Tages-Anzeiger.ch 30.12.2008
«Der Hass der Araber ist enorm gewachsen»
Von Claudia Kühner
Helga Baumgarten, Politologin in Jerusalem, glaubt nicht, dass Israel die Hamas entscheidend schwächen kann. Im Gegenteil.
Tages-Anzeiger.ch 30.12.2008
«Der Hass der Araber ist enorm gewachsen»
Von Claudia Kühner
Helga Baumgarten, Politologin in Jerusalem, glaubt nicht, dass Israel die Hamas entscheidend schwächen kann. Im Gegenteil.
Kann die Hamas militärisch niedergerungen werden?
Nein. Denn sie ist nicht fassbar. Sie ist keine Terrorgruppe, keine Armee, sondern eine religiös-nationale Partei, verankert in der Bevölkerung. Mit ihr kann man nur politisch umgehen.
Was kann Israel dann also erreichen?
Nur die absolute Zerstörung, alles in Schutt und Asche bomben. Der Hass in der palästinensischen Gesellschaft, aber auch in der restlichen arabischen Welt ist enorm gewachsen.
Umgekehrt gefragt, wie gross ist der Rückhalt der Hamas in der Bevölkerung, verglichen vor dem Angriff und seither?
Schwer zu beantworten. Umfragen hatten Verluste für die Hamas gezeigt, die Anhängerschaft bei knapp 30 Prozent und 40 für die Fatah. Dasselbe Bild bot sich aber vor den Wahlen 2006, und das Ergebnis war dann ein Sieg für die Hamas. Sicher ist, dass die Bevölkerung gespalten ist zwischen Hamas- und Fatah-Anhängern, im Westjordanland, in Jerusalem, in Gaza. Viele sind frustriert, dass man nach der Wahl die Hamas ausschaltete und andererseits die Hamas nicht optimal mit dem Boykott umging. Allerdings sagen viele in Gaza, dass es dort zum ersten Mal persönliche Sicherheit gab, seit die Hamas regierte. Andere wünschen die Hamas in die Hölle, das gibt es auch.
«Nützt» die Bombardierung der Hamas?
Sehr schwer zu sagen. Weil es zwei Tendenzen gibt. Die eine sagt, es gibt nur den Weg der nationalen Einheit. Andererseits wird fast noch mehr Kritik laut an Mahmoud Abbas Kurs. Viele sind schockiert, dass die Regierung jetzt verlauten liess, die Hamas sei allein schuld an der jüngsten Entwicklung. Das ist für die Fatah absolut negativ. Die Stimmung überall geht in die Richtung, dass Israel keine Alternative lasse als den Widerstand.
Nun sagen ja Aussenministerin Livni oder Verteidigungsminister Barak, der Gegner sei die Hamas, nicht die Bevölkerung.
Alle wissen, und das wird auch in der israelischen Presse geschrieben, dass es um die gesamte Bevölkerung geht. Überall werden die Siedlungen ausgebaut, in Ostjerusalem werden Leute aus ihren Häusern vertrieben, es gibt keine Baubewilligungen für Araber. Summa summarum erleben es die Palästinenser so, dass sie unabhängig von ihrem Kurs unterdrückt werden. Vorsichtig formuliert, wirken sich die jüngsten Ereignisse negativ aus für Abbas und seinen Premier Fayyad von der Fatah, und eher positiv für die Hamas.
Ist die Hamas, gerade in Gaza, eine geschlossene Gruppierung oder gibt es dort nicht auch innere Konflikte über den richtigen Kurs?
Ich sehe die Hamas als eine geschlossenen Organisation, in der aber viel diskutiert und gestritten wird. Wenn aber ein Entscheid gefallen ist, wird er von allen mitgetragen. Ich sehe auch keine Aufspaltung zwischen der Diaspora in Damaskus oder Beirut und Gaza, auch nicht die Spaltung zwischen militärischem und politischem Flügel.
Es soll Hinweise geben, dass radikalere Kräfte abwandern in Richtung al-Qaida. Ist das richtig?
Innerhalb der Hamas sind extremistischere Tendenzen stärker geworden. Ausserhalb der Hamas sind es vor allem religiöse Radikale, die ihre Gewalt aber eher gegen die eigene Gesellschaft richten, etwa in Schulen, gegen das Internet, nicht gegen Israel.
Es haben aber nicht nur Hamas-Leute Raketen abgeschossen.
Richtig, das sind auch Islamischer Jihad und Fatah-Anhänger, die selbstständig operieren. Es waren gerade sie, die während der Waffenruhe weiterschossen. Hamas wollte das unterbinden, was aber offenkundig nicht gelang.
Ist al-Qaida in Gaza aktiv?
Eher nein. Die Frage ist, wie definiert man hier al-Qaida. Es wurde sicher niemand von Osama Bin Laden hingeschickt.
Welche Wirkung haben die Ereignisse auf die Araber in Israel?
Das Verhältnis wird sich weiter zuspitzen zwischen jüdischen und arabischen Israeli, weil die Araber und ihre Parteien im Parlament die Gewalt nicht unterstützen.
Wie wird es in der Westbank weitergehen?
Dort ist das Problem, dass Abbas den Dialog will, die Hamas nicht, solange ihre Abgeordneten mehrheitlich im Gefängnis sitzen. In der Tendenz wird die Hamas gestärkt werden.
Und in der arabischen Welt?
Sie wird sich wieder radikalisieren. Die Regimes sind bei vielen verhasst, aber auch flexibel. Sie werden nachgeben, bis die Kundgebungen wieder abnehmen.
Was also kann Israel dann erreichen angesichts solcher Szenarien?
Leider spielt der Wahlkampf eine wichtige Rolle. Jetzt müsste Israel so schnell als möglich wieder zu einem Waffenstillstand kommen und das Problem politisch angehen. Das Grundübel ist die Besetzung, die auch noch ständig expandiert.
Helga Baumgarten lehrt Politikwissenschaft an der Universität Bir Zeit in der Westbank. Zuletzt ist von ihr das Buch «Hamas. Der politische Islam in Palästina» erschienen. (Tages-Anzeiger)
Erstellt: 30.12.2008, 22:28 Uhr
Artikel,Gedanken, Ideen, Links und Kommentare plus etwas Musik sowie ab und an etwas zum Schmunzeln, aber mit einer politischen bzw. geo-politischen Tendenz. Deutsch und Englisch. Kommentare und Artikel von Lesern sind willkommen!
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Mittwoch, Dezember 31, 2008
Sonntag, Dezember 28, 2008
George Soros: Den Launen des Markts sind Grenzen zu setzen
Tages Anzeiger 24.12.2008
Den Launen des Markts sind Grenzen zu setzen
Von George Soros. A
«Natürlich ist es unmöglich, die Bildung von Blasen zu verhindern, aber es sollte möglich sein, sie in erträglichen Grenzen zu halten. Die Suche nach dem optimalen Marktgleichgewicht ist letztlich ein endloser Prozess des Ausprobierens.»
George Soros ist einer der führenden Investmentbanker der USA.
Tages Anzeiger 24.12.2008
Den Launen des Markts sind Grenzen zu setzen
Von George Soros. A
«Natürlich ist es unmöglich, die Bildung von Blasen zu verhindern, aber es sollte möglich sein, sie in erträglichen Grenzen zu halten. Die Suche nach dem optimalen Marktgleichgewicht ist letztlich ein endloser Prozess des Ausprobierens.»
George Soros ist einer der führenden Investmentbanker der USA.
Wir befinden uns in der schlimmsten Finanzkrise seit den 30er-Jahren. Bemerkenswert ist, dass sie nicht durch einen externen Schock wie eine Anhebung der Ölpreise durch die Opec ausgelöst wurde. Die aktuelle Krise wurde durch das Finanzsystem selbst provoziert.
Dieses Faktum - die Existenz eines Systemfehlers - steht in Widerspruch zur geläufigen Theorie, wonach Finanzmärkte ein Gleichgewicht anstreben und Abweichungen entweder zufällig oder durch ein plötzliches externes Ereignis entstehen, an das sich die Märkte nur schwer anpassen können. Der derzeit praktizierte Ansatz der Marktregulierung basiert auf dieser Theorie, aber die Intensität und das Ausmass der Krise zeigen, dass mit ihr grundsätzlich etwas nicht stimmt.
Ich habe eine alternative Theorie entwickelt, wonach die Finanzmärkte die grundlegenden Bedingungen nicht exakt abbilden. Vielmehr präsentieren sie ein auf die eine oder andere Weise einseitiges oder verzerrtes Bild. Noch bedeutsamer ist, dass die verzerrten Ansichten der Marktteilnehmer unter gewissen Umständen die sogenannten Fundamentaldaten in Mitleidenschaft ziehen, die eigentlich die Marktpreise abbilden sollten.
Eine geplatzte Superblase
Diese Rückkoppelung zwischen Preisen und Realität bezeichne ich als «Reflexivität». Ich glaube, dass Finanzmärkte immer reflexiv sind und gelegentlich weit vom Gleichgewicht abweichen. Mit andern Worten: Finanzmärkte neigen dazu, Blasen zu bilden.
Die aktuelle Krise entstand auf dem Subprime-Hypothekenmarkt. Das Platzen der US-Immobilienblase war der zündende Funke, der eine riesige Superblase sprengte, die sich ab den 80er- Jahren gebildet hatte, als der Marktfundamentalismus zum vorherrschenden Dogma wurde. Dieses führte - ausgehend von der falschen Annahme, dass Märkte ein Gleichgewicht anstreben - zu Deregulierung, Globalisierung und Finanzinnovationen.
Nun ist das Kartenhaus eingestürzt. Mit der Insolvenz von Lehman Brothers im September 2008 geschah das Unvorstellbare: Das Finanzsystem erlitt einen Herzstillstand. Mit der künstlichen Beatmung wurde umgehend begonnen. Die Behörden in den Industrieländern garantierten, dass sie keine anderen wichtigen Institutionen in die Pleite schlittern lassen würden.
Länder an der Peripherie des internationalen Finanzsystems konnten jedoch keine gleich wirksamen Garantien abgeben. Das führte zu Kapitalflucht aus den Ländern Osteuropas, Asiens und Lateinamerikas. Die Währungen fielen gegenüber dem Dollar und dem Yen. Die Rohstoffpreise stürzten ab, und die Zinssätze in den Schwellenländern schnellten hoch.
Der Wettlauf zur Rettung des internationalen Finanzsystems ist noch im Gang. Selbst bei erfolgreichem Ausgang dürften Konsumenten, Anleger und Firmen aber schwere Auswirkungen zu spüren bekommen. Eine tiefe Rezession ist unausweichlich, die Möglichkeit einer Depression kann nicht ausgeschlossen werden.
Was ist zu tun? Weil Finanzmärkte dazu neigen, Vermögenspreisblasen hervorzubringen, müssen Regulierungsbehörden die Verantwortung übernehmen, dass diese Blasen nicht zu gross werden. Bislang haben die Finanzaufsichtsbehörden genau diese Verantwortung weit von sich gewiesen.
Neue Regeln tun not
Natürlich ist es unmöglich, die Bildung von Blasen zu verhindern, aber es sollte möglich sein, sie in erträglichen Grenzen zu halten. Die Kontrolle der Geldmenge vermag das nicht zu leisten. Auch die Kreditbedingungen sind zu berücksichtigen, da sich Geld und Kredite nicht im Gleichschritt bewegen. Die Märkte zeigen Launen und Tendenzen, denen man entgegenwirken muss. Um Kredite und Geld getrennt voneinander zu kontrollieren, müssen zusätzliche Instrumente angewandt oder, genauer gesagt, reaktiviert werden: Mindesteinschusssätze und Mindestkapitalanforderungen für Banken, wie sie in den 50er- und 60er-Jahren gebräuchlich waren.
Aufgrund der ausgeklügelten Finanzsteuerung von heute dürfte sich die Berechnung der Nachschusssätze und der Kapitalanforderung als extrem schwierig, wenn nicht gar unmöglich erweisen. Darum müssen neue Finanzprodukte von entsprechenden Stellen registriert und genehmigt werden.
Den Launen des Marktes entgegenzuwirken, erfordert Urteilsvermögen - und weil die Regulatoren auch nur Menschen sind, kann es schief gehen. Doch sie erhalten vom Markt immerhin Rückmeldung, die es ihnen ermöglichen sollte, Fehler zu korrigieren. Die Suche nach dem optimalen Gleichgewicht ist letztlich ein endloser Prozess des Ausprobierens.
Dieses Katz-und-Maus-Spiel zwischen Regulierungsbehörden und Marktteilnehmern ist schon im Gange, wurde aber in seinem Wesen bislang verkannt. Alan Greenspan, der frühere Vorsitzende der US-Notenbank, war mit seinen orakelhaften Äusserungen ein Meister der Manipulation: Statt zu seinen Aktionen zu stehen, gab er den passiven Beobachter. Darum konnten die Blasen während seiner Amtszeit so anwachsen.
Internationales Vorgehen
Weil die Finanzmärkte global sind, müssen dies auch die Regulierungsbestimmungen sein. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat somit eine neue Mission: Die Länder der Peripherie gegen die Auswirkungen von Stürmen zu schützen, die im Zentrum, also in den USA, entstehen.
Die Konsumenten in den USA können nicht länger Motor der Weltwirtschaft sein. Um eine globale Depression abzuwenden, müssen auch andere Länder ihre Volkswirtschaft ankurbeln. Aber Länder an der Peripherie, die keine hohen Exportüberschüsse haben, sind ausserstande, antizyklische Strategien umzusetzen. Es muss Aufgabe des IWF sein, diese zu finanzieren.
Auch wenn wir die internationale Regulierung verstärken, um das Überleben des globalen Finanzsystems zu sichern, dürfen wir dabei nicht zu weit gehen. Die Märkte sind unvollkommen, aber die Regulierungsbehörden sind es vielleicht noch mehr. Sie bestehen nicht nur aus Menschen, die irren können, sondern auch aus Bürokraten, die politischem Druck unterworfen sind. Darum sollte mit den Regulierungsbestimmungen das notwendige Minimum zur Aufrechterhaltung der Stabilität anvisiert werden. Nicht mehr.
Copyright: Project Syndicate, 2008
(Tages-Anzeiger)
Den Launen des Markts sind Grenzen zu setzen
Von George Soros. A
«Natürlich ist es unmöglich, die Bildung von Blasen zu verhindern, aber es sollte möglich sein, sie in erträglichen Grenzen zu halten. Die Suche nach dem optimalen Marktgleichgewicht ist letztlich ein endloser Prozess des Ausprobierens.»
George Soros ist einer der führenden Investmentbanker der USA.
Tages Anzeiger 24.12.2008
Den Launen des Markts sind Grenzen zu setzen
Von George Soros. A
«Natürlich ist es unmöglich, die Bildung von Blasen zu verhindern, aber es sollte möglich sein, sie in erträglichen Grenzen zu halten. Die Suche nach dem optimalen Marktgleichgewicht ist letztlich ein endloser Prozess des Ausprobierens.»
George Soros ist einer der führenden Investmentbanker der USA.
Wir befinden uns in der schlimmsten Finanzkrise seit den 30er-Jahren. Bemerkenswert ist, dass sie nicht durch einen externen Schock wie eine Anhebung der Ölpreise durch die Opec ausgelöst wurde. Die aktuelle Krise wurde durch das Finanzsystem selbst provoziert.
Dieses Faktum - die Existenz eines Systemfehlers - steht in Widerspruch zur geläufigen Theorie, wonach Finanzmärkte ein Gleichgewicht anstreben und Abweichungen entweder zufällig oder durch ein plötzliches externes Ereignis entstehen, an das sich die Märkte nur schwer anpassen können. Der derzeit praktizierte Ansatz der Marktregulierung basiert auf dieser Theorie, aber die Intensität und das Ausmass der Krise zeigen, dass mit ihr grundsätzlich etwas nicht stimmt.
Ich habe eine alternative Theorie entwickelt, wonach die Finanzmärkte die grundlegenden Bedingungen nicht exakt abbilden. Vielmehr präsentieren sie ein auf die eine oder andere Weise einseitiges oder verzerrtes Bild. Noch bedeutsamer ist, dass die verzerrten Ansichten der Marktteilnehmer unter gewissen Umständen die sogenannten Fundamentaldaten in Mitleidenschaft ziehen, die eigentlich die Marktpreise abbilden sollten.
Eine geplatzte Superblase
Diese Rückkoppelung zwischen Preisen und Realität bezeichne ich als «Reflexivität». Ich glaube, dass Finanzmärkte immer reflexiv sind und gelegentlich weit vom Gleichgewicht abweichen. Mit andern Worten: Finanzmärkte neigen dazu, Blasen zu bilden.
Die aktuelle Krise entstand auf dem Subprime-Hypothekenmarkt. Das Platzen der US-Immobilienblase war der zündende Funke, der eine riesige Superblase sprengte, die sich ab den 80er- Jahren gebildet hatte, als der Marktfundamentalismus zum vorherrschenden Dogma wurde. Dieses führte - ausgehend von der falschen Annahme, dass Märkte ein Gleichgewicht anstreben - zu Deregulierung, Globalisierung und Finanzinnovationen.
Nun ist das Kartenhaus eingestürzt. Mit der Insolvenz von Lehman Brothers im September 2008 geschah das Unvorstellbare: Das Finanzsystem erlitt einen Herzstillstand. Mit der künstlichen Beatmung wurde umgehend begonnen. Die Behörden in den Industrieländern garantierten, dass sie keine anderen wichtigen Institutionen in die Pleite schlittern lassen würden.
Länder an der Peripherie des internationalen Finanzsystems konnten jedoch keine gleich wirksamen Garantien abgeben. Das führte zu Kapitalflucht aus den Ländern Osteuropas, Asiens und Lateinamerikas. Die Währungen fielen gegenüber dem Dollar und dem Yen. Die Rohstoffpreise stürzten ab, und die Zinssätze in den Schwellenländern schnellten hoch.
Der Wettlauf zur Rettung des internationalen Finanzsystems ist noch im Gang. Selbst bei erfolgreichem Ausgang dürften Konsumenten, Anleger und Firmen aber schwere Auswirkungen zu spüren bekommen. Eine tiefe Rezession ist unausweichlich, die Möglichkeit einer Depression kann nicht ausgeschlossen werden.
