Tages Anzeiger Online 25.08.2010
Die Wiedergeburt der Lüge
Von Martin Kilian.
In den USA greift eine antiislamische Stimmung um sich. Angeheizt und gewissenlos ausgeschlachtet wird sie von den Republikanern.
Feindliche Kundgebung gegen die Moschee: New York am vergangenen Wochenende.
Auseinandersetzungen mit dem Islam hatten stets die anderen und nicht die Vereinigten Staaten: Zufrieden und im Gestus der Selbstbeweihräucherung konstatierten amerikanische Kommentatoren, weder radikalisierten sich heimische Muslime im Stil ihrer britischen Glaubensgenossen, noch gebe es Ausdrücke von Islamverdrossenheit wie beispielsweise das Minarettverbot in der Schweiz.
Nun aber, da das FBI in New York und anderen amerikanischen Städten mit grossen muslimischen Gemeinschaften eine Radikalisierung junger Muslime beklagt und bereits mehrere Terroranschläge von Einheimischen verübt wurden, werden zusehends islamfeindliche Tendenzen in der amerikanischen Gesellschaft offenbar. Die Kontroverse um den Bau eines islamischen Kulturzentrums inklusive eines Gebetsraums nahe dem Tatort des Massenmords von 9/11 in New York trägt bisweilen die Züge eines Kriegs der Zivilisationen. Angesichts der kommenden Kongresswahlen wird er von Republikanern samt Tea Party gewissenlos angeheizt.
Angst vor dem Fremden
Mehr als zwei Drittel der Amerikaner lehnen laut Umfragen den Bau des Kulturzentrums ab, weshalb die Republikanische Partei sich ausgerechnet habe, «dass es sich politisch lohnt, auf den Islam und die Muslime einzudreschen», glaubt Ibrahim Hooper vom....
Artikel,Gedanken, Ideen, Links und Kommentare plus etwas Musik sowie ab und an etwas zum Schmunzeln, aber mit einer politischen bzw. geo-politischen Tendenz. Deutsch und Englisch. Kommentare und Artikel von Lesern sind willkommen!
Articles, thoughts, ideas and comments plus some music and the odd joke, though with a political and geo-political bent. German and English. Readers are invited to submit articles and comments!
Donnerstag, August 26, 2010
Sonntag, August 22, 2010
Banken - Unter Heimatschutz
Tages Anzeiger Magazin
Unter Heimatschutz
Die Schweizer Grossbanken werden über die Staatsgarantie versteckt subventioniert. Höchste Zeit, den freien Markt wieder spielen zu lassen — im Interesse des ganzen Landes.
21.08.2010 von Mark Dittli
Alles ist wieder gut. Die westlichen Banken haben ihr Rendezvous mit dem Tod überlebt, der Schock des Untergangs der Investmentbank Lehman Brothers vom September 2008 ist verdaut. Normalität ist ins Geschäft zurückgekehrt. Die namhaften global tätigen Finanzinstitute schreiben erneut Milliardengewinne, auch die UBS meldet wieder selbstbewusst schwarze Zahlen. Alle wichtigen europäischen Banken haben den im Juli durchgeführten Stresstest, in dem ihre Solidität geprüft wurde, mit Leichtigkeit bestanden. Business as usual herrscht wieder in der Branche. Oder vielmehr: better than usual. Die Krise hat einige lästige Konkurrenten vom Markt gefegt, und die Tiefzinspolitik der Notenbanken verschafft den Finanzhäusern Geld zum Nulltarif. Alles ist besser denn je. Oder doch nicht?
«Die Bankenwelt ist heute in einem schlimmeren Zustand als vor 2008. Die Risiken sind nach wie vor riesig», warnt der in Harvard lehrende Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson. «Die Gefahren sind nicht einmal ansatzweise gebannt. Und die meisten Staaten können sich eine zweite Bankenkrise nicht leisten», sagt Simon Johnson, Ökonomieprofessor am ebenso renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT).
Die beiden zählen zu einer Gruppe von Ökonomen, Notenbankern und Historikern, vor allem aus dem angelsächsischen Raum, die davor warnt, die Finanzkrise als überwunden zu betrachten und den Banken wieder freie Hand bei der Verfolgung ihrer profitablen Geschäfte zu geben. Sie warnen, die Finanzkolosse Europas und der USA seien so gross und nach wie vor dermassen riskant finanziert, dass sie für ihre Domizilstaaten eine nicht mehr tragbare Gefahr darstellten. Radikalere Massnahmen zur Bändigung der Branche seien nötig — bis hin zur....
