen auf das Ob und Wie eines Militärschlags und die Vernachlässigung der Frage nach den Folgen lassen sich nur aus der von Selbstüberschätzung geprägten Überzeugung erklären, das Danach schon irgendwie regeln zu können. Bekanntlich ist Hybris ein schlechter Ratgeber.

* Der Autor ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsgruppe Naher/Mittlerer Osten und Afrika der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Berlin.

Donnerstag, Juli 24, 2008

Aussie Mimes: Umbilical Brothers

Mittwoch, Juli 23, 2008

The Cremation of Sam McGee

Close your eyes..... and keep warm!


http://www.robertwservice.com/

sung version:

Dienstag, Juli 22, 2008

NYT: A Secret Society of 30 Million (Web 2.0)

The New York Times
July 22, 2008
Editorial Notebook
A Secret Society of 30 Million
By VERLYN KLINKENBORG

One of my great surprises from roaming the library stacks during graduate school was discovering that every author, no matter how minor, was already the subject of a quarterly or a newsletter. I would stumble upon a new name — Felicia Hemans, say, or Edward Young — and find that there was already a society devoted to their work, even, in many cases, a concordance and an annual meeting with elected officers. I had the distinct feeling that I had arrived late in the day, after the literary teams had all been chosen.




The New York Times
July 22, 2008
Editorial Notebook
A Secret Society of 30 Million
By VERLYN KLINKENBORG

One of my great surprises from roaming the library stacks during graduate school was discovering that every author, no matter how minor, was already the subject of a quarterly or a newsletter. I would stumble upon a new name — Felicia Hemans, say, or Edward Young — and find that there was already a society devoted to their work, even, in many cases, a concordance and an annual meeting with elected officers. I had the distinct feeling that I had arrived late in the day, after the literary teams had all been chosen.

I get the same feeling — vastly multiplied — from the many worlds of social networking on the Web. I get wind of a new site, pay it a visit and discover that it already has a population four times the size of some midsized countries — everyone speaking the local dialect, taboos and kinship patterns well worked out, a robust economy and brisk trading with other social-networking sites. I have begun to fear the result if one site declared war on another. What if Bebo fired upon fubar? What if LinkedIn threatened to blockade imeem?

I can see the appeal of a virtual community. I’ve joined three or four of these groups, partly just to see what’s going on but also to reconnect with old acquaintances and find new music. But some of these sites I don’t quite get.

I’ve used Twitter a couple of times since it came to the iPhone recently. The idea is to send short messages — microblog entries of 140 characters or less — to a group of people who are “following” you. The reason is so they’ll know what you’re doing. What I come away with is a mental image of 30 or 40 people following me around all day long asking “Whatcha doing?” while I’m trying to work.

One effect of so much social networking — so many overlapping communities of interlinked individuals — is that the language of actual human interaction begins to feel degraded. What can the word “friend” mean after Facebook, where it is really a synonym for “coincidence”? How subtle can the emotions be in a TiVo-ish world like iLike, where it’s thumbs up or thumbs down? There’s no room even for the hand-wiggle that means “meh.”

There is, of course, a pleasure in sharing the things you love. But the greater pleasure will always be secret sharing. You find a book you love, you tell your best friend about it and the two of you share the secret. Something is ruined if your friend tells someone else about the book. Surely you remember this from fifth grade. I hope there will be room soon for some anti-social Web sites — places on the Web where you can go to be alone, to hide from your “friends.” Perhaps that is what real life is for. VERLYN KLINKENBORG

Sonntag, Juli 20, 2008

Blackadder: Bells

Part One


Part Two


Part Three


Part Four

Dienstag, Juli 15, 2008

SZ: die Lage im Irak - Amerika im Krieg gegen sich selbst

Süddeutsche Zeitung SZ
Ressort: Ausland
URL: /ausland/artikel/336/185750/
Datum und Zeit: 15.07.2008 - 17:12

14.07.2008 18:16 Uhr
Lage im Irak
Amerika im Krieg gegen sich selbst

George W. Bush hat viel Leid über den Irak gebracht. Noch immer sterben täglich mehr als 100 Zivilisten, die Hälfte durch amerikanische Angriffe. Der Krieg verhindert den weltweiten Terrorismus nicht, er fördert ihn. Die Bombardierungen müssen endlich aufhören - und mit Verhandlungen muss begonnen werden.
Eine Außenansicht von Jürgen Todenhöfer


Süddeutsche Zeitung SZ
Ressort: Ausland
URL: /ausland/artikel/336/185750/
Datum und Zeit: 15.07.2008 - 17:12

14.07.2008 18:16 Uhr
Lage im Irak
Amerika im Krieg gegen sich selbst

George W. Bush hat viel Leid über den Irak gebracht. Noch immer sterben täglich mehr als 100 Zivilisten, die Hälfte durch amerikanische Angriffe. Der Krieg verhindert den weltweiten Terrorismus nicht, er fördert ihn. Die Bombardierungen müssen endlich aufhören - und mit Verhandlungen muss begonnen werden.
Eine Außenansicht von Jürgen Todenhöfer
Irak dpa


Nach US-Präsident George W. Bush und anderen amerikanischen Politikern berichtet nun auch Deutschlands Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU), ausstaffiert mit Stahlhelm und Splitterschutzweste, aus den Regierungsbunkern der Festung Bagdad von einer "deutlich verbesserten Sicherheitslage".