Was ist zu tun? Weil Finanzmärkte dazu neigen, Vermögenspreisblasen hervorzubringen, müssen Regulierungsbehörden die Verantwortung übernehmen, dass diese Blasen nicht zu gross werden. Bislang haben die Finanzaufsichtsbehörden genau diese Verantwortung weit von sich gewiesen.
Neue Regeln tun not
Natürlich ist es unmöglich, die Bildung von Blasen zu verhindern, aber es sollte möglich sein, sie in erträglichen Grenzen zu halten. Die Kontrolle der Geldmenge vermag das nicht zu leisten. Auch die Kreditbedingungen sind zu berücksichtigen, da sich Geld und Kredite nicht im Gleichschritt bewegen. Die Märkte zeigen Launen und Tendenzen, denen man entgegenwirken muss. Um Kredite und Geld getrennt voneinander zu kontrollieren, müssen zusätzliche Instrumente angewandt oder, genauer gesagt, reaktiviert werden: Mindesteinschusssätze und Mindestkapitalanforderungen für Banken, wie sie in den 50er- und 60er-Jahren gebräuchlich waren.
Aufgrund der ausgeklügelten Finanzsteuerung von heute dürfte sich die Berechnung der Nachschusssätze und der Kapitalanforderung als extrem schwierig, wenn nicht gar unmöglich erweisen. Darum müssen neue Finanzprodukte von entsprechenden Stellen registriert und genehmigt werden.
Den Launen des Marktes entgegenzuwirken, erfordert Urteilsvermögen - und weil die Regulatoren auch nur Menschen sind, kann es schief gehen. Doch sie erhalten vom Markt immerhin Rückmeldung, die es ihnen ermöglichen sollte, Fehler zu korrigieren. Die Suche nach dem optimalen Gleichgewicht ist letztlich ein endloser Prozess des Ausprobierens.
Dieses Katz-und-Maus-Spiel zwischen Regulierungsbehörden und Marktteilnehmern ist schon im Gange, wurde aber in seinem Wesen bislang verkannt. Alan Greenspan, der frühere Vorsitzende der US-Notenbank, war mit seinen orakelhaften Äusserungen ein Meister der Manipulation: Statt zu seinen Aktionen zu stehen, gab er den passiven Beobachter. Darum konnten die Blasen während seiner Amtszeit so anwachsen.
Internationales Vorgehen
Weil die Finanzmärkte global sind, müssen dies auch die Regulierungsbestimmungen sein. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat somit eine neue Mission: Die Länder der Peripherie gegen die Auswirkungen von Stürmen zu schützen, die im Zentrum, also in den USA, entstehen.
Die Konsumenten in den USA können nicht länger Motor der Weltwirtschaft sein. Um eine globale Depression abzuwenden, müssen auch andere Länder ihre Volkswirtschaft ankurbeln. Aber Länder an der Peripherie, die keine hohen Exportüberschüsse haben, sind ausserstande, antizyklische Strategien umzusetzen. Es muss Aufgabe des IWF sein, diese zu finanzieren.
Auch wenn wir die internationale Regulierung verstärken, um das Überleben des globalen Finanzsystems zu sichern, dürfen wir dabei nicht zu weit gehen. Die Märkte sind unvollkommen, aber die Regulierungsbehörden sind es vielleicht noch mehr. Sie bestehen nicht nur aus Menschen, die irren können, sondern auch aus Bürokraten, die politischem Druck unterworfen sind. Darum sollte mit den Regulierungsbestimmungen das notwendige Minimum zur Aufrechterhaltung der Stabilität anvisiert werden. Nicht mehr.
Copyright: Project Syndicate, 2008
(Tages-Anzeiger)
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Freitag, Dezember 26, 2008
Tages-Anzeiger.ch : Die Moral ist den Wirtschaftsführern egal
Tages-Anzeiger.ch 24.12.2008
Die Moral ist den Wirtschaftsführern egal
Jetzt haben wir die Bescherung: Konjunktureinbruch, Arbeitslosigkeit, dahinschmelzende Altersvorsorge. Nein, Weihnachten ist nicht nur das Fest der süssen Engelein. Ein Kommentar von «Tages-Anzeiger»-Redaktor Bruno Schletti.
«Alles schon dagewesen», sagt der Esel im Stall.
«So?», fragt der Ochse.
«Harte Arbeit, kärgliche Nahrung und kaum Stroh auf dem nackten Boden. Und nebenan verteilen die Weisen aus dem Morgenland Boni im grossen Stil. Gold, Weihrauch, Myrrhe - es kann nicht genug kosten.»
«Und wir gehen leer aus», pflichtet der Ochse bei. «Wir sind doch immer die Esel.»
Tages-Anzeiger.ch 24.12.2008
Die Moral ist den Wirtschaftsführern egal
Jetzt haben wir die Bescherung: Konjunktureinbruch, Arbeitslosigkeit, dahinschmelzende Altersvorsorge. Nein, Weihnachten ist nicht nur das Fest der süssen Engelein. Ein Kommentar von «Tages-Anzeiger»-Redaktor Bruno Schletti.
«Alles schon dagewesen», sagt der Esel im Stall.
«So?», fragt der Ochse.
«Harte Arbeit, kärgliche Nahrung und kaum Stroh auf dem nackten Boden. Und nebenan verteilen die Weisen aus dem Morgenland Boni im grossen Stil. Gold, Weihrauch, Myrrhe - es kann nicht genug kosten.»
«Und wir gehen leer aus», pflichtet der Ochse bei. «Wir sind doch immer die Esel.»
Boni? Nichts Neues unter der Sonne. Wo also ist das Problem? Die Herrschaften mögen nicht über Moral reden. Alles nur Neid, Emotionen, Populismus, belehren uns die Kritisierten. Und der emeritierte Wirtschaftsprofessor Hans Geiger fragte unlängst in dieser Zeitung: «Ist Moral eine Frage der Einkommenshöhe?»
Nein, ist es nicht. Die Antwort ist klar, die Frage auch nur rhetorisch gestellt. Denn ein paar Zeilen zuvor schon gab Geiger die Antwort: «Ist es nicht gut, wenn man viel verdient? Wem es gutgeht, der kann auch Gutes tun, kann Steuern bezahlen, Kunst fördern, trägt mit seinen Ausgaben zur Wirtschaftsbelebung bei.» Die Gedankenfolge erinnert fatal an den moralischen Ansatz Robin Hoods: Klauen ist erlaubt, sofern man die Armen am Diebesgut teilhaben lässt. Der Zweck heiligt die Mittel.
Moral verkommt zur alten Mode
Doch, wir stellen die Frage nach der Moral. Obwohl sie nicht zeitgemäss scheint. «Heute», klagt Alice Schwarzer, «gilt man ja geradezu als altmodisch, wenn man eine Moral hat.» Unsere Gesellschaft hat sogar sie - die Moral - privatisiert. Und so ist sie einigen abhanden gekommen, wie Hans-Georg Kaiser in Versform zu berichten weiss:
Ochsen sind, das muss man wissen,
nicht verbildet, nicht gerissen.
Und die höhere Moral
ist den Ochsen auch egal.
Aus moralischer Sicht muss es eigentlich niemanden kümmern, wer welch hohe Boni ins Trockene scheffelt. Ob die gestrauchelten Banker mit mehr oder weniger Millionen unglücklich sind, ist einerlei. Denn machen wir uns nichts vor: Sie leiden an denselben Gebresten wie alle andern - im besseren Fall an Hämorrhoiden, im schlechteren an Depressionen.
Nicht die Boni sind das Problem. An ihnen lässt sich aber trefflich beobachten, wo das moralische Defizit eines Teils der Wirtschaftsführer verwurzelt ist: im Unvermögen, politisch denken zu können. Als vor Jahren die Kritik an den überzogenen Entschädigungen einsetzte, versuchten sich die Angesprochenen zunächst zu erklären und die Bezüge zu rechtfertigen. Als die Argumente nicht verfingen, gingen sie zum Gegenangriff über und bezichtigten ihre Kritiker des Neides. Als auch dies die Debatte nicht zum Verstummen brachte, gingen die Grossverdiener auf Tauchstation. Motto: kassieren und abwarten, bis die Angriffe verpuffen.
Nicht im Sinne des Gemeinwohls
Die Rechnung ging nicht auf. Im Gegenteil, die Kritik nahm an Schärfe zu und erfasste immer breitere Kreise. Nicht nur diese Debatte schätzte die Bonusklasse falsch ein. Ob Umgang mit den Holocaust-Opfern, ob Steuerfluchthilfe in den USA, ob artifizielle Unterscheidung von Steuerhinterziehung und Steuerbetrug - Mal für Mal schätzen Banker politische Entwicklungen falsch ein.
Nicht politisch denken heisst im Grunde genommen nichts anderes, als nicht im Sinne der Polis, nicht im Sinne des Gemeinwohls zu denken und zu handeln. Das ist das moralisch Verwerfliche an dem, was uns ein Teil der Wirtschaftselite vorlebt.
Übrigens: Vergessen Sie Esel und Ochse. Die beiden sind reine Fiktion. Lesen Sie, wenn Sie es nicht glauben, die Weihnachtsgeschichte im Lukas-Evangelium.
Aber halt, vielleicht hat uns der Evangelist einfach etwas Wichtiges unterschlagen. Da ging doch - erzählt die Fabel - ein mit Salz beladener Esel den Bach entlang. Er stolperte und fiel ins Wasser. Er rappelte sich wieder auf und stellte überrascht fest, dass seine Last viel leichter geworden war. Ein Teil des Salzes hatte sich im Wasser aufgelöst. Am nächsten Tag kam er mit Schwämmen beladen des Weges. Dieses Mal liess er sich - gewieft durch die Erfahrung - absichtlich ins Wasser fallen. Statt sich aufzulösen, sogen sich die Schwämme aber mit Wasser voll. Die Last wurde so schwer, dass der Esel nicht mehr aufstehen konnte und schliesslich jämmerlich ertrank.
Und die Moral der Geschichte: Es mag auf dieser Welt an Moral fehlen. An Eseln und Ochsen mangelt es nicht.
Die Moral ist den Wirtschaftsführern egal
Jetzt haben wir die Bescherung: Konjunktureinbruch, Arbeitslosigkeit, dahinschmelzende Altersvorsorge. Nein, Weihnachten ist nicht nur das Fest der süssen Engelein. Ein Kommentar von «Tages-Anzeiger»-Redaktor Bruno Schletti.
«Alles schon dagewesen», sagt der Esel im Stall.
«So?», fragt der Ochse.
«Harte Arbeit, kärgliche Nahrung und kaum Stroh auf dem nackten Boden. Und nebenan verteilen die Weisen aus dem Morgenland Boni im grossen Stil. Gold, Weihrauch, Myrrhe - es kann nicht genug kosten.»
«Und wir gehen leer aus», pflichtet der Ochse bei. «Wir sind doch immer die Esel.»
Tages-Anzeiger.ch 24.12.2008
Die Moral ist den Wirtschaftsführern egal
Jetzt haben wir die Bescherung: Konjunktureinbruch, Arbeitslosigkeit, dahinschmelzende Altersvorsorge. Nein, Weihnachten ist nicht nur das Fest der süssen Engelein. Ein Kommentar von «Tages-Anzeiger»-Redaktor Bruno Schletti.
«Alles schon dagewesen», sagt der Esel im Stall.
«So?», fragt der Ochse.
«Harte Arbeit, kärgliche Nahrung und kaum Stroh auf dem nackten Boden. Und nebenan verteilen die Weisen aus dem Morgenland Boni im grossen Stil. Gold, Weihrauch, Myrrhe - es kann nicht genug kosten.»
«Und wir gehen leer aus», pflichtet der Ochse bei. «Wir sind doch immer die Esel.»
Boni? Nichts Neues unter der Sonne. Wo also ist das Problem? Die Herrschaften mögen nicht über Moral reden. Alles nur Neid, Emotionen, Populismus, belehren uns die Kritisierten. Und der emeritierte Wirtschaftsprofessor Hans Geiger fragte unlängst in dieser Zeitung: «Ist Moral eine Frage der Einkommenshöhe?»
Nein, ist es nicht. Die Antwort ist klar, die Frage auch nur rhetorisch gestellt. Denn ein paar Zeilen zuvor schon gab Geiger die Antwort: «Ist es nicht gut, wenn man viel verdient? Wem es gutgeht, der kann auch Gutes tun, kann Steuern bezahlen, Kunst fördern, trägt mit seinen Ausgaben zur Wirtschaftsbelebung bei.» Die Gedankenfolge erinnert fatal an den moralischen Ansatz Robin Hoods: Klauen ist erlaubt, sofern man die Armen am Diebesgut teilhaben lässt. Der Zweck heiligt die Mittel.
Moral verkommt zur alten Mode
Doch, wir stellen die Frage nach der Moral. Obwohl sie nicht zeitgemäss scheint. «Heute», klagt Alice Schwarzer, «gilt man ja geradezu als altmodisch, wenn man eine Moral hat.» Unsere Gesellschaft hat sogar sie - die Moral - privatisiert. Und so ist sie einigen abhanden gekommen, wie Hans-Georg Kaiser in Versform zu berichten weiss:
Ochsen sind, das muss man wissen,
nicht verbildet, nicht gerissen.
Und die höhere Moral
ist den Ochsen auch egal.
Aus moralischer Sicht muss es eigentlich niemanden kümmern, wer welch hohe Boni ins Trockene scheffelt. Ob die gestrauchelten Banker mit mehr oder weniger Millionen unglücklich sind, ist einerlei. Denn machen wir uns nichts vor: Sie leiden an denselben Gebresten wie alle andern - im besseren Fall an Hämorrhoiden, im schlechteren an Depressionen.
Nicht die Boni sind das Problem. An ihnen lässt sich aber trefflich beobachten, wo das moralische Defizit eines Teils der Wirtschaftsführer verwurzelt ist: im Unvermögen, politisch denken zu können. Als vor Jahren die Kritik an den überzogenen Entschädigungen einsetzte, versuchten sich die Angesprochenen zunächst zu erklären und die Bezüge zu rechtfertigen. Als die Argumente nicht verfingen, gingen sie zum Gegenangriff über und bezichtigten ihre Kritiker des Neides. Als auch dies die Debatte nicht zum Verstummen brachte, gingen die Grossverdiener auf Tauchstation. Motto: kassieren und abwarten, bis die Angriffe verpuffen.
Nicht im Sinne des Gemeinwohls
Die Rechnung ging nicht auf. Im Gegenteil, die Kritik nahm an Schärfe zu und erfasste immer breitere Kreise. Nicht nur diese Debatte schätzte die Bonusklasse falsch ein. Ob Umgang mit den Holocaust-Opfern, ob Steuerfluchthilfe in den USA, ob artifizielle Unterscheidung von Steuerhinterziehung und Steuerbetrug - Mal für Mal schätzen Banker politische Entwicklungen falsch ein.
Nicht politisch denken heisst im Grunde genommen nichts anderes, als nicht im Sinne der Polis, nicht im Sinne des Gemeinwohls zu denken und zu handeln. Das ist das moralisch Verwerfliche an dem, was uns ein Teil der Wirtschaftselite vorlebt.
Übrigens: Vergessen Sie Esel und Ochse. Die beiden sind reine Fiktion. Lesen Sie, wenn Sie es nicht glauben, die Weihnachtsgeschichte im Lukas-Evangelium.
Aber halt, vielleicht hat uns der Evangelist einfach etwas Wichtiges unterschlagen. Da ging doch - erzählt die Fabel - ein mit Salz beladener Esel den Bach entlang. Er stolperte und fiel ins Wasser. Er rappelte sich wieder auf und stellte überrascht fest, dass seine Last viel leichter geworden war. Ein Teil des Salzes hatte sich im Wasser aufgelöst. Am nächsten Tag kam er mit Schwämmen beladen des Weges. Dieses Mal liess er sich - gewieft durch die Erfahrung - absichtlich ins Wasser fallen. Statt sich aufzulösen, sogen sich die Schwämme aber mit Wasser voll. Die Last wurde so schwer, dass der Esel nicht mehr aufstehen konnte und schliesslich jämmerlich ertrank.
Und die Moral der Geschichte: Es mag auf dieser Welt an Moral fehlen. An Eseln und Ochsen mangelt es nicht.
Dienstag, Dezember 23, 2008
Freitag, Dezember 19, 2008
Belgien / Belgium: Redoing your house in Brussels? Be warned!
Belgium, Brussels
Be warned!
A good friend of mine and her husband bought a house in Brussels and were thinking about redoing it before moving in. The experience they had with the builder whom they entrusted with the job turned into a complete nightmare. Read here about their experience with Andrzej Wadolowski
http://wadolowski.tk/
Be warned!
A good friend of mine and her husband bought a house in Brussels and were thinking about redoing it before moving in. The experience they had with the builder whom they entrusted with the job turned into a complete nightmare. Read here about their experience with Andrzej Wadolowski
http://wadolowski.tk/
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Dienstag, Dezember 16, 2008
Beautiful Music: Katica Illenyi
Film: Schindlers List
Violin: Katica Illenyi http://www.katicaillenyi.com/
Composer: John Villiams
Film: The Professionnel
Title: Chi Mai
violin: Katica Illenyi
Composer: Ennio Morricone
Violin: Katica Illenyi http://www.katicaillenyi.com/
Composer: John Villiams
Film: The Professionnel
Title: Chi Mai
violin: Katica Illenyi
Composer: Ennio Morricone
Sonntag, Dezember 14, 2008
What is to be Done? The End of the Washington Consensus
What is to be Done?
The End of the Washington Consensus
By Michael Hudson and Jeffrey Sommers
December 13, 2008 "Counterpunch" -- -- Wall Street’s financial meltdown marks the end of an era. What has ended is the credibility of the Washington Consensus – open markets to foreign investors and tight money austerity programs (high interest rates and credit cutbacks) to “cure” balance-of-payments deficits, domestic budget deficits and price inflation. On the negative side, this model has failed to produce the prosperity it promises. Raising interest rates and dismantling protective tariffs and subsidies worsen rather than help the trade and payments balance, aggravate rather than reduce domestic budget deficits, and raise prices. The reason? Interest is a cost of doing business while foreign trade dependency and currency depreciation raise import prices.
What is to be Done?
The End of the Washington Consensus
By Michael Hudson and Jeffrey Sommers
December 13, 2008 "Counterpunch" -- -- Wall Street’s financial meltdown marks the end of an era. What has ended is the credibility of the Washington Consensus – open markets to foreign investors and tight money austerity programs (high interest rates and credit cutbacks) to “cure” balance-of-payments deficits, domestic budget deficits and price inflation. On the negative side, this model has failed to produce the prosperity it promises. Raising interest rates and dismantling protective tariffs and subsidies worsen rather than help the trade and payments balance, aggravate rather than reduce domestic budget deficits, and raise prices. The reason? Interest is a cost of doing business while foreign trade dependency and currency depreciation raise import prices.