Unter Heimatschutz
Die Schweizer Grossbanken werden über die Staatsgarantie versteckt subventioniert. Höchste Zeit, den freien Markt wieder spielen zu lassen — im Interesse des ganzen Landes.
21.08.2010 von Mark Dittli
Alles ist wieder gut. Die westlichen Banken haben ihr Rendezvous mit dem Tod überlebt, der Schock des Untergangs der Investmentbank Lehman Brothers vom September 2008 ist verdaut. Normalität ist ins Geschäft zurückgekehrt. Die namhaften global tätigen Finanzinstitute schreiben erneut Milliardengewinne, auch die UBS meldet wieder selbstbewusst schwarze Zahlen. Alle wichtigen europäischen Banken haben den im Juli durchgeführten Stresstest, in dem ihre Solidität geprüft wurde, mit Leichtigkeit bestanden. Business as usual herrscht wieder in der Branche. Oder vielmehr: better than usual. Die Krise hat einige lästige Konkurrenten vom Markt gefegt, und die Tiefzinspolitik der Notenbanken verschafft den Finanzhäusern Geld zum Nulltarif. Alles ist besser denn je. Oder doch nicht?
«Die Bankenwelt ist heute in einem schlimmeren Zustand als vor 2008. Die Risiken sind nach wie vor riesig», warnt der in Harvard lehrende Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson. «Die Gefahren sind nicht einmal ansatzweise gebannt. Und die meisten Staaten können sich eine zweite Bankenkrise nicht leisten», sagt Simon Johnson, Ökonomieprofessor am ebenso renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT).
Die beiden zählen zu einer Gruppe von Ökonomen, Notenbankern und Historikern, vor allem aus dem angelsächsischen Raum, die davor warnt, die Finanzkrise als überwunden zu betrachten und den Banken wieder freie Hand bei der Verfolgung ihrer profitablen Geschäfte zu geben. Sie warnen, die Finanzkolosse Europas und der USA seien so gross und nach wie vor dermassen riskant finanziert, dass sie für ihre Domizilstaaten eine nicht mehr tragbare Gefahr darstellten. Radikalere Massnahmen zur Bändigung der Branche seien nötig — bis hin zur....
Donnerstag, August 19, 2010
Metalle unter Strom
11. August 2010, Neue Zürcher Zeitung
Metalle unter Strom
Wird der Ausbau der Elektromobilität von einem Rohstoffengpass ausgebremst?
Dem Elektroauto soll die Zukunft gehören. Aber wird diese Zukunft auch die Rohstoffe bieten, die das Elektroauto benötigt? Ja, sagen deutsche Forscher, aber wohl nur zu einem höheren Preis.
Leonid Leiva
Die einen geloben es, die anderen verlangen es. Doch bis das Elektroauto in grossem Stil auf die Strasse kommt, werden wohl noch ein paar Jahrzehnte vergehen. Dennoch blickt das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) im Auftrag der deutschen Regierung schon heute mit orakelnden Augen in die Zukunft. Man möchte wissen, ob bis zum Jahr 2050 der Mangel an Reserven wichtiger Rohstoffe einem Ausbau der Elektromobilität im Wege stehen könnte. 2009 legte das ISI bereits eine Vorschau auf die Entwicklung der Lithiumbestände vor. Nun folgt eine Untersuchung zum Edelmetall Kupfer.
Steigender Bedarf
In einem Benzin- oder Dieselauto der Mittelklasse fahren schon heute rund 25 Kilogramm Kupfer mit. Bei Hybridantrieben....
Metalle unter Strom
Wird der Ausbau der Elektromobilität von einem Rohstoffengpass ausgebremst?
Dem Elektroauto soll die Zukunft gehören. Aber wird diese Zukunft auch die Rohstoffe bieten, die das Elektroauto benötigt? Ja, sagen deutsche Forscher, aber wohl nur zu einem höheren Preis.
Leonid Leiva
Die einen geloben es, die anderen verlangen es. Doch bis das Elektroauto in grossem Stil auf die Strasse kommt, werden wohl noch ein paar Jahrzehnte vergehen. Dennoch blickt das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) im Auftrag der deutschen Regierung schon heute mit orakelnden Augen in die Zukunft. Man möchte wissen, ob bis zum Jahr 2050 der Mangel an Reserven wichtiger Rohstoffe einem Ausbau der Elektromobilität im Wege stehen könnte. 2009 legte das ISI bereits eine Vorschau auf die Entwicklung der Lithiumbestände vor. Nun folgt eine Untersuchung zum Edelmetall Kupfer.