Das ist wörtlich die offizielle Sprachregelung des Pentagon. Ich habe die US-Stellungnahmen Zaid gemailt, einem 22-jährigen Studenten, den ich im vergangenen Sommer im Irak kennengelernt habe.

Zaid hatte sich 2007 in Ramadi, der Hauptstadt der westirakischen Provinz Anbar, dem Widerstand angeschlossen, weil seine beiden jüngeren Brüder Haroun und Karim kurz hintereinander von US-Scharfschützen auf offener Straße erschossen worden waren.

Staunen über wirklichkeitsfremde Berichterstattung im Westen

Seither bekämpft er die Besatzer ebenso entschlossen wie die ausländischen Al-Qaida-Terroristen, die die US-Invasion ins Land geschwemmt hat. Und er staunt über die wirklichkeitsfremde westliche Irak-Berichterstattung, die er aus Internet und Fernsehen kennt und die das Land meist nur aus Sicht der "Sieger" zeigt.

Auch mir war bei meinem Irak-Besuch aufgefallen, wie weit in den Berichten über den "befreiten Irak" Dichtung und Wahrheit, Außenansicht und Innenansicht auseinanderklaffen. Das US-Verteidigungsministerium nutzt sein Informationsmonopol gnadenlos aus. Journalisten bekommen meist nur das zu sehen, was ihnen das Pentagon zeigen will.

Und das ist selten die Wahrheit. Über einen gemeinsamen schiitischen Freund schilderte mir der junge Sunnit Zaid, wie er die Lage im Irak des Sommers 2008 sieht: In Anbar gibt es trotz der mit Millionen Dollar gesponserten Kooperation einiger sunnitischer Stämme mit den Besatzern weiter schwere Kämpfe. Ende Juni lagen deren Schwerpunkte bei Ramadi, Falluja, Haditha, Ruthba und Heet.

Die Zahl der amerikanischen Bombenangriffe, Razzien und Schießereien in der Provinz liegt bei 35 pro Woche, die Zahl der getöteten Zivilisten bei 25. Der irakische Widerstand führt wöchentlich 20 bis 30 Militäraktionen gegen die US-Truppen.

Al-Qaida nur noch eine Splittergruppe

Al-Qaida ist auch in Anbar nur noch eine Splittergruppe. Die Bevölkerung hat die ausländischen Terroristen aus ihrer früheren Hochburg - wie aus den meisten übrigen irakischen Provinzen - weitgehend verjagt. Um nicht auch noch den angeblichen Kriegsgrund "Kampf gegen al-Qaida" aufgeben zu müssen, bezeichnet das Pentagon nun alle bekanntwerdenden Angriffe des irakischen Widerstands gegen die US-Armee als Al-Qaida-Angriffe.

Außerdem sorgt es dafür, dass über die ein bis zwei täglichen Al-Qaida-Anschläge möglichst breit berichtet wird, obwohl diese weniger als ein Hundertstel der Militäraktionen im Irak darstellen.

Inflation und Arbeitslosigkeit sind in Anbar auf fast 50 Prozent gestiegen. Neue Jobs gibt es nur noch bei Armee, Polizei und bei den von den USA bezahlten Milizen. Dort erhalten sie mit 500 Dollar pro Monat doppelt so viel Geld wie Lehrer. Einige lösen die dadurch entstehenden sozialen Konflikte, indem sie tagsüber in den amerikanisch finanzierten Sicherheitskräften arbeiten und nachts im irakischen Widerstand kämpfen.

Das Erziehungssystem in Anbar zerfällt. Zahlreiche Schulen in Ramadi wurden zerstört, keine einzige wurde neu erbaut. Trotz Schulpflicht geht nur noch die Hälfte der Kinder zur Schule. Studenten brechen aus Geldnot und mangels Perspektiven ihr Studium ab und gehen zur Polizei. Die Lebensmittelversorgung in Anbar verschlechtert sich weiter. Nahrungsmittelrationen werden nur noch unregelmäßig verteilt. Sie sind kleiner und qualitativ noch miserabler als früher.

Strom gibt es nur noch zwei Stunden pro Tag, vor dem Krieg waren es trotz Sanktionen zwölf Stunden. Das Telefonfestnetz funktioniert nicht mehr, die Müllabfuhr ist zusammengebrochen, auch sauberes Trinkwasser ist knapp.