But even more striking is the positive side of what can be done as an alternative to the Washington Consensus. The $700 billion U.S. Treasury bailout of Wall Street’s bad loans on October 3 shows that the United States has no intention of applying this model to its own economy. Austerity and “fiscal responsibility” are for other countries. America acts ruthlessly in its own economic interest at any given moment of time. It freely spends more than it earns, flooding the global economy with what has now risen to $4 trillion in U.S. government debt to foreign central banks.
This amount is unpayable, given the chronic U.S. trade deficit and overseas military spending. But it does pose an interesting problem: why can’t other countries do the same thing? Is today’s policy asymmetry a fact of nature, or is it merely voluntary and the result of ignorance (spurred by an intensive globalist ideological propaganda program, to be sure)? Does India, for instance, need to privatize its state-owned banks as earlier was planned, or is it right to pull back? More to the point, have the neoliberal programs imposed on the former Soviet Union succeeded in “Americanizing” their economies and raising production capacity and living standards as promised? Or, was it all a dream, indeed, a nightmare?
The three Baltic countries, for instance – Latvia, Estonia and Lithuania – have long been praised in the Western press as great success stories. The World Bank classifies them among the most “business friendly” countries, and their real estate prices have soared, fueled by foreign-currency mortgages from neighboring Scandinavian banks. Their industry has been dismantled, their agriculture is in ruins, their male population below the age of 35 is emigrating. But real estate prices added to the net worth on their national balance sheets for nearly a decade. Has a new “moment of truth” arrived? Just because the Soviet economic system culminated in bureaucratic kleptocracy, has the neoliberal model really been so much better? Most important of all, was there a better alternative all along?
We expect the post-Soviet economies to go the way of Iceland, having taken on foreign debt with no visible means of paying it off via exports (the same situation in which the United States finds itself), or even further asset sales. Emigrants’ remittances are becoming a mainstay of their balance of payments, reflecting their economic shrinkage at the hands of neoliberal “reformers” and the free-market international dependency that the Washington Consensus promotes. So, just as this crisis has led the U.S. government to shift gears, is it time for foreign countries to seek to become more in the character of “mixed economies”? This has been the route taken by every successful economy in history, after all. Total private-sector markets (in practice, markets run by the banks and money managers) have shown themselves to be just as destructive, wasteful and corrupt and, indeed, centrally planned as those of totally “statist” governments from Stalin’s Russia to Hitler’s Germany. Is the political pendulum about to swing back more toward a better public-private balance?
Washington’s idealized picture of how free markets operate (as if such a thing ever existed) promised that countries outside the United States would get rich faster, approaching U.S.-style living standards if they let global investors buy their key industries and basic infrastructure. For half a century, this neoliberal model has been a hypocritical exercise in poor policy at best, and deception at worst, to convince other economies to impose self-destructive financial and tax policies, enabling U.S. investors to swoop in and buy their key assets at distress prices. (And for the U.S. economy to pay for these investment outflows in the form of more and more U.S. Treasury IOUs, yielding a low or even negative return when denominated in hard currencies.)
The neoliberal global system never was open in practice. America never imposed on itself the kind of shock therapy that President Clinton’s Treasury Secretary (and now Obama’s advisor) Robert Rubin promoted in Russia and the rest of the former Soviet bloc, from the Baltic countries in the northwest to Central Asia in the southeast. Just the opposite! Despite the fact that America’s own balance of trade and payments is soaring, consumer prices are rising and financial and property markets are plunging, there are no calls among its power elite to let the system self-correct. The Treasury is subsidizing America’s financial markets so as to save its financial class (minus some sacrificial lambs) and support its asset prices. Interest rates are being lowered to re-inflate asset prices, not raised to stabilize the dollar or slow domestic price inflation.
The policy implications go far beyond the United States itself. If the United States can create so much credit so quickly and so freely – and if Europe can follow suit, as it has done in recent days – why can’t all countries do this? Why can’t they get rich by following that path that the United States actually has taken, rather than merely doing what its economic diplomats tell them to do with sweet self-serving rhetoric? U.S. experience itself provides the major reason why the free market, run by financial institutions allocating credit, is a myth, a false map of reality to substitute for actual gunboats in getting other countries to open their asset markets to U.S. investors and food markets to U.S. farmers.
By contrast, the financial and trade model that U.S. oligarchs and their allies are promoting is a double standard. Most notoriously, when the 1997 Asian financial crisis broke out, the IMF demanded that foreign governments sell out their banks and industry at fire-sale prices to foreigners. U.S. vulture capital firms were especially aggressive in grabbing Asian and other global assets. But the U.S. financial bailout stands in sharp contrast to what Washington Consensus institutions imposed on other countries. There is no intention of letting foreign investors buy into the commanding U.S. heights, except at exorbitant prices. And for industry, the United States has once more violated international trade rules by offering special bailout money and subsidies to its own Big Three U.S. automakers (General Motors, Ford and Chrysler) but not to foreign-owned automakers in the United States. In thus favoring its own national industry and taking punitive measures to injure foreign-owned investments, the United States is once again providing an object lesson in nationalistic economic policy.
Most important, the U.S. bailout provides a model that is far preferable to the Washington Consensus-for-export. It shows that countries do not need to borrow credit from foreign banks at all. The government could have created its own money and credit system rather than leaving foreign creditors to accrue interest charges that now represent a permanent and seemingly irreversible balance-of-payments drain. The United States has shown that any country can monetize its own credit, at least domestic credit. A large part of the problem for Third World and post-Soviet economies is that they never experienced the successful model of managerial capitalism that predated the neoliberal model, advocated since the 1980s by Washington.
The managerial model of capitalism, predominating during the post-World War II period until the 1980s (with antecedents in 18th-century British mercantilism and 19th-century American protectionism), delivered high growth. Postwar planners, such as John Maynard Keynes in England and Harry Dexter White in the United States, favored production over finance. As Winston Churchill quipped, “nations typically do the right thing [pause], after exhausting all other options.” But it took two world wars, interspersed by an economic depression triggered by debts in excess of the ability to pay, to give the final nudge required to promote manufacturing over finance and finally do “the right thing.”
Finance was made subordinate to industrial development and full employment. When this economic philosophy reached its peak in the early 1960s, the financial sector accounted for only 2 per cent of U.S. corporate profits. Today, it is 40 per cent! Carrying charges on America’s exponentially growing debt are diverting income away from purchasing goods and services to pay creditors, who use the money mainly to lend out afresh to borrowers to bid up real estate prices and stock prices. Tangible capital investment is financed almost entirely out of retained corporate earnings – and these too are being diverted to pay interest on soaring industrial debt. The result is debt deflation – a shrinkage of spending power as the economic surplus is “financialized,” a new word, only recently added to the world’s economic vocabulary.
Since the 1980s, the U.S. tax system has promoted rent seeking and speculation on credit to ride the wave of asset-price inflation. This strategy increased balance sheets as long as asset prices rose faster than debts (that is, until last year). But it did not add to industrial capacity. And meanwhile, tax cuts caused the national debt to soar, prompting U.S. Vice President Dick Cheney to comment, “Reagan proved deficits don’t matter.”
On the international front, the larger the U.S. trade and payments deficit, the more dollars were pumped into foreign hands. Their central banks recycled them back to the U.S. economy in the form of purchases of Treasury bonds and, when the interest rates fell almost to zero, securitized mortgage packages. Current Treasury Secretary Henry Paulson assured Chinese and other foreign investors that the government would stand behind Fannie Mae and Freddie Mac as privatized mortgage-packaging agencies, guaranteeing a $5.2 trillion supply of mortgages. This matched in size the U.S. public debt in private hands.
Meanwhile, the Treasury cut special deals with the Saudis to recycle their oil revenues into investments in Citibank and other U.S. financial institutions – investments, on which they have lost many tens of billions of dollars. To cap matters, pricing world oil in dollars kept the U.S. currency stronger than underlying economic fundamentals justified. The U.S. economy paid for its imports with government debt never intended to be repaid, even if it could be (which it can’t at today’s $4 trillion level, cited earlier). The American economy, thus, has seen its trade deficit and asset prices rise in accordance with economic laws that no other nation can emulate, topped by the ability to run freely into international debt without limit.
Managerial capitalism mobilized rising corporate net worth and equity value to build up in the real economy. But since the 1980s, a new breed of financial managers has pledged assets as collateral for new loans to buy back corporate stock and even to pay out as dividends. This has pushed up corporate stock prices and, with them, the value of stock options that corporate managers give themselves. But it has not spurred tangible capital formation.
A real estate bubble in all countries has been fueled by rising mortgage debt. To buy a new home, buyers must take on a lifetime of debt. This has made many employees afraid to go on strike or even to press for better working conditions, because they are “one check away from homelessness,” or mortgage foreclosure. Meanwhile, companies have been outsourcing and downsizing their labor force, eliminating benefits, imposing longer hours, and bringing more women and children into the workforce.
Today’s “new economy” is based not on new technology and capital investment, as former Fed chairman Alan Greenspan trumpeted in the late 1990s, but on price inflation generating capital gains (mainly in land prices, as land is still the largest asset in the U.S. and other industrial economies). The economic surplus is absorbed by debt service payments (and higher priced health care), not investment in production or in sharing productivity gains with labor and professionals. Wages and living standards are stagnant for most people, as the economy tries to get rich by “the miracle of compound interest,” while capital gains emanating from the financial sector provide a foundation for new credit to bid up asset prices, all the more in a seemingly perpetual motion credit-and-debt machine. But the effect has been for the richest 1 per cent of the population to increase its share of interest extraction, dividends and capital gains from 37 per cent ten years ago to 57 per cent five years ago, and nearly 70 per cent today. Savings remain high, but only the wealthiest 10 per cent are saving – and this money is being lent out to the bottom 90 per cent, so no net saving is occurring.
Internationally, too, the global economy has polarized rather than converged. Just as independence arrived for many Third World countries only after their former European colonial powers had put in place inequitable land tenure patterns (latifundia, owned by domestic oligarchies) and export-oriented production, so independence for the post-Soviet countries from Russia arrived after managerial capitalism had given way to a neoliberal model that viewed “wealth creation” simply as rising prices for real estate, stocks and bonds. Western advisors and former emigrants descended to convince these countries to play the same game that other countries were playing – except that real estate debt for many of these countries was denominated in foreign currency, as no domestic banking tradition had been developed. This became increasingly dangerous for economies that did not put in place sufficient export capacity to cover the price of imports and the mounting volume of foreign-currency debt attached to their real estate. And nearly all the post-Soviet countries ran structural trade deficit, as production patterns were disrupted with the breakup of the U.S.S.R.
Real estate and capital gains from asset-price inflation (not industrial capital formation) were promoted as the way to future prosperity in countries whose profits from manufacturing were low and wages were stagnant. The problem is this alchemy is not sustainable. An illusion of success could be maintained as long as Washington was flooding the globe with cheap money. This led Swedes and other Europeans to find capital gains by extending loans to feed neighboring countries from Iceland to Latvia, above all via their real estate markets. For some exporters (especially Russia), rising oil and metal export prices became the basis for capital outflows into Third World and post-Soviet financial markets. Some of the backwash, for example, flowed into the world’s burgeoning offshore banking and real estate sectors – only to stop abruptly when the real estate bubble burst.
In these circumstances, what is to be done? First, countries outside the United States need to recognize how dysfunctional the neoliberalized world economy has been made, and to decide which assumptions underlying the neoliberal model must be discarded. Its preferred tax and financial policies favor finance over industry and, hence, financial maneuvering and asset-price inflation over tangible capital formation. Its anti-labor austerity policies and un-taxing of real estate, stocks and bonds divert resources away from growth and rising living standards.
Likewise destructive are compound interest and capital gains over the long term. The real economy can grow only a few per cent a year at best. Therefore, it is mathematically impossible for compound interest to continue unabated and for capital gains to grow well in excess of the underlying rate of economic growth. Historically, economic crises wipe out these gains when they outpace real economic growth by too far a margin. The moral is that compound interest and hopes for capital gains cannot guarantee income for its retirees or continue attracting foreign capital. Over a period of a lifetime, financial investments may not deliver significant gains. For the United States, it took markets about twenty-five years, from 1929 to the mid-1950s, to recover their previous value.
Today’s desperate U.S. attempt to re-inflate post-crash prices cannot cure the bad-debt problem. Foreign attempts to do this will merely aid foreign bankers and financial investors, not the domestic economy. Countries need to invest in their real economy, to raise productivity and wages. Governments must punish speculation and capital gains that merely reflect asset-price inflation, not real value. Otherwise, the real economy’s productive powers and living standards will be impaired and, in the neoliberal model, loaded down with debt. Policies should encourage enterprise, not speculation. Investment seeks growing markets, which tend to be thwarted by macroeconomic targets such as low inflation and balanced budgets. We are not arguing that inflation and deficits can be ignored, but rather that inflation and deficits are not all created equally. Some variants hurt the economy, while others reflect healthy investment in real production. Distinguishing between the two effects is vital, if economies are to move forward to achieve self-dependency.
In sum, a much better economy can be created by rejecting Washington’s financial model of austerity programs, privatization selloffs and trade dependency, financed by foreign-currency credit. Prosperity cannot be achieved by creating a favorable climate for extractive foreign capital, or by tightening credit and balancing budgets, decade after decade. The United States itself has always rejected these policies, and foreign countries also must do this if they wish to follow the policies, by which America actually grew rich, not by what U.S. neoliberal advisors tell other countries to do to please U.S. banks and foreign investors.
Also to be rejected is the anti-labor neoliberal tax policy (heavy taxes on employees and employers, low or zero taxes on real estate, finance and capital gains) and anti-labor workplace policies, ranging from safety protection and health care to working conditions. The U.S. economy rose to dominance as a result of Progressive Era regulatory reforms prior to World War I, reinforced by popular New Deal reforms put in place in the Great Depression. Neoliberal economics was promoted as a means of undoing these reforms. By undoing them, the Washington Consensus would deny to foreign countries the development strategy that has best succeeded in creating thriving domestic markets, rising productivity, capital formation and living standards. The effect has been to decouple saving from tangible capital formation. They need to be re-coupled, and this can be achieved only by restoring the kind of mixed economy by which North America and Europe achieved their economic growth.
--
Michael Hudson is professor of Economics at the University of Missouri (Kansas City) and chief economic advisor to Rep. Dennis Kucinich. He has advised the U.S., Canadian, Mexican and Latvian governments, as well as the United Nations Institute for Training and Research (UNITAR). He is the author of many books, including Super Imperialism: The Economic Strategy of American Empire (new ed., Pluto Press, 2002). He can be reached via his website, mh@michael-hudson.com.
Jeffrey Sommers is a professor at Raritan Valley College, NJ, visiting professor at the Stockholm School of Economics in Riga, former Fulbrighter to Latvia, and fellow at Boris Kagarlitsky’s Institute for Global Studies in Moscow. He can be reached at jsommers@sseriga.edu.lv.
The End of the Washington Consensus
By Michael Hudson and Jeffrey Sommers
December 13, 2008 "Counterpunch" -- -- Wall Street’s financial meltdown marks the end of an era. What has ended is the credibility of the Washington Consensus – open markets to foreign investors and tight money austerity programs (high interest rates and credit cutbacks) to “cure” balance-of-payments deficits, domestic budget deficits and price inflation. On the negative side, this model has failed to produce the prosperity it promises. Raising interest rates and dismantling protective tariffs and subsidies worsen rather than help the trade and payments balance, aggravate rather than reduce domestic budget deficits, and raise prices. The reason? Interest is a cost of doing business while foreign trade dependency and currency depreciation raise import prices.
What is to be Done?
The End of the Washington Consensus
By Michael Hudson and Jeffrey Sommers
December 13, 2008 "Counterpunch" -- -- Wall Street’s financial meltdown marks the end of an era. What has ended is the credibility of the Washington Consensus – open markets to foreign investors and tight money austerity programs (high interest rates and credit cutbacks) to “cure” balance-of-payments deficits, domestic budget deficits and price inflation. On the negative side, this model has failed to produce the prosperity it promises. Raising interest rates and dismantling protective tariffs and subsidies worsen rather than help the trade and payments balance, aggravate rather than reduce domestic budget deficits, and raise prices. The reason? Interest is a cost of doing business while foreign trade dependency and currency depreciation raise import prices.
But even more striking is the positive side of what can be done as an alternative to the Washington Consensus. The $700 billion U.S. Treasury bailout of Wall Street’s bad loans on October 3 shows that the United States has no intention of applying this model to its own economy. Austerity and “fiscal responsibility” are for other countries. America acts ruthlessly in its own economic interest at any given moment of time. It freely spends more than it earns, flooding the global economy with what has now risen to $4 trillion in U.S. government debt to foreign central banks.
This amount is unpayable, given the chronic U.S. trade deficit and overseas military spending. But it does pose an interesting problem: why can’t other countries do the same thing? Is today’s policy asymmetry a fact of nature, or is it merely voluntary and the result of ignorance (spurred by an intensive globalist ideological propaganda program, to be sure)? Does India, for instance, need to privatize its state-owned banks as earlier was planned, or is it right to pull back? More to the point, have the neoliberal programs imposed on the former Soviet Union succeeded in “Americanizing” their economies and raising production capacity and living standards as promised? Or, was it all a dream, indeed, a nightmare?
The three Baltic countries, for instance – Latvia, Estonia and Lithuania – have long been praised in the Western press as great success stories. The World Bank classifies them among the most “business friendly” countries, and their real estate prices have soared, fueled by foreign-currency mortgages from neighboring Scandinavian banks. Their industry has been dismantled, their agriculture is in ruins, their male population below the age of 35 is emigrating. But real estate prices added to the net worth on their national balance sheets for nearly a decade. Has a new “moment of truth” arrived? Just because the Soviet economic system culminated in bureaucratic kleptocracy, has the neoliberal model really been so much better? Most important of all, was there a better alternative all along?