Steigender Bedarf
In einem Benzin- oder Dieselauto der Mittelklasse fahren schon heute rund 25 Kilogramm Kupfer mit. Bei Hybridantrieben....
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Dienstag, August 17, 2010
Freitag, August 13, 2010
Denkt das Gehirn?
7. August 2010, Neue Zürcher Zeitung
Denkt das Gehirn?
Eine «neurophilosophische» Debatte
Uwe Justus Wenzel
Länger schon hat die Wissenschaft festgestellt, dass das menschliche Zentralorgan kein Zentrum enthält: Das Gehirn mag so etwas wie eine Schaltzentrale sein, es hat aber keinen Hauptschalter und Hauptverwalter, keinen Maestro, der das Orchester der Hirnzellen und Synapsen dirigierte. Gleichwohl reden Neurowissenschafter und auch ihnen zur Seite stehende «Neurophilosophen» nicht selten vom Gehirn so, als ob es ein Akteur wäre. Dann tut sich nicht nur etwas in ihm, es tut vielmehr «selbst» etwas; es – oder auch einer seiner Teile – denkt, nimmt wahr, interpretiert, fühlt, wünscht, will, entscheidet. Ist es aber statthaft, so zu reden? Kann man dem Gehirn im Ernst zuschreiben, was für gewöhnlich von Menschen – von Personen – gesagt wird?
Eine illustre Runde
Ganz neu ist die Frage nicht. Aristoteles hat etwa dreieinhalb Jahrhunderte vor Beginn unserer Zeitrechnung in seiner Abhandlung über die Seele zu bedenken gegeben: Wer formuliere, «die Seele gerate in Zorn», behaupte der nicht das Gleiche wie einer, der meine, die Seele webe oder baue? Es sei, empfiehlt der Philosoph, «wohl besser, nicht zu sagen, die Seele habe Mitleid oder lerne oder denke nach, sondern der Mensch mittels der Seele». Aus der Seele ist inzwischen das Gehirn geworden, das dem Menschen das Privileg des Denkens und Fühlens streitig macht. Oder könnte es sein, dass die Hirnforscher eben doch....
Denkt das Gehirn?
Eine «neurophilosophische» Debatte
Uwe Justus Wenzel
Länger schon hat die Wissenschaft festgestellt, dass das menschliche Zentralorgan kein Zentrum enthält: Das Gehirn mag so etwas wie eine Schaltzentrale sein, es hat aber keinen Hauptschalter und Hauptverwalter, keinen Maestro, der das Orchester der Hirnzellen und Synapsen dirigierte. Gleichwohl reden Neurowissenschafter und auch ihnen zur Seite stehende «Neurophilosophen» nicht selten vom Gehirn so, als ob es ein Akteur wäre. Dann tut sich nicht nur etwas in ihm, es tut vielmehr «selbst» etwas; es – oder auch einer seiner Teile – denkt, nimmt wahr, interpretiert, fühlt, wünscht, will, entscheidet. Ist es aber statthaft, so zu reden? Kann man dem Gehirn im Ernst zuschreiben, was für gewöhnlich von Menschen – von Personen – gesagt wird?
Eine illustre Runde
Ganz neu ist die Frage nicht. Aristoteles hat etwa dreieinhalb Jahrhunderte vor Beginn unserer Zeitrechnung in seiner Abhandlung über die Seele zu bedenken gegeben: Wer formuliere, «die Seele gerate in Zorn», behaupte der nicht das Gleiche wie einer, der meine, die Seele webe oder baue? Es sei, empfiehlt der Philosoph, «wohl besser, nicht zu sagen, die Seele habe Mitleid oder lerne oder denke nach, sondern der Mensch mittels der Seele». Aus der Seele ist inzwischen das Gehirn geworden, das dem Menschen das Privileg des Denkens und Fühlens streitig macht. Oder könnte es sein, dass die Hirnforscher eben doch....
Donnerstag, August 12, 2010
Beethoven and more.....