Durchfallkrankheiten bei Kindern haben ein gefährliches Ausmaß erreicht. Den Krankenhäusern von Ramadi fehlt es an einfachsten Medikamenten sowie an spezialisierten Ärzten. Viele Ärzte sind geflohen oder tot. Die Kindersterblichkeit ist eine der höchsten der Welt - in einem Land, das durch sein Öl zu den reichsten der Welt gehören könnte.

Zaid, der durch die US-Invasion fast alles verloren hat, was er liebt, empfindet die positiven Stellungnahmen westlicher Politiker zur Lage im Irak als Verhöhnung seines Landes. Täglich sterben noch immer 100 bis 120 irakische Zivilisten in diesem völkerrechtswidrigen, sinnlosen Krieg, die Hälfte durch amerikanische Angriffe.

Die weltweite Terrorgefahr wächst von Tag zu Tag

Gleichzeitig geht die weltweite Terrorgefahr nicht etwa zurück, sondern sie wächst von Tag zu Tag. Mit jedem irakischen Kind, das durch westliche Waffen getötet wird, erhält al-Qaida im Westen (nicht im Irak!) mehr Zulauf. Der Krieg im Zweistromland verhindert den weltweiten Terrorismus nicht, im Gegenteil, er fördert ihn. Letztlich führen die USA im Irak Krieg gegen sich selbst und gegen die Glaubwürdigkeit der westlichen Werte.

Wir müssen aufhören mit Bombardieren und anfangen mit Verhandeln. Auch der Ost-West-Konflikt wurde nicht durch Gewalt, sondern mit Härte und Gerechtigkeit, durch Verhandlungen im Rahmen des KSZE-Prozesses gelöst - durch Staatsmänner wie Ronald Reagan und Michail Gorbatschow. Die 1975 begründete KSZE (Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) ist auch ein Modell zur Lösung der Konflikte des Mittleren Ostens und des Terrorismus.

Selbst Henry Kissinger sieht das so. Der Westen muss die muslimische Welt genauso großzügig und fair behandeln, wie er zu Recht Israel behandelt. Muslime sind genauso viel wert wie Juden und Christen. Der Westen muss aufhören, sie zu dämonisieren und wie Halbaffen zu behandeln. Nach der Aussöhnung von Christentum und Judentum müssen wir auch die Aussöhnung zwischen westlicher und muslimischer Welt schaffen. Wenn wir sie wirklich wollen, ist sie sehr wohl möglich.

Was immer die Zukunft bringt - den Tod seiner Brüder wird Zaid nie überwinden. Manchmal schickt er ihnen wie früher auf seinem uralten Nokia-Handy eine SMS und erzählt ihnen, was er gerade treibt. Er wird nie mehr eine Antwort bekommen. Niemand wird das Leid wieder gut machen können, das der amerikanische Präsident den Menschen im Irak zugefügt hat - den unzähligen Zaids, ihren Müttern und ihren Vätern.

Jürgen Todenhöfer ist stellvertretender Vorstandschef von Burda. Mit den Erlösen seiner Bücher über den Irak und Afghanistan finanziert er Hilfsprojekte in Afghanistan, im Kongo und im Nahen Osten.

(SZ vom 15. Juli 2007/dmo)

Dienstag, Juli 01, 2008

The Independent
Sunday, 22 June 2008

Hope springs eternal but the oil won't: a Russian lament

BP should have seen strife coming, but more pressing is the exhaustion of fields on which we've come to depend, says David Strahan



Hope springs eternal but the oil won't: a Russian lament

BP should have seen strife coming, but more pressing is the exhaustion of fields on which we've come to depend, says David Strahan

Sunday, 22 June 2008

It must be lonely being Tony Hayward. As the oil price continues to soar, there is a gathering consensus that global production of the black stuff is nearing fundamental geological limits. Yet BP's chief executive continues to argue valiantly that the causes of the current oil shock are "not so much below ground as above it, and not geological but political".

Since his company's Russian joint venture, TNK-BP, is under ferocious assault from both its Russian shareholders and the Russian state, Mr Hayward can be forgiven for thinking the industry's problems are man-made rather than natural. But this is a false distinction, and closer analysis suggests BP's predicament is itself evidence of looming geological constraints to global production, or "peak oil".

On the face of it, BP's problems in Russia are entirely above ground, even if the company claims its tormentors are far from above board. TNK-BP is owned 50:50 between BP and AlfaAccessRenova, a consortium of Russian billionaire tycoons led by Mikhail Fridman. The two sides are now locked in a vicious dispute. BP claims the Russians are trying to seize control; the oligarchs insist they are only defending their rights. Last week Mr Fridman said the British company's allegations were "in the best traditions of Goebbels' propaganda".