We expect the post-Soviet economies to go the way of Iceland, having taken on foreign debt with no visible means of paying it off via exports (the same situation in which the United States finds itself), or even further asset sales. Emigrants’ remittances are becoming a mainstay of their balance of payments, reflecting their economic shrinkage at the hands of neoliberal “reformers” and the free-market international dependency that the Washington Consensus promotes. So, just as this crisis has led the U.S. government to shift gears, is it time for foreign countries to seek to become more in the character of “mixed economies”? This has been the route taken by every successful economy in history, after all. Total private-sector markets (in practice, markets run by the banks and money managers) have shown themselves to be just as destructive, wasteful and corrupt and, indeed, centrally planned as those of totally “statist” governments from Stalin’s Russia to Hitler’s Germany. Is the political pendulum about to swing back more toward a better public-private balance?
Washington’s idealized picture of how free markets operate (as if such a thing ever existed) promised that countries outside the United States would get rich faster, approaching U.S.-style living standards if they let global investors buy their key industries and basic infrastructure. For half a century, this neoliberal model has been a hypocritical exercise in poor policy at best, and deception at worst, to convince other economies to impose self-destructive financial and tax policies, enabling U.S. investors to swoop in and buy their key assets at distress prices. (And for the U.S. economy to pay for these investment outflows in the form of more and more U.S. Treasury IOUs, yielding a low or even negative return when denominated in hard currencies.)
The neoliberal global system never was open in practice. America never imposed on itself the kind of shock therapy that President Clinton’s Treasury Secretary (and now Obama’s advisor) Robert Rubin promoted in Russia and the rest of the former Soviet bloc, from the Baltic countries in the northwest to Central Asia in the southeast. Just the opposite! Despite the fact that America’s own balance of trade and payments is soaring, consumer prices are rising and financial and property markets are plunging, there are no calls among its power elite to let the system self-correct. The Treasury is subsidizing America’s financial markets so as to save its financial class (minus some sacrificial lambs) and support its asset prices. Interest rates are being lowered to re-inflate asset prices, not raised to stabilize the dollar or slow domestic price inflation.
The policy implications go far beyond the United States itself. If the United States can create so much credit so quickly and so freely – and if Europe can follow suit, as it has done in recent days – why can’t all countries do this? Why can’t they get rich by following that path that the United States actually has taken, rather than merely doing what its economic diplomats tell them to do with sweet self-serving rhetoric? U.S. experience itself provides the major reason why the free market, run by financial institutions allocating credit, is a myth, a false map of reality to substitute for actual gunboats in getting other countries to open their asset markets to U.S. investors and food markets to U.S. farmers.
By contrast, the financial and trade model that U.S. oligarchs and their allies are promoting is a double standard. Most notoriously, when the 1997 Asian financial crisis broke out, the IMF demanded that foreign governments sell out their banks and industry at fire-sale prices to foreigners. U.S. vulture capital firms were especially aggressive in grabbing Asian and other global assets. But the U.S. financial bailout stands in sharp contrast to what Washington Consensus institutions imposed on other countries. There is no intention of letting foreign investors buy into the commanding U.S. heights, except at exorbitant prices. And for industry, the United States has once more violated international trade rules by offering special bailout money and subsidies to its own Big Three U.S. automakers (General Motors, Ford and Chrysler) but not to foreign-owned automakers in the United States. In thus favoring its own national industry and taking punitive measures to injure foreign-owned investments, the United States is once again providing an object lesson in nationalistic economic policy.
Most important, the U.S. bailout provides a model that is far preferable to the Washington Consensus-for-export. It shows that countries do not need to borrow credit from foreign banks at all. The government could have created its own money and credit system rather than leaving foreign creditors to accrue interest charges that now represent a permanent and seemingly irreversible balance-of-payments drain. The United States has shown that any country can monetize its own credit, at least domestic credit. A large part of the problem for Third World and post-Soviet economies is that they never experienced the successful model of managerial capitalism that predated the neoliberal model, advocated since the 1980s by Washington.
The managerial model of capitalism, predominating during the post-World War II period until the 1980s (with antecedents in 18th-century British mercantilism and 19th-century American protectionism), delivered high growth. Postwar planners, such as John Maynard Keynes in England and Harry Dexter White in the United States, favored production over finance. As Winston Churchill quipped, “nations typically do the right thing [pause], after exhausting all other options.” But it took two world wars, interspersed by an economic depression triggered by debts in excess of the ability to pay, to give the final nudge required to promote manufacturing over finance and finally do “the right thing.”
Finance was made subordinate to industrial development and full employment. When this economic philosophy reached its peak in the early 1960s, the financial sector accounted for only 2 per cent of U.S. corporate profits. Today, it is 40 per cent! Carrying charges on America’s exponentially growing debt are diverting income away from purchasing goods and services to pay creditors, who use the money mainly to lend out afresh to borrowers to bid up real estate prices and stock prices. Tangible capital investment is financed almost entirely out of retained corporate earnings – and these too are being diverted to pay interest on soaring industrial debt. The result is debt deflation – a shrinkage of spending power as the economic surplus is “financialized,” a new word, only recently added to the world’s economic vocabulary.
Since the 1980s, the U.S. tax system has promoted rent seeking and speculation on credit to ride the wave of asset-price inflation. This strategy increased balance sheets as long as asset prices rose faster than debts (that is, until last year). But it did not add to industrial capacity. And meanwhile, tax cuts caused the national debt to soar, prompting U.S. Vice President Dick Cheney to comment, “Reagan proved deficits don’t matter.”
On the international front, the larger the U.S. trade and payments deficit, the more dollars were pumped into foreign hands. Their central banks recycled them back to the U.S. economy in the form of purchases of Treasury bonds and, when the interest rates fell almost to zero, securitized mortgage packages. Current Treasury Secretary Henry Paulson assured Chinese and other foreign investors that the government would stand behind Fannie Mae and Freddie Mac as privatized mortgage-packaging agencies, guaranteeing a $5.2 trillion supply of mortgages. This matched in size the U.S. public debt in private hands.
Meanwhile, the Treasury cut special deals with the Saudis to recycle their oil revenues into investments in Citibank and other U.S. financial institutions – investments, on which they have lost many tens of billions of dollars. To cap matters, pricing world oil in dollars kept the U.S. currency stronger than underlying economic fundamentals justified. The U.S. economy paid for its imports with government debt never intended to be repaid, even if it could be (which it can’t at today’s $4 trillion level, cited earlier). The American economy, thus, has seen its trade deficit and asset prices rise in accordance with economic laws that no other nation can emulate, topped by the ability to run freely into international debt without limit.
Managerial capitalism mobilized rising corporate net worth and equity value to build up in the real economy. But since the 1980s, a new breed of financial managers has pledged assets as collateral for new loans to buy back corporate stock and even to pay out as dividends. This has pushed up corporate stock prices and, with them, the value of stock options that corporate managers give themselves. But it has not spurred tangible capital formation.
A real estate bubble in all countries has been fueled by rising mortgage debt. To buy a new home, buyers must take on a lifetime of debt. This has made many employees afraid to go on strike or even to press for better working conditions, because they are “one check away from homelessness,” or mortgage foreclosure. Meanwhile, companies have been outsourcing and downsizing their labor force, eliminating benefits, imposing longer hours, and bringing more women and children into the workforce.
Today’s “new economy” is based not on new technology and capital investment, as former Fed chairman Alan Greenspan trumpeted in the late 1990s, but on price inflation generating capital gains (mainly in land prices, as land is still the largest asset in the U.S. and other industrial economies). The economic surplus is absorbed by debt service payments (and higher priced health care), not investment in production or in sharing productivity gains with labor and professionals. Wages and living standards are stagnant for most people, as the economy tries to get rich by “the miracle of compound interest,” while capital gains emanating from the financial sector provide a foundation for new credit to bid up asset prices, all the more in a seemingly perpetual motion credit-and-debt machine. But the effect has been for the richest 1 per cent of the population to increase its share of interest extraction, dividends and capital gains from 37 per cent ten years ago to 57 per cent five years ago, and nearly 70 per cent today. Savings remain high, but only the wealthiest 10 per cent are saving – and this money is being lent out to the bottom 90 per cent, so no net saving is occurring.
Internationally, too, the global economy has polarized rather than converged. Just as independence arrived for many Third World countries only after their former European colonial powers had put in place inequitable land tenure patterns (latifundia, owned by domestic oligarchies) and export-oriented production, so independence for the post-Soviet countries from Russia arrived after managerial capitalism had given way to a neoliberal model that viewed “wealth creation” simply as rising prices for real estate, stocks and bonds. Western advisors and former emigrants descended to convince these countries to play the same game that other countries were playing – except that real estate debt for many of these countries was denominated in foreign currency, as no domestic banking tradition had been developed. This became increasingly dangerous for economies that did not put in place sufficient export capacity to cover the price of imports and the mounting volume of foreign-currency debt attached to their real estate. And nearly all the post-Soviet countries ran structural trade deficit, as production patterns were disrupted with the breakup of the U.S.S.R.
Real estate and capital gains from asset-price inflation (not industrial capital formation) were promoted as the way to future prosperity in countries whose profits from manufacturing were low and wages were stagnant. The problem is this alchemy is not sustainable. An illusion of success could be maintained as long as Washington was flooding the globe with cheap money. This led Swedes and other Europeans to find capital gains by extending loans to feed neighboring countries from Iceland to Latvia, above all via their real estate markets. For some exporters (especially Russia), rising oil and metal export prices became the basis for capital outflows into Third World and post-Soviet financial markets. Some of the backwash, for example, flowed into the world’s burgeoning offshore banking and real estate sectors – only to stop abruptly when the real estate bubble burst.
In these circumstances, what is to be done? First, countries outside the United States need to recognize how dysfunctional the neoliberalized world economy has been made, and to decide which assumptions underlying the neoliberal model must be discarded. Its preferred tax and financial policies favor finance over industry and, hence, financial maneuvering and asset-price inflation over tangible capital formation. Its anti-labor austerity policies and un-taxing of real estate, stocks and bonds divert resources away from growth and rising living standards.
Likewise destructive are compound interest and capital gains over the long term. The real economy can grow only a few per cent a year at best. Therefore, it is mathematically impossible for compound interest to continue unabated and for capital gains to grow well in excess of the underlying rate of economic growth. Historically, economic crises wipe out these gains when they outpace real economic growth by too far a margin. The moral is that compound interest and hopes for capital gains cannot guarantee income for its retirees or continue attracting foreign capital. Over a period of a lifetime, financial investments may not deliver significant gains. For the United States, it took markets about twenty-five years, from 1929 to the mid-1950s, to recover their previous value.
Today’s desperate U.S. attempt to re-inflate post-crash prices cannot cure the bad-debt problem. Foreign attempts to do this will merely aid foreign bankers and financial investors, not the domestic economy. Countries need to invest in their real economy, to raise productivity and wages. Governments must punish speculation and capital gains that merely reflect asset-price inflation, not real value. Otherwise, the real economy’s productive powers and living standards will be impaired and, in the neoliberal model, loaded down with debt. Policies should encourage enterprise, not speculation. Investment seeks growing markets, which tend to be thwarted by macroeconomic targets such as low inflation and balanced budgets. We are not arguing that inflation and deficits can be ignored, but rather that inflation and deficits are not all created equally. Some variants hurt the economy, while others reflect healthy investment in real production. Distinguishing between the two effects is vital, if economies are to move forward to achieve self-dependency.
In sum, a much better economy can be created by rejecting Washington’s financial model of austerity programs, privatization selloffs and trade dependency, financed by foreign-currency credit. Prosperity cannot be achieved by creating a favorable climate for extractive foreign capital, or by tightening credit and balancing budgets, decade after decade. The United States itself has always rejected these policies, and foreign countries also must do this if they wish to follow the policies, by which America actually grew rich, not by what U.S. neoliberal advisors tell other countries to do to please U.S. banks and foreign investors.
Also to be rejected is the anti-labor neoliberal tax policy (heavy taxes on employees and employers, low or zero taxes on real estate, finance and capital gains) and anti-labor workplace policies, ranging from safety protection and health care to working conditions. The U.S. economy rose to dominance as a result of Progressive Era regulatory reforms prior to World War I, reinforced by popular New Deal reforms put in place in the Great Depression. Neoliberal economics was promoted as a means of undoing these reforms. By undoing them, the Washington Consensus would deny to foreign countries the development strategy that has best succeeded in creating thriving domestic markets, rising productivity, capital formation and living standards. The effect has been to decouple saving from tangible capital formation. They need to be re-coupled, and this can be achieved only by restoring the kind of mixed economy by which North America and Europe achieved their economic growth.
--
Michael Hudson is professor of Economics at the University of Missouri (Kansas City) and chief economic advisor to Rep. Dennis Kucinich. He has advised the U.S., Canadian, Mexican and Latvian governments, as well as the United Nations Institute for Training and Research (UNITAR). He is the author of many books, including Super Imperialism: The Economic Strategy of American Empire (new ed., Pluto Press, 2002). He can be reached via his website, mh@michael-hudson.com.
Jeffrey Sommers is a professor at Raritan Valley College, NJ, visiting professor at the Stockholm School of Economics in Riga, former Fulbrighter to Latvia, and fellow at Boris Kagarlitsky’s Institute for Global Studies in Moscow. He can be reached at jsommers@sseriga.edu.lv.
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Dienstag, Dezember 09, 2008
Sonntag, Dezember 07, 2008
Freitag, Dezember 05, 2008
Wachtmeister Studer trotzt dem Bild der braven Schweiz
Tages-Anzeiger
Wachtmeister Studer trotzt dem Bild der braven Schweiz
Von Thomas Klingenmaier.
«Es war ja alles gelogen, warum also zuhören», denkt sich der Titelheld von «Wachtmeister Studer» einmal während einer Befragung, und benennt damit eine Grundperspektive der Kriminalromane von Friedrich Glauser. In denen wird der braven Schweiz nicht geglaubt, dass sie so ist, wie sie sich darstellt. Den Dörfern, den Städten, den Behörden, den Bürgern glaubt der Studer nicht, er nimmt erst einmal unaufgeregt alles als Fassade, was ihm präsentiert wird.
Tages-Anzeiger
Wachtmeister Studer trotzt dem Bild der braven Schweiz
Von Thomas Klingenmaier.
«Es war ja alles gelogen, warum also zuhören», denkt sich der Titelheld von «Wachtmeister Studer» einmal während einer Befragung, und benennt damit eine Grundperspektive der Kriminalromane von Friedrich Glauser. In denen wird der braven Schweiz nicht geglaubt, dass sie so ist, wie sie sich darstellt. Den Dörfern, den Städten, den Behörden, den Bürgern glaubt der Studer nicht, er nimmt erst einmal unaufgeregt alles als Fassade, was ihm präsentiert wird.
Es gibt ja immer ein Opfer, das bezeugt, dass doch nicht alles so friedlich, klar, ordentlich und arglos ist, wie jeder gerne versichert. Aber – und erst dieses Hinzufügen der Gegenposition macht Glauser, der am 8. Dezember vor siebzig Jahren gestorben ist, zu einem grossen Autor – diese Krimis sind auch voller Glaubenwollen, voller Sehnsucht nach dem Festen und Beständigen. Sie kehren elementare Gewissheiten hervor, setzen auf das Bauchgefühl, das warnt und trauen lässt, sie stellen einen ganz und gar verlässlichen, wenn auch manchmal ohnmächtigen Mann vor uns hin, eben diesen so menschenfreundlichen wie misstrauischen Studer.
«Schlumpfli», spricht der Polizist den Hauptverdächtigen Ernst Schlumpf in «Wachtmeister Studer» an, der zuerst im Sommer 1936 als Fortsetzungsroman in der «Zürcher Illustrierten» erschien, «wir werden die Sache schon einrenken. Ich hab dich extra nicht gefragt, was du am Dienstagabend, also am Abend vor dem Mord, getan hast. Da hättest du mich doch nur angelogen.» Das ist väterlich im Ton und eigentlich schon ein Verstoss gegen die Dienstpflichten. Studer gibt Schlumpf zu verstehen, dass er nicht gegen, sondern für ihn ermitteln wird.
Er baut sich als schützende Autorität auf. Dieser Zug an Studer ist oft bemerkt und kommentiert worden, liefert er doch die Abgrenzung zu Georges Simenons Kommissar Maigret. Der hatte sich 1929 der lesenden Welt erstmals vorgestellt und ist wie Studer ein grosser Beobachter, einer, der nicht zum Verdammen an den Ort des Verbrechens kommt, sondern um zu verstehen, was diesmal beim schwierigen Miteinander der Menschen schiefgelaufen ist. Studer wirkt auf eine schwerfällige Weise gütiger als Maigret, als blicke da ein Kind auf einen Erwachsenen, von dem es Schutz erhofft, auch wenn es schon begriffen hat, dass dieser Grosse in der Welt der Grossen ein Kleiner ist.
Erziehungsheime und Zuchtschulen
Im realen Leben hat Glauser an Vater- und Autoritätsfiguren gelitten. 1896 in Wien geboren, als Sohn eines Schweizers und einer Österreicherin, erlebt er früh das Zerbrechen der Geborgenheit. Die Mutter stirbt 1900, die neue Ehe des Vaters schliesst den Sohn eher aus. Glauser will Zuspruch und bekommt Strenge, was einen Kreislauf von gegenseitiger Enttäuschung, von Auflehnung, Bestrafung, Rebellion und Scheitern in Gang setzt. Erziehungsheime und Zuchtschulen, Ausreissereien und kleinkriminelles Gebaren, Künstlerposen und Bohemeleben, wiederholte Einweisungen in Nervenkliniken, eine hartnäckige Morphinsucht: Glausers Leben ist ein Desaster. Er landet beim Versuch des Neuanfangs 1921 sogar bei der Fremdenlegion. Diesen Fehltritt verarbeitet er in zwei Romanen, «Die Fieberkurve» (1935) und «Gourrama» (1936).
Aber er schreibt eben nicht nur aus sich heraus, was er erlebt hat. Er schreibt sich ins Leben hinein, was ihm fehlt. Studer ist ein solides Vorbild mit Sinn fürs Brüchige, ein Kerl, der innerhalb der realen Gesellschaft funktioniert, ohne zum Automaten zu werden, ein Trotzkopf, der sich nie in die Selbstzerstörung treibt. Das ist das bis heute unmittelbar Anrührende von Glausers Texten: Hier versucht ein Ertrinkender, sich einen Rettungsring aus Worten und Fantasien zu flechten, der uns nun eher trägt als ihn. (Tages-Anzeiger)
Erstellt: 05.12.2008, 16:29 Uhr
Wachtmeister Studer trotzt dem Bild der braven Schweiz
Von Thomas Klingenmaier.