Beethoven: Symphonie Nr. 9 Molto Vivace
(Russian) Red Army Choir and Leningrad Cowboys: Kalinka
(Russian) Red Army Choir and Leningrad Cowboys: Knockin' on heaven's door
(Russian) Red Army Choir and Leningrad Cowboys: Kalinka
(Russian) Red Army Choir and Leningrad Cowboys: Knockin' on heaven's door
Mittwoch, August 11, 2010
Jugendgewalt - Den Tätern Paroli bieten
NZZ Online
7. August 2010
Den Tätern Paroli bieten
Jugendgewalt ist ein grosses deutsches Thema
Prävention ist wichtig, aber wo sie zu spät kommt, muss der Gewalt mit Mut, klug dosierter Repression und einer strengeren Ahndung brutaler Exzesse begegnet werden. So könnte die Lehre lauten, die sich mit den Namen Dominik Brunner und Kirsten Heisig verbindet.
Joachim Güntner
Am 12. September 2009 starb Dominik Brunner, und Deutschland betrauerte einen Helden. Der 50-jährige Unternehmer hatte sich schützend vor Jugendliche gestellt, die in der S-Bahn von zwei Halbstarken drangsaliert worden waren. Als die Gruppe am Bahnhof München-Solln ausstieg, war die bestellte Polizei noch nicht eingetroffen, es kam zu einer für Brunner tödlichen Schlägerei zwischen ihm und den beiden Kriminellen. Mehr als zwanzig Verletzungen, darunter auch einen Tritt an die Schläfe, der am Stiefelabdruck zu identifizieren war, ergab die Obduktion. Viele davon hatte Brunner erlitten, als er bereits am Boden lag. «Minutenmonster», die kaum Gründe brauchen und «mit irrsinniger Wut zuschlagen», nannte der «Spiegel» die 17 und 18 Jahre alten Täter. Das Opfer Brunner hingegen galt dem Magazin als «Held der Zivilgesellschaft», als idealer Bürger, «der sich einmischt und der Gesellschaft jenen Gemeinsinn gibt, ohne den sie nur eine Ansammlung von Egoisten bliebe». Brunner erhielt postum.....
7. August 2010
Den Tätern Paroli bieten
Jugendgewalt ist ein grosses deutsches Thema
Prävention ist wichtig, aber wo sie zu spät kommt, muss der Gewalt mit Mut, klug dosierter Repression und einer strengeren Ahndung brutaler Exzesse begegnet werden. So könnte die Lehre lauten, die sich mit den Namen Dominik Brunner und Kirsten Heisig verbindet.
Joachim Güntner
Am 12. September 2009 starb Dominik Brunner, und Deutschland betrauerte einen Helden. Der 50-jährige Unternehmer hatte sich schützend vor Jugendliche gestellt, die in der S-Bahn von zwei Halbstarken drangsaliert worden waren. Als die Gruppe am Bahnhof München-Solln ausstieg, war die bestellte Polizei noch nicht eingetroffen, es kam zu einer für Brunner tödlichen Schlägerei zwischen ihm und den beiden Kriminellen. Mehr als zwanzig Verletzungen, darunter auch einen Tritt an die Schläfe, der am Stiefelabdruck zu identifizieren war, ergab die Obduktion. Viele davon hatte Brunner erlitten, als er bereits am Boden lag. «Minutenmonster», die kaum Gründe brauchen und «mit irrsinniger Wut zuschlagen», nannte der «Spiegel» die 17 und 18 Jahre alten Täter. Das Opfer Brunner hingegen galt dem Magazin als «Held der Zivilgesellschaft», als idealer Bürger, «der sich einmischt und der Gesellschaft jenen Gemeinsinn gibt, ohne den sie nur eine Ansammlung von Egoisten bliebe». Brunner erhielt postum.....
Dienstag, August 10, 2010
Der Sparwahn kennt keine Tabus mehr
Tages Anzeiger Online 09.08.2010
Der Sparwahn kennt keine Tabus mehr
Von Philipp Löpfe.
US-Bundesstaaten und deutsche Bundesländer setzen den Rotstift an: Schulen werden geschlossen, Strassen verlottern und Beamte werden entlassen. Die reichsten Nationen der Welt zerstören ihre eigene Zukunft.
Die Finanznöte der US-Bundesstaaten sind riesig. Konkret sieht es wie folgt aus: Illinois wird dieses Jahr sein Budget für Schulen um mindestens 300 Millionen Dollar kürzen, wie die «Financial Times» berichtet. Das heisst: Jede fünfte Lehrerstelle und fast jede zweite Hilfslehrerstelle wird gestrichen. Die Behörden von Illinois sehen keine Alternative. Der Bundesstaat rechnet im laufenden Jahr mit einem Defizit von zwölf Milliarden Dollar, ungefähr die Hälfte des gesamten Budgets.