Wherever the truth lies, there is not much doubt how the dispute will end. The Russian shareholders have resorted to law both in their own country and Sweden, but the real pressure on BP comes from the state. In recent months TNK-BP has been subjected to raids by the FSB security service investigating claims of industrial espionage, along with the launch of an environmental probe into its largest oil field. Meanwhile, the company's BP-appointed chief executive has been questioned by the interior ministry over alleged corporate tax evasion, and summonsed by the Moscow prosecutor's office over suspected labour code violations.

It all seems wearily familiar. In 2006 Gazprom, Russia's state-owned gas giant, took control of Shell's Sakhalin 2 project after a campaign of official harassment by environmental agencies. And last year TNK-BP was forced to sell a majority stake in its plum Kovykta gas field in east Siberia, also to Gazprom, after government claims that it had broken the terms of its licence.

Many observers interpret the latest campaign against TNK-BP as a similar softening-up exercise, intended eventually to deliver control of the company to Gazprom or Rosneft, the state-owned oil group.

This would be a major blow for BP, but the company should have known the risks all along – not least because when Mr Hayward's predecessor, Lord Browne, formed TNK-BP in 2003, he had already done business with Mr Fridman and come off worst.

The earlier encounter began in 1997 when BP spent $500m (£250m) on a 10 per cent stake in the Siberian oil firm Sidanco – and then lost much of it when the company promptly went bust. Shareholder Mikhail Fridman manipulated the arcane insolvency process to his own advantage: BP was first forced to write off $200m and then to invest another $375m just to protect its position. Asked why BP hadn't simply cut a deal with Mr Fridman, one executive reportedly said: "You don't talk to someone who's stolen your wallet."

Yet just a few years later Lord Browne committed $7bn to Mr Fridman and his associates to form TNK-BP. (During the negotiations, he felt compelled to ask his new friends: "Are you going to take the money and run?" Yet still he signed the contract.) It was a fabulously risky deal but what propelled him was the fact that nowhere else on earth could BP have secured reserves and production potential on such a scale. This was fundamentally due to petroleum geology around the world.

The basic problem for BP was that international oil companies (IOCs) are largely excluded from the countries that control most of the world's known oil: the 13 members of Opec. In the rest of the world, by contrast, oil resources were already far more depleted. Most prospective regions had been thoroughly explored and exploited, and in most non-Opec countries output had already gone into decline. Opportunities for growth were severely limited, but Russia was an exception.

With the fall of the Soviet Union at the end of the 1980s, the Russian economy had slumped and oil production collapsed from 11.5 million barrels per day in 1987 to just over six million in 1998, as fields were mothballed or simply not maintained. But as confidence returned so did the necessary investment, and output began to recover – rising almost 60 per cent by 2007. It was this wave that Lord Browne wanted to ride.

The TNK-BP deal quickly boosted BP's oil production by half a million barrels per day, and growth in Russian output continued to offset declines in the British company's operations in the North Sea, Europe and America. A glance at BP's quarterly figures shows that had Lord Browne flinched and not done the deal, the company's output would by now have fallen by almost as much. Instead of averaging 2.4 million barrels per day in 2007, BP's output would have been less than 1.6 million. Given the absence of such opportunities elsewhere, it seems Lord Browne had little choice.

But still that gamble is poised to backfire, with BP now looking set to lose up to a third of its oil production capacity in the fight with TNK-BP's Russian shareholders backed by their government. However, this is not simply an example, as Mr Hayward might like to imagine, of the oil industry's man-made tribulations above ground; it is a direct consequence of the tightening constraints below.

Those constraints are starting to emerge in Russia itself – where the decade-long boom came to a halt last year and production has now begun to fall. Some pundits blame the high level of tax levied on oil profits by Russia, but the deeper cause is that the easy gains achieved by refurbishing existing fields have now been exhausted. Future increases in production capacity will require the development of new fields in frontier provinces such as east Siberia and the Arctic, where working conditions are especially hostile. Analysts agree that it gets very much harder from now on.

But Russia's faltering production should come as no surprise. As long ago as 2005, the then oil minister Victor Khristenko predicted that output would plateau at just over 10 million barrels per day – slightly higher than today's level – from about 2010. More recently Leonid Fedun, a vice-president with the independent oil firm Lukoil, declared that Russian production would not exceed current levels in his lifetime.

This matters hugely because it was only the rise in Russian output over the past decade that satisfied soaring demand from Asia. Now this rapid growth is over and it is widely expected that aggregate non-Opec output will peak by around the end of this decade. From then on, the only thing standing between us and global peak oil is the Opec cartel, and many analysts doubt whether even they have the oil resources to raise production by much.

This weekend all eyes will be on the oil summit in Saudi Arabia, perhaps more in hope than expectation.