«Es war ja alles gelogen, warum also zuhören», denkt sich der Titelheld von «Wachtmeister Studer» einmal während einer Befragung, und benennt damit eine Grundperspektive der Kriminalromane von Friedrich Glauser. In denen wird der braven Schweiz nicht geglaubt, dass sie so ist, wie sie sich darstellt. Den Dörfern, den Städten, den Behörden, den Bürgern glaubt der Studer nicht, er nimmt erst einmal unaufgeregt alles als Fassade, was ihm präsentiert wird.
Tages-Anzeiger
Wachtmeister Studer trotzt dem Bild der braven Schweiz
Von Thomas Klingenmaier.
«Es war ja alles gelogen, warum also zuhören», denkt sich der Titelheld von «Wachtmeister Studer» einmal während einer Befragung, und benennt damit eine Grundperspektive der Kriminalromane von Friedrich Glauser. In denen wird der braven Schweiz nicht geglaubt, dass sie so ist, wie sie sich darstellt. Den Dörfern, den Städten, den Behörden, den Bürgern glaubt der Studer nicht, er nimmt erst einmal unaufgeregt alles als Fassade, was ihm präsentiert wird.
Es gibt ja immer ein Opfer, das bezeugt, dass doch nicht alles so friedlich, klar, ordentlich und arglos ist, wie jeder gerne versichert. Aber – und erst dieses Hinzufügen der Gegenposition macht Glauser, der am 8. Dezember vor siebzig Jahren gestorben ist, zu einem grossen Autor – diese Krimis sind auch voller Glaubenwollen, voller Sehnsucht nach dem Festen und Beständigen. Sie kehren elementare Gewissheiten hervor, setzen auf das Bauchgefühl, das warnt und trauen lässt, sie stellen einen ganz und gar verlässlichen, wenn auch manchmal ohnmächtigen Mann vor uns hin, eben diesen so menschenfreundlichen wie misstrauischen Studer.
«Schlumpfli», spricht der Polizist den Hauptverdächtigen Ernst Schlumpf in «Wachtmeister Studer» an, der zuerst im Sommer 1936 als Fortsetzungsroman in der «Zürcher Illustrierten» erschien, «wir werden die Sache schon einrenken. Ich hab dich extra nicht gefragt, was du am Dienstagabend, also am Abend vor dem Mord, getan hast. Da hättest du mich doch nur angelogen.» Das ist väterlich im Ton und eigentlich schon ein Verstoss gegen die Dienstpflichten. Studer gibt Schlumpf zu verstehen, dass er nicht gegen, sondern für ihn ermitteln wird.
Er baut sich als schützende Autorität auf. Dieser Zug an Studer ist oft bemerkt und kommentiert worden, liefert er doch die Abgrenzung zu Georges Simenons Kommissar Maigret. Der hatte sich 1929 der lesenden Welt erstmals vorgestellt und ist wie Studer ein grosser Beobachter, einer, der nicht zum Verdammen an den Ort des Verbrechens kommt, sondern um zu verstehen, was diesmal beim schwierigen Miteinander der Menschen schiefgelaufen ist. Studer wirkt auf eine schwerfällige Weise gütiger als Maigret, als blicke da ein Kind auf einen Erwachsenen, von dem es Schutz erhofft, auch wenn es schon begriffen hat, dass dieser Grosse in der Welt der Grossen ein Kleiner ist.
Erziehungsheime und Zuchtschulen
Im realen Leben hat Glauser an Vater- und Autoritätsfiguren gelitten. 1896 in Wien geboren, als Sohn eines Schweizers und einer Österreicherin, erlebt er früh das Zerbrechen der Geborgenheit. Die Mutter stirbt 1900, die neue Ehe des Vaters schliesst den Sohn eher aus. Glauser will Zuspruch und bekommt Strenge, was einen Kreislauf von gegenseitiger Enttäuschung, von Auflehnung, Bestrafung, Rebellion und Scheitern in Gang setzt. Erziehungsheime und Zuchtschulen, Ausreissereien und kleinkriminelles Gebaren, Künstlerposen und Bohemeleben, wiederholte Einweisungen in Nervenkliniken, eine hartnäckige Morphinsucht: Glausers Leben ist ein Desaster. Er landet beim Versuch des Neuanfangs 1921 sogar bei der Fremdenlegion. Diesen Fehltritt verarbeitet er in zwei Romanen, «Die Fieberkurve» (1935) und «Gourrama» (1936).
Aber er schreibt eben nicht nur aus sich heraus, was er erlebt hat. Er schreibt sich ins Leben hinein, was ihm fehlt. Studer ist ein solides Vorbild mit Sinn fürs Brüchige, ein Kerl, der innerhalb der realen Gesellschaft funktioniert, ohne zum Automaten zu werden, ein Trotzkopf, der sich nie in die Selbstzerstörung treibt. Das ist das bis heute unmittelbar Anrührende von Glausers Texten: Hier versucht ein Ertrinkender, sich einen Rettungsring aus Worten und Fantasien zu flechten, der uns nun eher trägt als ihn. (Tages-Anzeiger)
Erstellt: 05.12.2008, 16:29 Uhr
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Bildung/Education,
Deutsch,
Kunst,
Schweiz
Montag, Dezember 01, 2008
UK 'closer' to adopting the euro
2008/12/01
BBC NEWS
UK 'closer' to adopting the euro
No 10 denies shift in euro policy
The government has denied a shift in policy on the euro after the European Commission's president said the UK was "closer than ever before" to joining.
Jose Manuel Barroso told French radio that British politicians were considering the move because of the effects of the global credit crunch.
Lord Mandelson said at the weekend that "our aim" should be to join the euro.
2008/12/01
BBC NEWS
UK 'closer' to adopting the euro
No 10 denies shift in euro policy
The government has denied a shift in policy on the euro after the European Commission's president said the UK was "closer than ever before" to joining.
Jose Manuel Barroso told French radio that British politicians were considering the move because of the effects of the global credit crunch.
Lord Mandelson said at the weekend that "our aim" should be to join the euro.
But Downing Street said its position on the single currency remained the same and that it had "no plans" to join.
"Our position hasn't changed... we have no plans to join the euro," No 10 said.
Five tests
In 1997 Gordon Brown, seen as less keen on the euro than Tony Blair, set five economic tests which had to be met before ministers would recommend UK euro entry and holding a referendum.
The key test is whether the UK economy is coming together with those of countries in the eurozone and whether this can be sustained in the long-term. The second test, linked to this, is whether there is sufficient flexibility to cope with economic change.
The remaining three tests assess the impact of joining the euro on jobs, foreign investment and the financial services industry.
Opinion polls have suggested that any vote on scrapping the pound and adopting the euro would be lost, and in the UK the currency has not been a significant political issue for years.
In his interview Mr Barroso acknowledged "the majority" of British people continued to oppose joining the eurozone.
But he said the recent economic uncertainty had made the currency a far more attractive option.
'Better off'
In the RTL radio/LCI television broadcast, the former prime minister of Portugal said: "We are now closer than ever before.
"I'm not going to break the confidentiality of certain conversations, but some British politicians have already told me, 'If we had the euro, we would have been better off'."
He said the current poor economic situation had emphasised the importance of the euro to the UK, but added he believed a move would not take place in the immediate future.
"I know that the majority in Britain are still opposed, but there is a period of consideration under way and the people who matter in Britain are currently thinking about it," he said.
The value of sterling compared with other currencies has fallen during the credit crunch, and the UK government has had to spend massively in recent months to try to support the economy.
During the interview, Mr Barroso highlighted the situation in Denmark - an EU state which voted against joining the eurozone in 2000, but is now considering holding a new referendum on the single currency.
In the daily Brussels briefing later an EC spokesman said "member states would benefit from a country like Britain being in the euro".
He said the euro could be "an anchor of stability in troubled times... the advantages are very clear".
He added that Mr Barroso's comments were "reflections" and added: "The British are very pragmatic. When they feel it is right to join the euro, they will join the euro."
A Downing Street spokesman said: "We have no comment on this. Our position on the euro is the same. We have no plans to join the euro."
Business Secretary Lord Mandelson, a former European Commissioner, told Labour's Progress conference on Saturday: "I hold to the view that our aim, our goal, should be to enter the single currency."
He added that the government was "obviously not going to take on that challenge" in the current economic climate.
'Hunt them down'
The UK's opposition Conservative Party opposes adopting the euro.
Shadow foreign secretary William Hague said: "It is extraordinary that certain politicians are whispering to the EU Commission about joining the euro behind the British people's backs.
"Keeping the pound is vital for Britain's economic future. We need interest rates that are right for Britain, not the rest of Europe. There are no circumstances in which the next Conservative government will propose joining the euro.
"If Labour ministers still want to get Britain into the euro they should come out and say so. We will be putting questions to the government to find out what conversations have been going on."
The leader of the UK Independence Party, Nigel Farage, said "the people who matter in Britain are the people, not the professional political class that Barroso is himself a member of".
"That ruling elite would love to bounce us into the euro and will grasp at any straw to do so, for it's a step on the way to their dream and our nightmare, a federal superstate.
"We're told that some British politicians have said 'If we had the euro, we would have been better off'. Whoever these people are we need to hunt them down and explain some simple economics to them."
He added that if Mr Barroso wanted to test the mood in Britain "then he can call for a referendum on both the euro and the Lisbon Treaty so that the people of Britain can tell him where to go".
Story from BBC NEWS:
http://news.bbc.co.uk/go/pr/fr/-/2/hi/uk_news/politics/7757830.stm
Published: 2008/12/01 14:42:37 GMT
© BBC MMVIII
BBC NEWS
UK 'closer' to adopting the euro
No 10 denies shift in euro policy
The government has denied a shift in policy on the euro after the European Commission's president said the UK was "closer than ever before" to joining.
Jose Manuel Barroso told French radio that British politicians were considering the move because of the effects of the global credit crunch.
Lord Mandelson said at the weekend that "our aim" should be to join the euro.
2008/12/01
BBC NEWS
UK 'closer' to adopting the euro
No 10 denies shift in euro policy
The government has denied a shift in policy on the euro after the European Commission's president said the UK was "closer than ever before" to joining.
Jose Manuel Barroso told French radio that British politicians were considering the move because of the effects of the global credit crunch.
Lord Mandelson said at the weekend that "our aim" should be to join the euro.
But Downing Street said its position on the single currency remained the same and that it had "no plans" to join.
"Our position hasn't changed... we have no plans to join the euro," No 10 said.
Five tests
In 1997 Gordon Brown, seen as less keen on the euro than Tony Blair, set five economic tests which had to be met before ministers would recommend UK euro entry and holding a referendum.
The key test is whether the UK economy is coming together with those of countries in the eurozone and whether this can be sustained in the long-term. The second test, linked to this, is whether there is sufficient flexibility to cope with economic change.
The remaining three tests assess the impact of joining the euro on jobs, foreign investment and the financial services industry.
Opinion polls have suggested that any vote on scrapping the pound and adopting the euro would be lost, and in the UK the currency has not been a significant political issue for years.
In his interview Mr Barroso acknowledged "the majority" of British people continued to oppose joining the eurozone.
But he said the recent economic uncertainty had made the currency a far more attractive option.
'Better off'
In the RTL radio/LCI television broadcast, the former prime minister of Portugal said: "We are now closer than ever before.
"I'm not going to break the confidentiality of certain conversations, but some British politicians have already told me, 'If we had the euro, we would have been better off'."
He said the current poor economic situation had emphasised the importance of the euro to the UK, but added he believed a move would not take place in the immediate future.
"I know that the majority in Britain are still opposed, but there is a period of consideration under way and the people who matter in Britain are currently thinking about it," he said.
The value of sterling compared with other currencies has fallen during the credit crunch, and the UK government has had to spend massively in recent months to try to support the economy.
During the interview, Mr Barroso highlighted the situation in Denmark - an EU state which voted against joining the eurozone in 2000, but is now considering holding a new referendum on the single currency.
In the daily Brussels briefing later an EC spokesman said "member states would benefit from a country like Britain being in the euro".
He said the euro could be "an anchor of stability in troubled times... the advantages are very clear".
He added that Mr Barroso's comments were "reflections" and added: "The British are very pragmatic. When they feel it is right to join the euro, they will join the euro."
A Downing Street spokesman said: "We have no comment on this. Our position on the euro is the same. We have no plans to join the euro."
Business Secretary Lord Mandelson, a former European Commissioner, told Labour's Progress conference on Saturday: "I hold to the view that our aim, our goal, should be to enter the single currency."
He added that the government was "obviously not going to take on that challenge" in the current economic climate.
'Hunt them down'
The UK's opposition Conservative Party opposes adopting the euro.
Shadow foreign secretary William Hague said: "It is extraordinary that certain politicians are whispering to the EU Commission about joining the euro behind the British people's backs.
"Keeping the pound is vital for Britain's economic future. We need interest rates that are right for Britain, not the rest of Europe. There are no circumstances in which the next Conservative government will propose joining the euro.
"If Labour ministers still want to get Britain into the euro they should come out and say so. We will be putting questions to the government to find out what conversations have been going on."
The leader of the UK Independence Party, Nigel Farage, said "the people who matter in Britain are the people, not the professional political class that Barroso is himself a member of".
"That ruling elite would love to bounce us into the euro and will grasp at any straw to do so, for it's a step on the way to their dream and our nightmare, a federal superstate.
"We're told that some British politicians have said 'If we had the euro, we would have been better off'. Whoever these people are we need to hunt them down and explain some simple economics to them."
He added that if Mr Barroso wanted to test the mood in Britain "then he can call for a referendum on both the euro and the Lisbon Treaty so that the people of Britain can tell him where to go".
Story from BBC NEWS:
http://news.bbc.co.uk/go/pr/fr/-/2/hi/uk_news/politics/7757830.stm
Published: 2008/12/01 14:42:37 GMT
© BBC MMVIII
BBC NEWS Swiss approve prescription heroin
2008/11/30
BBC NEWS
Swiss approve prescription heroin
Swiss voters have approved a radical health policy that offers prescription heroin to addicts on a permanent basis.
Final results from the national referendum showed 68% of voters supported the plan.
The scheme, allowing addicts to inject the drug under medical supervision at a clinic, began in Zurich 14 years ago before spreading across the country.
2008/11/30
BBC NEWS
Swiss approve prescription heroin
Swiss voters have approved a radical health policy that offers prescription heroin to addicts on a permanent basis.
Final results from the national referendum showed 68% of voters supported the plan.
The scheme, allowing addicts to inject the drug under medical supervision at a clinic, began in Zurich 14 years ago before spreading across the country.
But in another referendum vote, 63% of voters rejected the decriminalisation of cannabis.
The heroin vote was one of a series of referendums held to decide policy on illegal drugs.
Under the scheme, addicts visit clinics up to twice a day, where they inject the drug under medical supervision. They can also be treated for other medical issues or mental health problems, out correspondent says.
The policy is described as one of last resort - prescribing addicts with the very drug that caused their problems in the first place - but supporters say it works, and Swiss voters appear to have agreed, the BBC's Imogen Foulkes in Berne says.
Switzerland will be the first country to include it in government policy.
Supporters say it has had positive results - getting long-term addicts out of Switzerland's once notorious "needle parks" and reducing drug-related crime.
Opponents say heroin prescription sends the wrong message to young people and harms the addicts themselves.
On the cannabis issue, the government had opposed a change to the law.
Swiss police regularly turn a blind eye to moderate cannabis use.
But recent studies suggesting that long-term use of the drug may be more harmful than previously thought had looked likely to encourage a "No" to decriminalisation.
Jo Lang, a Green Party MP from Zug, said he was disappointed that the proposal to change the law on cannabis had failed.
"People have died from alcohol and heroin, but not from cannabis," said Mr Lang.
Story from BBC NEWS:
http://news.bbc.co.uk/go/pr/fr/-/2/hi/europe/7757050.stm
Published: 2008/11/30 23:49:22 GMT
© BBC MMVIII
BBC NEWS
Swiss approve prescription heroin
Swiss voters have approved a radical health policy that offers prescription heroin to addicts on a permanent basis.
Final results from the national referendum showed 68% of voters supported the plan.
The scheme, allowing addicts to inject the drug under medical supervision at a clinic, began in Zurich 14 years ago before spreading across the country.
2008/11/30
BBC NEWS
Swiss approve prescription heroin
Swiss voters have approved a radical health policy that offers prescription heroin to addicts on a permanent basis.
Final results from the national referendum showed 68% of voters supported the plan.
The scheme, allowing addicts to inject the drug under medical supervision at a clinic, began in Zurich 14 years ago before spreading across the country.
But in another referendum vote, 63% of voters rejected the decriminalisation of cannabis.
The heroin vote was one of a series of referendums held to decide policy on illegal drugs.
Under the scheme, addicts visit clinics up to twice a day, where they inject the drug under medical supervision. They can also be treated for other medical issues or mental health problems, out correspondent says.
The policy is described as one of last resort - prescribing addicts with the very drug that caused their problems in the first place - but supporters say it works, and Swiss voters appear to have agreed, the BBC's Imogen Foulkes in Berne says.
Switzerland will be the first country to include it in government policy.
Supporters say it has had positive results - getting long-term addicts out of Switzerland's once notorious "needle parks" and reducing drug-related crime.
Opponents say heroin prescription sends the wrong message to young people and harms the addicts themselves.
On the cannabis issue, the government had opposed a change to the law.
Swiss police regularly turn a blind eye to moderate cannabis use.
But recent studies suggesting that long-term use of the drug may be more harmful than previously thought had looked likely to encourage a "No" to decriminalisation.
Jo Lang, a Green Party MP from Zug, said he was disappointed that the proposal to change the law on cannabis had failed.
"People have died from alcohol and heroin, but not from cannabis," said Mr Lang.
Story from BBC NEWS:
http://news.bbc.co.uk/go/pr/fr/-/2/hi/europe/7757050.stm
Published: 2008/11/30 23:49:22 GMT
© BBC MMVIII
Samstag, November 29, 2008
BBC NEWS Swiss vote on radical heroin rules
2008/11/29
BBC NEWS
Swiss vote on radical heroin rules
By Imogen Foulkes
BBC News, Bern
Voters in Switzerland go to the polls on Sunday to decide whether to make a controversial heroin prescription programme a permanent, nationwide health policy.
The Swiss government supports the idea but opponents say it encourages drug addiction, and sends the wrong message to young people.