Der Heimatstaat von Abraham Lincoln und Barack Obama ist keine Ausnahme. In den meisten anderen Staaten fehlen ebenfalls Milliarden in den öffentlichen Kassen, und die US-Bundesstaaten – mit Ausnahme von Vermont – kennen wie die Schweiz eine Schuldenbremse. Sie dürfen sich nicht verschulden. Deshalb wird auch in New Jersey das Budget für Bildung zusammengestrichen, Idaho kürzt seine Beiträge an bedürftige Rentner und Behinderte, und Mississippi schliesst Jugendstrafanstalten. Nicht nur die Bundesstaten, auch die Gemeinden greifen zum Rotstift. In Colorado Springs wird neuerdings ein Drittel der Strassenbeleuchtung abgeschaltet. Andernorts werden geteerte Strassen wieder in Naturstrassen verwandelt, weil....
Der Sparwahn kennt keine Tabus mehr
Von Philipp Löpfe.
US-Bundesstaaten und deutsche Bundesländer setzen den Rotstift an: Schulen werden geschlossen, Strassen verlottern und Beamte werden entlassen. Die reichsten Nationen der Welt zerstören ihre eigene Zukunft.
Die Finanznöte der US-Bundesstaaten sind riesig. Konkret sieht es wie folgt aus: Illinois wird dieses Jahr sein Budget für Schulen um mindestens 300 Millionen Dollar kürzen, wie die «Financial Times» berichtet. Das heisst: Jede fünfte Lehrerstelle und fast jede zweite Hilfslehrerstelle wird gestrichen. Die Behörden von Illinois sehen keine Alternative. Der Bundesstaat rechnet im laufenden Jahr mit einem Defizit von zwölf Milliarden Dollar, ungefähr die Hälfte des gesamten Budgets.
Der Heimatstaat von Abraham Lincoln und Barack Obama ist keine Ausnahme. In den meisten anderen Staaten fehlen ebenfalls Milliarden in den öffentlichen Kassen, und die US-Bundesstaaten – mit Ausnahme von Vermont – kennen wie die Schweiz eine Schuldenbremse. Sie dürfen sich nicht verschulden. Deshalb wird auch in New Jersey das Budget für Bildung zusammengestrichen, Idaho kürzt seine Beiträge an bedürftige Rentner und Behinderte, und Mississippi schliesst Jugendstrafanstalten. Nicht nur die Bundesstaten, auch die Gemeinden greifen zum Rotstift. In Colorado Springs wird neuerdings ein Drittel der Strassenbeleuchtung abgeschaltet. Andernorts werden geteerte Strassen wieder in Naturstrassen verwandelt, weil....
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Montag, August 09, 2010
Nicht alles, was zählt, kann gezählt werden
7. August 2010, Neue Zürcher Zeitung
Nicht alles, was zählt, kann gezählt werden
Ein Plädoyer wider die Magie der Zahlen – und ein Vorschlag zur Forschungsförderung
Zahlen sind unentbehrlich und nützlich, Zahlen können aber auch trügen – etwa solche, die bei der Evaluation von wissenschaftlichen Leistungen ins Spiel kommen. Wie könnte man in der Forschungsförderung dem Unberechenbaren besser Rechnung tragen?
Dimitrios Kolymbas
Es heisst: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Denn oft weiss man nicht im Voraus, welche die bessere Wahl ist. Nur selten kommt einem da die Intuition zur Hilfe, wie bei Paris, als er die schönste Göttin auswählte. Eine schlechte Wahl führt nicht nur zu einem schlechten Ergebnis, sondern verbaut auch die Möglichkeit zur besseren Alternative. Darüber hinaus präjudiziert sie künftige Entscheidungen. In seiner Not, die richtige Entscheidung zu treffen, greift der Mensch gerne auf Zahlen zurück, denn sie erwecken den Eindruck der Objektivität, Exaktheit und Berechenbarkeit. Diese suggestive Wirkung der Zahlen wurde bereits von Propheten, Philosophen und Dichtern genutzt, um die Prägnanz ihrer Visionen zu unterstreichen.