Throughout the 1980s and early 1990s Switzerland had one of the highest rates of heroin addiction in Europe.
Open drug scenes in cities such as Zurich, Basel and Bern were common, with addicts injecting and dealers selling publicly in the streets and parks.
Users often shared needles, leading to a sharp rise in HIV infection rates, and in the spread of Hepatitis.
In an attempt to reduce the spread of such diseases, if nothing else, the Swiss health department began introducing needle exchanges, followed by clean injection rooms where addicts could take heroin in a safe environment, supervised by a nurse.
For many health professionals, the next logical step was to start prescribing heroin to those addicts, many of them already ill, who really did not seem able to get off drugs.
2008/11/29
BBC NEWS
Swiss vote on radical heroin rules
By Imogen Foulkes
BBC News, Bern
Voters in Switzerland go to the polls on Sunday to decide whether to make a controversial heroin prescription programme a permanent, nationwide health policy.
The Swiss government supports the idea but opponents say it encourages drug addiction, and sends the wrong message to young people.
Throughout the 1980s and early 1990s Switzerland had one of the highest rates of heroin addiction in Europe.
Open drug scenes in cities such as Zurich, Basel and Bern were common, with addicts injecting and dealers selling publicly in the streets and parks.
Users often shared needles, leading to a sharp rise in HIV infection rates, and in the spread of Hepatitis.
In an attempt to reduce the spread of such diseases, if nothing else, the Swiss health department began introducing needle exchanges, followed by clean injection rooms where addicts could take heroin in a safe environment, supervised by a nurse.
For many health professionals, the next logical step was to start prescribing heroin to those addicts, many of them already ill, who really did not seem able to get off drugs.
In 1998 Switzerland introduced an experimental 10-year heroin prescription programme. Today around 1,300 patients across the country are on the programme.
Dr Christoph Buerki says his clinic in Bern serves 210 such patients.
"Their average age is 40 now, and they have an average of 13 years of heroin addiction before they enter this programme. Basically we are aiming at a group of people where everything else has failed," he says.
Chronic addiction
Dr Buerki's patients have to have tried abstinence treatments at least twice before being eligible for heroin prescription.
The majority have also tried and failed to stay on a methadone maintenance programme. Methadone in fact remains the more common maintenance treatment in Switzerland, with over 16,000 patients.
Jan, 33, is one of the clinic's first patients on a Thursday morning. He has been an addict since he was 20, and for the last eight years he has been on the heroin prescription programme.
"At first I didn't want to come here," he says, as he rolls up his trouser leg to make the injection.
"I thought this was just the lowest of the low but, well, I am an addict. And I've got a job now, and two sons, so I live a pretty normal life.
"My kids just know that Dad is sick and has to take medicine every day, that's all."
And Dr Buerki shares the view that long term addicts like Jan are actually ill, and need to be treated as such.
"These are patients with a chronic, relapsing disease that might go with them for the rest of their lives," he says.
But opponents of heroin prescription, like Sabine Geissbuhler of the association Parents Against Drugs, say that attitude is exactly what is wrong.
"When heroin prescription was first introduced, it was touted as a 'treatment'," she says.
"But treatment means the goal should be people get off drugs eventually - they stop being addicts - and that's just not happening."
"It's an outrage," she continues, "that the state should give addicts heroin - it's poison. You don't give people poison to make them better."
A life worth living?
"It would be more shocking if we just let them die," counters Maria Chiara Saraceni, a drugs policy expert with the Swiss federal health department.
"It's the government's responsibility to help everyone, and not to judge them.
"If this is what they need to live a more stable life, and to get off the streets, then that is what we should offer."
But Ms Geissbuhler is not convinced.
"That's not a life," she insists. "I have four children, and I would never, never, put them into a heroin prescription programme. What kind of freedom is that? I'd rather they were dead."
But whether a life is worth living or not can be a very personal, subjective thing.
Jan, who leaves the clinic every day to go to work, then returns in the evening for a second injection before picking up his son from nursery, views his life as normal, and even contented.
"I'm just like everyone else," he insists. I get up in the morning, I go to work, I do my job responsibly, I go home to my family in the evening. And at the weekend I'm the Dad my kids want me to be."
But the fact remains that Jan may well be on heroin for the rest of his life.
Very few patients on the programme have so far managed to get off the drug for good, and in that sense heroin prescription does not fit with Switzerland's chief goal on drug use, which is abstinence.
Doctors like Christoph Buerki accept that their patients will be with them for many years to come. Instead he points to another, unexpected side effect of the programme.
"Heroin was a very 'in' and fashionable thing to do in the 1980s and early 1990s," he explains. "But now people who take heroin have the image of losers, of junkies.
"I mean look at this place," he says, gesturing to his small, rather run-down clinic, and the lines of patients, most of them middle aged, waiting for injections.
"Nobody thinks this is a good thing - it's not cool to go to a clinic like ours to get heroin twice a day.
"We've medicalised heroin in Switzerland - it has the image of an ugly illness, and that is why, I think, numbers of new addicts are falling.
Very few young people are turning to heroin in Switzerland these days."
And that is the argument that may well sway many Swiss voters.
Keeping hundreds of people on heroin through old age and right to the ends of their lives is a rather shocking prospect, but polls suggest the Swiss may accept it, if it means their streets are free of illegal drug use, and their young people see heroin not as a glamorous rock star's drug, but as a sad, banal, old people's habit.
Story from BBC NEWS:
http://news.bbc.co.uk/go/pr/fr/-/2/hi/europe/7755664.stm
Published: 2008/11/29 09:58:20 GMT
© BBC MMVIII
BBC NEWS
Swiss vote on radical heroin rules
By Imogen Foulkes
BBC News, Bern
Voters in Switzerland go to the polls on Sunday to decide whether to make a controversial heroin prescription programme a permanent, nationwide health policy.
The Swiss government supports the idea but opponents say it encourages drug addiction, and sends the wrong message to young people.
Throughout the 1980s and early 1990s Switzerland had one of the highest rates of heroin addiction in Europe.
Open drug scenes in cities such as Zurich, Basel and Bern were common, with addicts injecting and dealers selling publicly in the streets and parks.
Users often shared needles, leading to a sharp rise in HIV infection rates, and in the spread of Hepatitis.
In an attempt to reduce the spread of such diseases, if nothing else, the Swiss health department began introducing needle exchanges, followed by clean injection rooms where addicts could take heroin in a safe environment, supervised by a nurse.
For many health professionals, the next logical step was to start prescribing heroin to those addicts, many of them already ill, who really did not seem able to get off drugs.
2008/11/29
BBC NEWS
Swiss vote on radical heroin rules
By Imogen Foulkes
BBC News, Bern
Voters in Switzerland go to the polls on Sunday to decide whether to make a controversial heroin prescription programme a permanent, nationwide health policy.
The Swiss government supports the idea but opponents say it encourages drug addiction, and sends the wrong message to young people.
Throughout the 1980s and early 1990s Switzerland had one of the highest rates of heroin addiction in Europe.
Open drug scenes in cities such as Zurich, Basel and Bern were common, with addicts injecting and dealers selling publicly in the streets and parks.
Users often shared needles, leading to a sharp rise in HIV infection rates, and in the spread of Hepatitis.
In an attempt to reduce the spread of such diseases, if nothing else, the Swiss health department began introducing needle exchanges, followed by clean injection rooms where addicts could take heroin in a safe environment, supervised by a nurse.
For many health professionals, the next logical step was to start prescribing heroin to those addicts, many of them already ill, who really did not seem able to get off drugs.
In 1998 Switzerland introduced an experimental 10-year heroin prescription programme. Today around 1,300 patients across the country are on the programme.
Dr Christoph Buerki says his clinic in Bern serves 210 such patients.
"Their average age is 40 now, and they have an average of 13 years of heroin addiction before they enter this programme. Basically we are aiming at a group of people where everything else has failed," he says.
Chronic addiction
Dr Buerki's patients have to have tried abstinence treatments at least twice before being eligible for heroin prescription.
The majority have also tried and failed to stay on a methadone maintenance programme. Methadone in fact remains the more common maintenance treatment in Switzerland, with over 16,000 patients.
Jan, 33, is one of the clinic's first patients on a Thursday morning. He has been an addict since he was 20, and for the last eight years he has been on the heroin prescription programme.
"At first I didn't want to come here," he says, as he rolls up his trouser leg to make the injection.
"I thought this was just the lowest of the low but, well, I am an addict. And I've got a job now, and two sons, so I live a pretty normal life.
"My kids just know that Dad is sick and has to take medicine every day, that's all."
And Dr Buerki shares the view that long term addicts like Jan are actually ill, and need to be treated as such.
"These are patients with a chronic, relapsing disease that might go with them for the rest of their lives," he says.
But opponents of heroin prescription, like Sabine Geissbuhler of the association Parents Against Drugs, say that attitude is exactly what is wrong.
"When heroin prescription was first introduced, it was touted as a 'treatment'," she says.
"But treatment means the goal should be people get off drugs eventually - they stop being addicts - and that's just not happening."
"It's an outrage," she continues, "that the state should give addicts heroin - it's poison. You don't give people poison to make them better."
A life worth living?
"It would be more shocking if we just let them die," counters Maria Chiara Saraceni, a drugs policy expert with the Swiss federal health department.
"It's the government's responsibility to help everyone, and not to judge them.
"If this is what they need to live a more stable life, and to get off the streets, then that is what we should offer."
But Ms Geissbuhler is not convinced.
"That's not a life," she insists. "I have four children, and I would never, never, put them into a heroin prescription programme. What kind of freedom is that? I'd rather they were dead."
But whether a life is worth living or not can be a very personal, subjective thing.
Jan, who leaves the clinic every day to go to work, then returns in the evening for a second injection before picking up his son from nursery, views his life as normal, and even contented.
"I'm just like everyone else," he insists. I get up in the morning, I go to work, I do my job responsibly, I go home to my family in the evening. And at the weekend I'm the Dad my kids want me to be."
But the fact remains that Jan may well be on heroin for the rest of his life.
Very few patients on the programme have so far managed to get off the drug for good, and in that sense heroin prescription does not fit with Switzerland's chief goal on drug use, which is abstinence.
Doctors like Christoph Buerki accept that their patients will be with them for many years to come. Instead he points to another, unexpected side effect of the programme.
"Heroin was a very 'in' and fashionable thing to do in the 1980s and early 1990s," he explains. "But now people who take heroin have the image of losers, of junkies.
"I mean look at this place," he says, gesturing to his small, rather run-down clinic, and the lines of patients, most of them middle aged, waiting for injections.
"Nobody thinks this is a good thing - it's not cool to go to a clinic like ours to get heroin twice a day.
"We've medicalised heroin in Switzerland - it has the image of an ugly illness, and that is why, I think, numbers of new addicts are falling.
Very few young people are turning to heroin in Switzerland these days."
And that is the argument that may well sway many Swiss voters.
Keeping hundreds of people on heroin through old age and right to the ends of their lives is a rather shocking prospect, but polls suggest the Swiss may accept it, if it means their streets are free of illegal drug use, and their young people see heroin not as a glamorous rock star's drug, but as a sad, banal, old people's habit.
Story from BBC NEWS:
http://news.bbc.co.uk/go/pr/fr/-/2/hi/europe/7755664.stm
Published: 2008/11/29 09:58:20 GMT
© BBC MMVIII
Dienstag, November 18, 2008
Financial Times: IEA warns of new oil supply crunch
Financial Times
IEA warns of new oil supply crunch
Carola Hoyos, Ed Crooks and Javier Blas, Financial Times, 12 Nov 2008
A lack of investment in new sources of oil risks a supply crunch worse than the problems that pushed prices to $147 a barrel this summer, the developed world’s energy watchdog said on Wednesday.
The International Energy Agency warned that cuts and delays in investment that were prompted by the fall in oil prices and the credit crunch had put the world “on a bad path”.
Financial Times
IEA warns of new oil supply crunch
Carola Hoyos, Ed Crooks and Javier Blas, Financial Times, 12 Nov 2008
A lack of investment in new sources of oil risks a supply crunch worse than the problems that pushed prices to $147 a barrel this summer, the developed world’s energy watchdog said on Wednesday.
The International Energy Agency warned that cuts and delays in investment that were prompted by the fall in oil prices and the credit crunch had put the world “on a bad path”.
Fatih Birol, chief economist at the IEA, said: “We hear almost every day about a project being postponed. This is a major problem.”
Last year, $390bn (€311bn, £259bn) was invested in oil and gas exploration and production, one of the highest amounts in recent years. Yet it still fell short of the $450bn the IEA said would be needed in both sectors.
There was no respite for the IEA in oil prices on Wednesday. West Texas Intermediate on the New York Mercantile Exchange dropped to a 20-month low of $56.35 a barrel, down almost $3, after the US department of energy said demand would remain flat for 2008-09.
Oil prices have fallen as economies have struggled in the credit crisis and demand has dropped, especially in the developed world.
The IEA predicted that shrinking demand would be a long-term phenomenon among members of the Organisation for Economic Co-operation and Development. “We think OECD oil demand has peaked. The OECD countries’ role in the energy world is becoming less and less important,” said Mr Birol.
Developing countries are expected to be the only source of growth in oil demand until 2030, with China contributing 43 per cent and India and the Middle East each about 20 per cent. The remainder will come from other emerging economies in Asia.
But meeting the demand growth is secondary to the big challenge of compensating for the fast-declining production from the world’s older fields, the IEA said. It suggested the oil price was too low to guarantee the necessary investment and noted that high-cost ventures, such as Canada’s tar sands, were producing oil at a cost of about $80 a barrel – more than $20 higher than the prevailing oil price.
The warning represents a change of tone from an organisation that has often criticised the Opec cartel of oil-producing nations for reducing production to prop up prices.
The main spur for the IEA’s focus on investment – and the oil price that it regards as necessary to stimulate investors – has been its exhaustive study on the rates of decline in production from 800 of the world’s biggest oil fields.
The watchdog found that even after recent investment, production from the fields was declining at an annual 6.7 per cent and that this rate was accelerating. This means 45m barrels a day would have to be found and tapped in the next 22 years simply to meet an unchanged world demand. As it stands, however, the IEA expects demand to rise from 85m b/d last year to 106m b/d in 2030, making the challenge that much greater.
Many of the fields experiencing the sharpest decline in production lie in developed countries, including in areas such as the North Sea and Alaska. This meant the west would become less and less of an influence in terms of production, while Persian Gulf countries would become more important.
The IEA said most of the projected increase would come from members of Opec, whose world share would jump from 44 per cent to 51 per cent by 2030.
“Their reserves are big enough for output to grow faster, but investment is assumed to be constrained, notably by conservative depletion policies and geopolitical factors,” said the IEA.
Petrobras, the Brazilian state oil company, said production this year would be 500,000 b/d lower than previously forecast.
Guest Commentary: Dr. Richard Miller
The IEA is getting rattled by events. For some years, the IEA, EIA and OPEC all maintained the view that oil resources are so large that they must be sufficient to maintain supply. Other leaders in government and industry uncritically accepted that position, and stopped worrying. But the IEA has now broken ranks, to accept that there is a looming problem of supply, even from the large remaining resource. Current trends in energy supply and consumption, in their own words, are patently unsustainable, as ODAC has maintained for some years.
The IEA is clearly uncomfortable with this new position. Some of their forecasts don’t look likely, and some assumptions are implausible, but these are what the IEA finds are required to maintain supplies to 2030. For example, an average oil price of $100 (in 2007 dollars) between now and 2015 might come to pass, but it’s hard to see it only rising to $120 by 2030. Total oil supplies will rise, say the IEA, by 22 million barrels/day by 2030, but only 5 million of these barrels will be conventional crude (production of which will have levelled off by then – so the global peak of conventional crude is now within the IEA’s sight, even though they don’t say so). The remaining rise will have to come from gas liquids, oil sands, synfuels and other non-conventional resources.
The IEA still leans heavily for comfort on the supposed mere existence of enormous resources as evidence for future supply. ODAC would question the details – resources are definitely not reserves for one thing (not even close in some cases), and even the USGS is now finding it hard to believe its own estimates of over 700 billion barrels of yet-to-find recoverable oil – but that is to miss the crux, which is that peak oil is going to be a supply problem, not a resource or reserve problem. So when the IEA describes a potential total resource of 9 trillion barrels of liquids from fossil fuels, or 8 times more than we have already burned, there is a completely misleading comfort in the well-padded pabulum of fat round numbers.
The harder truth from WEO 2008 is that the world needs the equivalent output of 6 more Saudi Arabias by 2030, and in ODAC’s view they probably don’t exist. The desired supply increase of 22 million b/d by 2030 would actually require 64 million b/d of new production by then, because of oil field decline. Daily production from every field peaks and then starts to fall, and this tends to happen before they have produced even half of their reserves. Decline has often been ignored altogether, or else ridiculed as nugatory by such as Cambridge Energy Research Associates, who in January dismissively calculated a global decline rate of 4.5% p.a. from the world’s producing fields. The IEA’s analysis is rather different, and probably the main trigger for their change of stance. They find decline to be 6.7% for post-peak fields (which is most of them), or 50% higher than CERA found. Worse, this rate of decline could increase to 8.6% p.a. by 2030. And worse again, that’s the decline rate when it’s mitigated by active investment to maintain production.
Under the IEA’s scenario, the investment required is $350 billion annually. That’s actually less than we currently invest. The catch is, most of the cash needs to be invested in OPEC, and specifically in the Middle East. Will OPEC invest so much, or allow anyone else to invest it? What would be in it for them, if they were to plunder their own national endowment in a few decades, for money that wouldn’t buy much in a devastated world economy and a devastated world? The IEA makes a rather ineffectual pitch for partnerships between the oil majors and OPEC states, but the mutual benefits suggested are far from compelling. The oil majors may indeed have the necessary skills, technologies and staff that OPEC lacks – but why would OPEC want them? Nowhere does the IEA make a compelling case for OPEC falling into line with the wishes of the OECD.
It’s good to see the IEA taking a firmer line on their modelling, which over several years has increasingly analysed what is possible from the bottom up, rather than simply measuring top down from the expected demand and calculating how much oil would therefore be supplied. It’s also understandable that this change is going to be a journey for the IEA. And ODAC feels that market and industry developments are very probably going to make an uncomfortable truth very apparent within the next few years.
Dr. Richard Miller is an Independent Consultant, and former geochemist for the BP Exploration Department
IEA warns of new oil supply crunch
Carola Hoyos, Ed Crooks and Javier Blas, Financial Times, 12 Nov 2008
A lack of investment in new sources of oil risks a supply crunch worse than the problems that pushed prices to $147 a barrel this summer, the developed world’s energy watchdog said on Wednesday.
The International Energy Agency warned that cuts and delays in investment that were prompted by the fall in oil prices and the credit crunch had put the world “on a bad path”.
Financial Times
IEA warns of new oil supply crunch
Carola Hoyos, Ed Crooks and Javier Blas, Financial Times, 12 Nov 2008
A lack of investment in new sources of oil risks a supply crunch worse than the problems that pushed prices to $147 a barrel this summer, the developed world’s energy watchdog said on Wednesday.
The International Energy Agency warned that cuts and delays in investment that were prompted by the fall in oil prices and the credit crunch had put the world “on a bad path”.
Fatih Birol, chief economist at the IEA, said: “We hear almost every day about a project being postponed. This is a major problem.”
Last year, $390bn (€311bn, £259bn) was invested in oil and gas exploration and production, one of the highest amounts in recent years. Yet it still fell short of the $450bn the IEA said would be needed in both sectors.
There was no respite for the IEA in oil prices on Wednesday. West Texas Intermediate on the New York Mercantile Exchange dropped to a 20-month low of $56.35 a barrel, down almost $3, after the US department of energy said demand would remain flat for 2008-09.
Oil prices have fallen as economies have struggled in the credit crisis and demand has dropped, especially in the developed world.
The IEA predicted that shrinking demand would be a long-term phenomenon among members of the Organisation for Economic Co-operation and Development. “We think OECD oil demand has peaked. The OECD countries’ role in the energy world is becoming less and less important,” said Mr Birol.
Developing countries are expected to be the only source of growth in oil demand until 2030, with China contributing 43 per cent and India and the Middle East each about 20 per cent. The remainder will come from other emerging economies in Asia.
But meeting the demand growth is secondary to the big challenge of compensating for the fast-declining production from the world’s older fields, the IEA said. It suggested the oil price was too low to guarantee the necessary investment and noted that high-cost ventures, such as Canada’s tar sands, were producing oil at a cost of about $80 a barrel – more than $20 higher than the prevailing oil price.
The warning represents a change of tone from an organisation that has often criticised the Opec cartel of oil-producing nations for reducing production to prop up prices.
The main spur for the IEA’s focus on investment – and the oil price that it regards as necessary to stimulate investors – has been its exhaustive study on the rates of decline in production from 800 of the world’s biggest oil fields.
The watchdog found that even after recent investment, production from the fields was declining at an annual 6.7 per cent and that this rate was accelerating. This means 45m barrels a day would have to be found and tapped in the next 22 years simply to meet an unchanged world demand. As it stands, however, the IEA expects demand to rise from 85m b/d last year to 106m b/d in 2030, making the challenge that much greater.
Many of the fields experiencing the sharpest decline in production lie in developed countries, including in areas such as the North Sea and Alaska. This meant the west would become less and less of an influence in terms of production, while Persian Gulf countries would become more important.
The IEA said most of the projected increase would come from members of Opec, whose world share would jump from 44 per cent to 51 per cent by 2030.
“Their reserves are big enough for output to grow faster, but investment is assumed to be constrained, notably by conservative depletion policies and geopolitical factors,” said the IEA.
Petrobras, the Brazilian state oil company, said production this year would be 500,000 b/d lower than previously forecast.
Guest Commentary: Dr. Richard Miller
The IEA is getting rattled by events. For some years, the IEA, EIA and OPEC all maintained the view that oil resources are so large that they must be sufficient to maintain supply. Other leaders in government and industry uncritically accepted that position, and stopped worrying. But the IEA has now broken ranks, to accept that there is a looming problem of supply, even from the large remaining resource. Current trends in energy supply and consumption, in their own words, are patently unsustainable, as ODAC has maintained for some years.
The IEA is clearly uncomfortable with this new position. Some of their forecasts don’t look likely, and some assumptions are implausible, but these are what the IEA finds are required to maintain supplies to 2030. For example, an average oil price of $100 (in 2007 dollars) between now and 2015 might come to pass, but it’s hard to see it only rising to $120 by 2030. Total oil supplies will rise, say the IEA, by 22 million barrels/day by 2030, but only 5 million of these barrels will be conventional crude (production of which will have levelled off by then – so the global peak of conventional crude is now within the IEA’s sight, even though they don’t say so). The remaining rise will have to come from gas liquids, oil sands, synfuels and other non-conventional resources.
The IEA still leans heavily for comfort on the supposed mere existence of enormous resources as evidence for future supply. ODAC would question the details – resources are definitely not reserves for one thing (not even close in some cases), and even the USGS is now finding it hard to believe its own estimates of over 700 billion barrels of yet-to-find recoverable oil – but that is to miss the crux, which is that peak oil is going to be a supply problem, not a resource or reserve problem. So when the IEA describes a potential total resource of 9 trillion barrels of liquids from fossil fuels, or 8 times more than we have already burned, there is a completely misleading comfort in the well-padded pabulum of fat round numbers.
The harder truth from WEO 2008 is that the world needs the equivalent output of 6 more Saudi Arabias by 2030, and in ODAC’s view they probably don’t exist. The desired supply increase of 22 million b/d by 2030 would actually require 64 million b/d of new production by then, because of oil field decline. Daily production from every field peaks and then starts to fall, and this tends to happen before they have produced even half of their reserves. Decline has often been ignored altogether, or else ridiculed as nugatory by such as Cambridge Energy Research Associates, who in January dismissively calculated a global decline rate of 4.5% p.a. from the world’s producing fields. The IEA’s analysis is rather different, and probably the main trigger for their change of stance. They find decline to be 6.7% for post-peak fields (which is most of them), or 50% higher than CERA found. Worse, this rate of decline could increase to 8.6% p.a. by 2030. And worse again, that’s the decline rate when it’s mitigated by active investment to maintain production.
Under the IEA’s scenario, the investment required is $350 billion annually. That’s actually less than we currently invest. The catch is, most of the cash needs to be invested in OPEC, and specifically in the Middle East. Will OPEC invest so much, or allow anyone else to invest it? What would be in it for them, if they were to plunder their own national endowment in a few decades, for money that wouldn’t buy much in a devastated world economy and a devastated world? The IEA makes a rather ineffectual pitch for partnerships between the oil majors and OPEC states, but the mutual benefits suggested are far from compelling. The oil majors may indeed have the necessary skills, technologies and staff that OPEC lacks – but why would OPEC want them? Nowhere does the IEA make a compelling case for OPEC falling into line with the wishes of the OECD.
It’s good to see the IEA taking a firmer line on their modelling, which over several years has increasingly analysed what is possible from the bottom up, rather than simply measuring top down from the expected demand and calculating how much oil would therefore be supplied. It’s also understandable that this change is going to be a journey for the IEA. And ODAC feels that market and industry developments are very probably going to make an uncomfortable truth very apparent within the next few years.
Dr. Richard Miller is an Independent Consultant, and former geochemist for the BP Exploration Department
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Mittwoch, November 12, 2008
Ulrich Beck: «Wir haben einen Staatssozialismus für Reiche»
Tages-Anzeiger 12.11.08
«Wir haben einen Staatssozialismus für Reiche»
Von Guido Kalberer, München. Aktualisiert um 22:32 Uhr 1 Kommentar
Ulrich Beck, 1944 geboren, wuchs in Hannover auf. Nach dem Abitur nahm er zunächst in Freiburg im Breisgau ein Studium der Rechtswissenschaften auf. Danach studierte er Soziologie, Philosophie, Psychologie und Politische Wissenschaften in München. Nach seiner Habilitation 1979 in Soziologie lehrte er in Münster und Bamberg. Heute ist Ulrich Beck Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und an der London School of Economics and Political Science.
Bevor der renommierte Soziologe Ulrich Beck nach Frankreich und in die USA reist, um über die Risiken unserer modernen Gesellschaften zu referieren, findet er Zeit für ein Interview im Institut für Soziologie der Universität München. Von Stress ist bei dem gefragten Wissenschaftler und Buchautor keine Spur. Kaum hat er sich auf das beige Sofa gesetzt und einen Schluck Wasser genommen, ist er ganz bei der Sache. Präzis und bedacht wählt er die Worte, formuliert so, dass seine Thesen und Argumente auch verständlich sind für ein Publikum, das mit dem soziologischen Fachjargon nicht viel anzufangen weiss.
Tages-Anzeiger 12.11.08
«Wir haben einen Staatssozialismus für Reiche»
Von Guido Kalberer, München. Aktualisiert um 22:32 Uhr 1 Kommentar
Ulrich Beck, 1944 geboren, wuchs in Hannover auf. Nach dem Abitur nahm er zunächst in Freiburg im Breisgau ein Studium der Rechtswissenschaften auf. Danach studierte er Soziologie, Philosophie, Psychologie und Politische Wissenschaften in München. Nach seiner Habilitation 1979 in Soziologie lehrte er in Münster und Bamberg. Heute ist Ulrich Beck Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und an der London School of Economics and Political Science.
Bevor der renommierte Soziologe Ulrich Beck nach Frankreich und in die USA reist, um über die Risiken unserer modernen Gesellschaften zu referieren, findet er Zeit für ein Interview im Institut für Soziologie der Universität München. Von Stress ist bei dem gefragten Wissenschaftler und Buchautor keine Spur. Kaum hat er sich auf das beige Sofa gesetzt und einen Schluck Wasser genommen, ist er ganz bei der Sache. Präzis und bedacht wählt er die Worte, formuliert so, dass seine Thesen und Argumente auch verständlich sind für ein Publikum, das mit dem soziologischen Fachjargon nicht viel anzufangen weiss.
Das letzte Mal hatten wir uns nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 getroffen. Der Cheftheoretiker der Risikogesellschaft ist immer dann ein wichtiger Gesprächspartner, wenn es wieder einmal zu einem Weltenbrand gekommen ist. Auf die Risiken des globalen Finanzsystems hat Ulrich Beck bereits in seinen Büchern «Weltrisikogesellschaft» und «Macht und Gegenmacht im globalen Zeitalter» hingewiesen. Damals forderte er eine «neue weltpolitische Ökonomie» mit transnationaler Regulierungsperspektive. Dabei geht es vor allen Dingen um die Steuerung von Märkten und die Frage, wie sich der Staat gegenüber dem globalisierten Kapital politisch neu definieren kann.
Herr Beck, führt die aktuelle Finanzkrise zu einem Revival des Staates?
Ja, das ist deutlich beobachtbar. Die globalen Finanzrisiken werfen das Problem der Sicherheit in den verschiedensten Spielarten neu auf und beleben damit den Staat als Schlüsselinstanz für die Garantie von Sicherheit. Solange man davon ausgehen konnte, dass beispielsweise die soziale Sicherheit und der Wohlstand weitgehend über die Freisetzung des Marktes ermöglicht wurden, trat der Staat in den Hintergrund. Dies ändert sich jedoch mit der Erfahrung, dass durch die Radikalisierung von bestimmten Prinzipien der Moderne die Selbstgefährdung verschärft wird.
Solche Selbstgefährdungen sehen Sie in der atomaren Bedrohung, dem Terrorismus, aber auch im Klimawandel.
Im Unterschied zum Klimawandel, der in seiner Katastrophenzuspitzung nach wie vor ein zukünftiges und damit abstraktes Ereignis ist, hat die Finanzkrise wie ein Blitz eingeschlagen – eine für alle Bürger unmittelbar erfahrbare Bedrohung, ein globales Ereignis, das auch ein privates und sehr persönliches ist. Die Gefährdung der Sicherheit ist eklatant geworden, und dies ruft den Staat als Schlüsselakteur auf den Plan. Ob dieser die Probleme auch lösen kann, wird sich erst noch zeigen müssen.
Jedenfalls scheint der Neoliberalismus schwer angeschlagen und der Glaube daran, dass der freie Markt alle Probleme lösen kann.
Über Nacht gilt das Grundprinzip des Westens nichts mehr: die freie Marktwirktschaft. Eben noch hatten wir die Welt durch deren ungezügelte Entfaltung retten wollen. Der Glaube daran, dass der Staat durch den Markt ersetzt werden kann, hat sich sehr stark relativiert. Gerade diejenigen, die bisher jede Staatsintervention vehement abgelehnt haben, sind zu Konvertiten geworden. Zurzeit läuft ein Weltkabarett der Konversion ab, in dem die neoliberalen Banker nach dem Staat rufen. Auch wenn die neoliberale Form der freien Marktwirtschaft und die Schlüsselakteure, die für die Befreiung der Märkte waren, in die Defensive geraten sind, so wird der Kapitalismus überleben. Er hat, wie eine Katze, viele Leben. Die Schlüsselfrage ist das Wie seiner politischen Zivilisierung im Zeitalter der Globalisierung.
Wie gross ist die Zäsur durch die Finanzkrise?
Das Phänomen, das sich in diesen Tagen abspielt, wird in seiner Bedeutung und in seinem Ausmass in Europa noch unterschätzt, nicht in den USA. Ich sehe eine Zeitenwende, die vergleichbar ist mit dem Fall der Berliner Mauer. Nur gibt es dieses Mal keinen Austausch der Eliten. Auch wenn die Eliten über Nacht ihre Sprache ausgewechselt haben, so besteht kein Zweifel, dass sich die Legitimationsgrundlage ihres Handelns in einem dramatischen Ausmasse aufgelöst hat. So etwa ist die Universitätsreform, die im Zeichen des Neoliberalismus mehr Markt und Konkurrenz in den akademischen Bereich bringen wollte – mithin die Durchsetzung von ökonomischen Prinzipien –, auf einmal in Frage gestellt. Oder auch die internationale Politik, in der die USA und der Internationale Währungsfond (IWF) den sich entwickelnden Ländern den sogenannten Washingtoner Konsens aufzwingen wollten.
So zieht sich der Glaubwürdigkeitsverlust durch viele Teile der Gesellschaft.
Ja, und zwar radikal. Was jetzt kommt, ist ein Sozialstaat für das Finanzkapital. Da die Banken gerettet werden müssen, haben wir nun einen Staatssozialismus für Reiche. Auf der anderen Seite wird weiterhin eine rigide Neoliberalisierung der Armen betrieben. Während der Sozialstaat für Arme abgebaut wird, wird er für Reiche aufgebaut. So entsteht eine neue, himmelschreiende Ungleichheit: Wieso soll der Neoliberalismus, der sich im Finanzbereich widerlegt hat, exekutiert werden gegenüber den Arbeitnehmern? Die Ungleichheit wird aber auch zwischen Ost- und Westeuropa zunehmen. Die Gelder aus dem Osten werden zunehmend in den Westen fliessen, weil dort der Staat mehr Sicherheit und Garantie bietet.
Kann der Staat die Probleme, die sich nun stellen, überhaupt lösen?
Der Nationalstaat als solcher nicht; er ist nicht fähig, adäquat darauf zu reagieren. Der Fetisch der nationalstaatlichen Souveränität erweist sich als grosses Hindernis. Mit nationalstaatlichen Mitteln ist den globalen Problemen, mit denen wir heute und in Zukunft konfrontiert sind, nicht beizukommen. Es müssen transnationale Lösungen gesucht werden. Erst die Transnationalisierung der Politik macht die einzelnen Staaten wieder handlungsfähig – in dieser Einsicht sehe ich ein kosmopolitisches Moment, eine Gelegenheit, einen internationalen Rechtsrahmen für die Bewältigung der akuten Finanzkrise zu schaffen.
Ist die Schweizer Position damit obsolet geworden?
Die Position der Schweiz ist sehr stark gefährdet – vielleicht so sehr wie noch nie in ihrer ganzen Geschichte. Man darf aber nicht vergessen, dass die Schweiz hinter ihrer Fassade der Neutralität sich immer schon stark international vernetzt hat. Sie ist europäischer, als sie sich eingesteht. Auch in anderen Staaten sieht die Realität längst anders aus als das Bild in den Köpfen der Menschen. Die wechselseitigen Abhängigkeiten sind mittlerweile so gross, dass unilaterale Strategien, wie sie GeorgeW.Bush noch gewählt hatte, heute zum Scheitern verurteilt sind. Lösungen im Alleingang taugen nicht. Man könnte es so zuspitzen: Die Aufgabe von Autonomie ist für die modernen Staaten der Königsweg, um wieder Gestaltungsmacht – auch im nationalen Kontext – zu erlangen.
Betreibt die EU diese Vernetzung in einem genügenden Ausmasse?
Nein, und zwar weil die Mitgliedsstaaten dies nicht wirklich wollen. Warum koordiniert man angesichts der Finanzkrise die Wirtschaftspolitiken der einzelnen Länder nicht stärker miteinander? Warum betreibt man nicht, wie es der französische Präsident Nicolas Sarkozy vorschlägt, eine europäische Wirtschaftspolitik? Eine gemeinsame Währung erfordert doch eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik. Was uns in Europa fehlt, ist ein kosmopolitischer Realismus, ein Denken und Handeln, das sich, gerade um die nationalen Interessen zu wahren, kosmopolitisch öffnet. Die Finanzkrise ist daher auch eine grosse Chance für ein weltoffenes, politisch gestärktes Europa.
Und die USA?
Obama ist in meinen Augen der erste Präsident der USA, der einen solchen kosmopolitischen Realismus umsetzen kann. Nur durch die Öffnung der Politik – durch die Schaffung von transnationalen politischen Institutionen – ist eine Wiederbelebung nationaler Politik möglich. Diese dauerhafte Kooperation über Grenzen hinweg ist notwendig, um globalen Risiken begegnen zu können. Man muss die Perspektive des anderen einbeziehen, um im eigenen Bereich Fortschritte zu erzielen. Nach dem nationalen Nationalismus der Vergangenheit wäre nun ein kosmopolitischer Nationalismus nötig, in dem die Traditionen geöffnet werden.
Ist Obama der Präsident, der diese Wende der Politik herbeiführen wird?
Ob es ihm gelingt, weiss ich nicht. Aber aufgrund seiner Herkunft – er hat auch biografische Wurzeln in Kenia – und seiner Fähigkeit, die grossen Fragen zu stellen, hat er die besten Voraussetzungen dafür. In Risikophasen muss man die Ängste der Menschen ernst nehmen. Allein schon die Thematisierung der grossen Fragen hat eine enorme Mobilisierungskraft, die über die verschiedenen Lager und Nationen hinausreicht. Bereits im Wahlkampf hat Obama mit der tätigen Hilfe einer über das Internet aktivierten zivilgesellschaftlichen Bewegung die Politik wiederbelebt. Insofern ist der neue Präsident der USA der personifizierte Paradigmawechsel der Politik.