Umfragen
Mit dem Aufkommen der Naturwissenschaften ist die Bedeutung von Zahlen gewachsen. War früher die Festigkeit eines Pfeilers allein durch das Gefühl des Baumeisters zu beurteilen, so wurde sie später eine messbare Grösse, die in Zahlen ausgedrückt werden kann. Gewiss sind physikalische Grössen nicht....
Nicht alles, was zählt, kann gezählt werden
Ein Plädoyer wider die Magie der Zahlen – und ein Vorschlag zur Forschungsförderung
Zahlen sind unentbehrlich und nützlich, Zahlen können aber auch trügen – etwa solche, die bei der Evaluation von wissenschaftlichen Leistungen ins Spiel kommen. Wie könnte man in der Forschungsförderung dem Unberechenbaren besser Rechnung tragen?
Dimitrios Kolymbas
Es heisst: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Denn oft weiss man nicht im Voraus, welche die bessere Wahl ist. Nur selten kommt einem da die Intuition zur Hilfe, wie bei Paris, als er die schönste Göttin auswählte. Eine schlechte Wahl führt nicht nur zu einem schlechten Ergebnis, sondern verbaut auch die Möglichkeit zur besseren Alternative. Darüber hinaus präjudiziert sie künftige Entscheidungen. In seiner Not, die richtige Entscheidung zu treffen, greift der Mensch gerne auf Zahlen zurück, denn sie erwecken den Eindruck der Objektivität, Exaktheit und Berechenbarkeit. Diese suggestive Wirkung der Zahlen wurde bereits von Propheten, Philosophen und Dichtern genutzt, um die Prägnanz ihrer Visionen zu unterstreichen.
Umfragen
Mit dem Aufkommen der Naturwissenschaften ist die Bedeutung von Zahlen gewachsen. War früher die Festigkeit eines Pfeilers allein durch das Gefühl des Baumeisters zu beurteilen, so wurde sie später eine messbare Grösse, die in Zahlen ausgedrückt werden kann. Gewiss sind physikalische Grössen nicht....
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Dienstag, August 03, 2010
Mit Kindersklaven zu Wohlstand
Tages Anzeiger Online
Mit Kindersklaven zu Wohlstand
Von Stefan Eiselin.
Eine neue Studie der Uni Oxford stellt die bisherige Wirtschaftsgeschichte in Frage: Nur dank massivem Einsatz von Kindern konnte Grossbritannien zur ersten modernen Wirtschaftsmacht aufsteigen.
Jane Humphries hat Hunderte von statistischen Quellen aus 600 Autobiographien ausgewertet. Und dabei eine Entdeckung gemacht, welche die bisherige Geschichtsschreibung auf den Kopf stellt. Kinderarbeit war demnach weitaus wichtiger für die industrielle Revolution als bislang angenommen. Anfang des 19. Jahrhunderts habe es in Grossbritannien über eine Million Kinder gegeben, die in Fabriken geschuftet hätten, so die Professorin der Elite-Universität Oxford. Damit hätten sie 15 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung ausgemacht.
Damals wuchs Grossbritannien gerade zur ersten modernen Wirtschaftsmacht der Welt heran. Vor allem an Wasserläufen auf dem Land schossen neue Fabriken aus dem Boden. Für sie gab es viel zu wenig Arbeitskräfte: Die in den....
Mit Kindersklaven zu Wohlstand
Von Stefan Eiselin.
Eine neue Studie der Uni Oxford stellt die bisherige Wirtschaftsgeschichte in Frage: Nur dank massivem Einsatz von Kindern konnte Grossbritannien zur ersten modernen Wirtschaftsmacht aufsteigen.
Jane Humphries hat Hunderte von statistischen Quellen aus 600 Autobiographien ausgewertet. Und dabei eine Entdeckung gemacht, welche die bisherige Geschichtsschreibung auf den Kopf stellt. Kinderarbeit war demnach weitaus wichtiger für die industrielle Revolution als bislang angenommen. Anfang des 19. Jahrhunderts habe es in Grossbritannien über eine Million Kinder gegeben, die in Fabriken geschuftet hätten, so die Professorin der Elite-Universität Oxford. Damit hätten sie 15 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung ausgemacht.
Damals wuchs Grossbritannien gerade zur ersten modernen Wirtschaftsmacht der Welt heran. Vor allem an Wasserläufen auf dem Land schossen neue Fabriken aus dem Boden. Für sie gab es viel zu wenig Arbeitskräfte: Die in den....
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