Wird es zu einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen den USA und Europa kommen?
Der jetzige amerikanische Weg bedarf der Korrektur und Ergänzung. Europa ist ein gutes Beispiel dafür, wie aus Feinden Nachbarn werden. Zudem werden Europa und die USA ein Schicksal teilen: Stärker als bisher werden sie abhängig von China und den arabischen Ländern. Woher sonst soll das Geld denn kommen? Es kommt also zu einer enormen Machtverlagerung.
Wird Obama unter diesen Umständen den Unilateralismus aufgeben?
Ja. Die Aufgabe des Unilateralismus ist der erste notwendige Schritt hin zum Kosmopolitismus – einem Denken, das die Frage der Gerechtigkeit nicht nur in einem nationalen Rahmen stellt. Bezüglich der Finanzkrise heisst dies: Was bedeutet sie nicht nur für die einzelnen Nationen, sondern für die Ärmsten dieser Welt? Wie kommen wir zu einer Idee von globaler Gerechtigkeit? Bisher wurden Gleichheits- und Gerechtigkeitsfragen nur in einem nationalen Kontext gestellt. Heute geht es um die weltpolitische Dimension dieser Fragen, um im ganz konkreten Hier und Jetzt voranzukommen.
(Tages-Anzeiger)
Erstellt: 11.11.2008, 20:35 Uhr
«Wir haben einen Staatssozialismus für Reiche»
Von Guido Kalberer, München. Aktualisiert um 22:32 Uhr 1 Kommentar
Ulrich Beck, 1944 geboren, wuchs in Hannover auf. Nach dem Abitur nahm er zunächst in Freiburg im Breisgau ein Studium der Rechtswissenschaften auf. Danach studierte er Soziologie, Philosophie, Psychologie und Politische Wissenschaften in München. Nach seiner Habilitation 1979 in Soziologie lehrte er in Münster und Bamberg. Heute ist Ulrich Beck Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und an der London School of Economics and Political Science.
Bevor der renommierte Soziologe Ulrich Beck nach Frankreich und in die USA reist, um über die Risiken unserer modernen Gesellschaften zu referieren, findet er Zeit für ein Interview im Institut für Soziologie der Universität München. Von Stress ist bei dem gefragten Wissenschaftler und Buchautor keine Spur. Kaum hat er sich auf das beige Sofa gesetzt und einen Schluck Wasser genommen, ist er ganz bei der Sache. Präzis und bedacht wählt er die Worte, formuliert so, dass seine Thesen und Argumente auch verständlich sind für ein Publikum, das mit dem soziologischen Fachjargon nicht viel anzufangen weiss.
Tages-Anzeiger 12.11.08
«Wir haben einen Staatssozialismus für Reiche»
Von Guido Kalberer, München. Aktualisiert um 22:32 Uhr 1 Kommentar
Ulrich Beck, 1944 geboren, wuchs in Hannover auf. Nach dem Abitur nahm er zunächst in Freiburg im Breisgau ein Studium der Rechtswissenschaften auf. Danach studierte er Soziologie, Philosophie, Psychologie und Politische Wissenschaften in München. Nach seiner Habilitation 1979 in Soziologie lehrte er in Münster und Bamberg. Heute ist Ulrich Beck Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und an der London School of Economics and Political Science.
Bevor der renommierte Soziologe Ulrich Beck nach Frankreich und in die USA reist, um über die Risiken unserer modernen Gesellschaften zu referieren, findet er Zeit für ein Interview im Institut für Soziologie der Universität München. Von Stress ist bei dem gefragten Wissenschaftler und Buchautor keine Spur. Kaum hat er sich auf das beige Sofa gesetzt und einen Schluck Wasser genommen, ist er ganz bei der Sache. Präzis und bedacht wählt er die Worte, formuliert so, dass seine Thesen und Argumente auch verständlich sind für ein Publikum, das mit dem soziologischen Fachjargon nicht viel anzufangen weiss.
Das letzte Mal hatten wir uns nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 getroffen. Der Cheftheoretiker der Risikogesellschaft ist immer dann ein wichtiger Gesprächspartner, wenn es wieder einmal zu einem Weltenbrand gekommen ist. Auf die Risiken des globalen Finanzsystems hat Ulrich Beck bereits in seinen Büchern «Weltrisikogesellschaft» und «Macht und Gegenmacht im globalen Zeitalter» hingewiesen. Damals forderte er eine «neue weltpolitische Ökonomie» mit transnationaler Regulierungsperspektive. Dabei geht es vor allen Dingen um die Steuerung von Märkten und die Frage, wie sich der Staat gegenüber dem globalisierten Kapital politisch neu definieren kann.
Herr Beck, führt die aktuelle Finanzkrise zu einem Revival des Staates?
Ja, das ist deutlich beobachtbar. Die globalen Finanzrisiken werfen das Problem der Sicherheit in den verschiedensten Spielarten neu auf und beleben damit den Staat als Schlüsselinstanz für die Garantie von Sicherheit. Solange man davon ausgehen konnte, dass beispielsweise die soziale Sicherheit und der Wohlstand weitgehend über die Freisetzung des Marktes ermöglicht wurden, trat der Staat in den Hintergrund. Dies ändert sich jedoch mit der Erfahrung, dass durch die Radikalisierung von bestimmten Prinzipien der Moderne die Selbstgefährdung verschärft wird.
Solche Selbstgefährdungen sehen Sie in der atomaren Bedrohung, dem Terrorismus, aber auch im Klimawandel.
Im Unterschied zum Klimawandel, der in seiner Katastrophenzuspitzung nach wie vor ein zukünftiges und damit abstraktes Ereignis ist, hat die Finanzkrise wie ein Blitz eingeschlagen – eine für alle Bürger unmittelbar erfahrbare Bedrohung, ein globales Ereignis, das auch ein privates und sehr persönliches ist. Die Gefährdung der Sicherheit ist eklatant geworden, und dies ruft den Staat als Schlüsselakteur auf den Plan. Ob dieser die Probleme auch lösen kann, wird sich erst noch zeigen müssen.
Jedenfalls scheint der Neoliberalismus schwer angeschlagen und der Glaube daran, dass der freie Markt alle Probleme lösen kann.
Über Nacht gilt das Grundprinzip des Westens nichts mehr: die freie Marktwirktschaft. Eben noch hatten wir die Welt durch deren ungezügelte Entfaltung retten wollen. Der Glaube daran, dass der Staat durch den Markt ersetzt werden kann, hat sich sehr stark relativiert. Gerade diejenigen, die bisher jede Staatsintervention vehement abgelehnt haben, sind zu Konvertiten geworden. Zurzeit läuft ein Weltkabarett der Konversion ab, in dem die neoliberalen Banker nach dem Staat rufen. Auch wenn die neoliberale Form der freien Marktwirtschaft und die Schlüsselakteure, die für die Befreiung der Märkte waren, in die Defensive geraten sind, so wird der Kapitalismus überleben. Er hat, wie eine Katze, viele Leben. Die Schlüsselfrage ist das Wie seiner politischen Zivilisierung im Zeitalter der Globalisierung.
Wie gross ist die Zäsur durch die Finanzkrise?
Das Phänomen, das sich in diesen Tagen abspielt, wird in seiner Bedeutung und in seinem Ausmass in Europa noch unterschätzt, nicht in den USA. Ich sehe eine Zeitenwende, die vergleichbar ist mit dem Fall der Berliner Mauer. Nur gibt es dieses Mal keinen Austausch der Eliten. Auch wenn die Eliten über Nacht ihre Sprache ausgewechselt haben, so besteht kein Zweifel, dass sich die Legitimationsgrundlage ihres Handelns in einem dramatischen Ausmasse aufgelöst hat. So etwa ist die Universitätsreform, die im Zeichen des Neoliberalismus mehr Markt und Konkurrenz in den akademischen Bereich bringen wollte – mithin die Durchsetzung von ökonomischen Prinzipien –, auf einmal in Frage gestellt. Oder auch die internationale Politik, in der die USA und der Internationale Währungsfond (IWF) den sich entwickelnden Ländern den sogenannten Washingtoner Konsens aufzwingen wollten.
So zieht sich der Glaubwürdigkeitsverlust durch viele Teile der Gesellschaft.
Ja, und zwar radikal. Was jetzt kommt, ist ein Sozialstaat für das Finanzkapital. Da die Banken gerettet werden müssen, haben wir nun einen Staatssozialismus für Reiche. Auf der anderen Seite wird weiterhin eine rigide Neoliberalisierung der Armen betrieben. Während der Sozialstaat für Arme abgebaut wird, wird er für Reiche aufgebaut. So entsteht eine neue, himmelschreiende Ungleichheit: Wieso soll der Neoliberalismus, der sich im Finanzbereich widerlegt hat, exekutiert werden gegenüber den Arbeitnehmern? Die Ungleichheit wird aber auch zwischen Ost- und Westeuropa zunehmen. Die Gelder aus dem Osten werden zunehmend in den Westen fliessen, weil dort der Staat mehr Sicherheit und Garantie bietet.
Kann der Staat die Probleme, die sich nun stellen, überhaupt lösen?
Der Nationalstaat als solcher nicht; er ist nicht fähig, adäquat darauf zu reagieren. Der Fetisch der nationalstaatlichen Souveränität erweist sich als grosses Hindernis. Mit nationalstaatlichen Mitteln ist den globalen Problemen, mit denen wir heute und in Zukunft konfrontiert sind, nicht beizukommen. Es müssen transnationale Lösungen gesucht werden. Erst die Transnationalisierung der Politik macht die einzelnen Staaten wieder handlungsfähig – in dieser Einsicht sehe ich ein kosmopolitisches Moment, eine Gelegenheit, einen internationalen Rechtsrahmen für die Bewältigung der akuten Finanzkrise zu schaffen.
Ist die Schweizer Position damit obsolet geworden?
Die Position der Schweiz ist sehr stark gefährdet – vielleicht so sehr wie noch nie in ihrer ganzen Geschichte. Man darf aber nicht vergessen, dass die Schweiz hinter ihrer Fassade der Neutralität sich immer schon stark international vernetzt hat. Sie ist europäischer, als sie sich eingesteht. Auch in anderen Staaten sieht die Realität längst anders aus als das Bild in den Köpfen der Menschen. Die wechselseitigen Abhängigkeiten sind mittlerweile so gross, dass unilaterale Strategien, wie sie GeorgeW.Bush noch gewählt hatte, heute zum Scheitern verurteilt sind. Lösungen im Alleingang taugen nicht. Man könnte es so zuspitzen: Die Aufgabe von Autonomie ist für die modernen Staaten der Königsweg, um wieder Gestaltungsmacht – auch im nationalen Kontext – zu erlangen.
Betreibt die EU diese Vernetzung in einem genügenden Ausmasse?
Nein, und zwar weil die Mitgliedsstaaten dies nicht wirklich wollen. Warum koordiniert man angesichts der Finanzkrise die Wirtschaftspolitiken der einzelnen Länder nicht stärker miteinander? Warum betreibt man nicht, wie es der französische Präsident Nicolas Sarkozy vorschlägt, eine europäische Wirtschaftspolitik? Eine gemeinsame Währung erfordert doch eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik. Was uns in Europa fehlt, ist ein kosmopolitischer Realismus, ein Denken und Handeln, das sich, gerade um die nationalen Interessen zu wahren, kosmopolitisch öffnet. Die Finanzkrise ist daher auch eine grosse Chance für ein weltoffenes, politisch gestärktes Europa.
Und die USA?
Obama ist in meinen Augen der erste Präsident der USA, der einen solchen kosmopolitischen Realismus umsetzen kann. Nur durch die Öffnung der Politik – durch die Schaffung von transnationalen politischen Institutionen – ist eine Wiederbelebung nationaler Politik möglich. Diese dauerhafte Kooperation über Grenzen hinweg ist notwendig, um globalen Risiken begegnen zu können. Man muss die Perspektive des anderen einbeziehen, um im eigenen Bereich Fortschritte zu erzielen. Nach dem nationalen Nationalismus der Vergangenheit wäre nun ein kosmopolitischer Nationalismus nötig, in dem die Traditionen geöffnet werden.
Ist Obama der Präsident, der diese Wende der Politik herbeiführen wird?
Ob es ihm gelingt, weiss ich nicht. Aber aufgrund seiner Herkunft – er hat auch biografische Wurzeln in Kenia – und seiner Fähigkeit, die grossen Fragen zu stellen, hat er die besten Voraussetzungen dafür. In Risikophasen muss man die Ängste der Menschen ernst nehmen. Allein schon die Thematisierung der grossen Fragen hat eine enorme Mobilisierungskraft, die über die verschiedenen Lager und Nationen hinausreicht. Bereits im Wahlkampf hat Obama mit der tätigen Hilfe einer über das Internet aktivierten zivilgesellschaftlichen Bewegung die Politik wiederbelebt. Insofern ist der neue Präsident der USA der personifizierte Paradigmawechsel der Politik.
Wird es zu einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen den USA und Europa kommen?
Der jetzige amerikanische Weg bedarf der Korrektur und Ergänzung. Europa ist ein gutes Beispiel dafür, wie aus Feinden Nachbarn werden. Zudem werden Europa und die USA ein Schicksal teilen: Stärker als bisher werden sie abhängig von China und den arabischen Ländern. Woher sonst soll das Geld denn kommen? Es kommt also zu einer enormen Machtverlagerung.
Wird Obama unter diesen Umständen den Unilateralismus aufgeben?
Ja. Die Aufgabe des Unilateralismus ist der erste notwendige Schritt hin zum Kosmopolitismus – einem Denken, das die Frage der Gerechtigkeit nicht nur in einem nationalen Rahmen stellt. Bezüglich der Finanzkrise heisst dies: Was bedeutet sie nicht nur für die einzelnen Nationen, sondern für die Ärmsten dieser Welt? Wie kommen wir zu einer Idee von globaler Gerechtigkeit? Bisher wurden Gleichheits- und Gerechtigkeitsfragen nur in einem nationalen Kontext gestellt. Heute geht es um die weltpolitische Dimension dieser Fragen, um im ganz konkreten Hier und Jetzt voranzukommen.
(Tages-Anzeiger)
Erstellt: 11.11.2008, 20:35 Uhr
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Samstag, November 08, 2008
Tages Anzeiger; Das Magazin: Man muss sich fragen: Ist Ökonomie bloss in Wissenschaft verpackte Ideologie?
Tages Anzeiger Das Magazin
Man muss sich fragen: Ist Ökonomie bloss in Wissenschaft verpackte Ideologie?
07.11.2008 von Alain Zucker
Als Alan Greenspan vor zwei Wochen vor dem amerikanischen Kongress eingestand, dass er «einen Fehler» gemacht hatte, brach eine Welt zusammen. Er hatte darauf vertraut, dass sich freie Märkte selbst regulieren.
Tages Anzeiger Das Magazin
Man muss sich fragen: Ist Ökonomie bloss in Wissenschaft verpackte Ideologie?
07.11.2008 von Alain Zucker
Als Alan Greenspan vor zwei Wochen vor dem amerikanischen Kongress eingestand, dass er «einen Fehler» gemacht hatte, brach eine Welt zusammen. Er hatte darauf vertraut, dass sich freie Märkte selbst regulieren.
Sporadisch erlebt die Ökonomie Ereignisse – in der Regel Krisen –, die vermeintlich bewiesene Schlüsselerkenntnisse widerlegen und die Wirtschaftstheorie auf den Kopf stellen. Als die Weltwirtschaft während der Grossen Depression der Dreissigerjahre nicht mehr in Gang kam, begann der Aufstieg des Keynesianismus. Der Brite John Maynard Keynes zeigte, dass in solch unsicheren Zeiten nur staatliche Intervention die Leute (und die Märkte) wieder zur Vernunft bringt. Vier Jahrzehnte versuchten nun keynesianische Wirtschaftspolitiker mit staatlichen Eingriffen, ihre Volkswirtschaften so zu regulieren und einzustellen, dass Vollbeschäftigung herrschte. Bis sie in den Siebzigerjahren scheiterten: an einer steigenden Arbeitslosigkeit und einer hartnäckigen Inflation, die sie mit ihrem Herumschrauben an den Märkten mitverursacht hatten.
Das Pendel schwang zurück Richtung konservative Ökonomie, die viele keynesianische Vorschriften und Eingriffe rückgängig machte. Die nächsten vierzig Jahre dominierten die Ideen von Milton Friedman (und seines Freundes Alan Greenspan). Der wirtschaftspolitische Konsens war – vor allem in den USA –, dass der gesellschaftliche Wohlstand am meisten steigt, wenn der Einzelne unbehelligt seinen Interessen und Geschäften nachgehen kann.
Inzwischen gibt sich Greenspan zerknirscht, und die Stabilisierung der freien Finanzmärkte kostet die Steuerzahler weltweit Billionen von Dollar. Die Staatsfreunde haben wieder Aufschwung. Und bei all dem Hin und Her fragt man sich, ob die Wirtschaftswissenschaft je etwas anderes war als wissenschaftlich unterfütterte Ideologie. Das beste Beispiel dafür ist Greenspan selber. Er war berühmt dafür, dass er morgens in der Badewanne eine Unmenge von Wirtschaftsdaten und Modellen studierte, stets auf der Suche nach neuen Entwicklungen oder Gefahren. Trotzdem sah er in seiner achtzehnjährigen Amtszeit als amerikanischer Notenbankchef die Katastrophe nicht kommen und verwarf die Warnungen von Mitarbeitern.
Doch im Prinzip schaut jede Sozialwissenschaft durch die Linse eines bestimmten Weltbildes auf die Gesellschaft. Schockierend ist allerdings, dass man glaubte, die Ökonomie sei genauer als die anderen Disziplinen, die sich mit den Folgen menschlicher Entscheidungen befassen, «wissenschaftlicher» sozusagen. Der Trick der Wirtschaftswissenschaftler ist bis heute, dass sie ihre Theorien mathematisch ausdrücken. Obwohl ihr Forschungsgegenstand die freie Wildbahn der Wirtschaft ist, wirken sie wie Physiker, die ihre Experimente im Labor unter streng kontrollierten Umständen durchführen können. Es gibt aber keine Naturwissenschaft, in der die Forschung so extrem zwischen zwei Polen pendelt wie in der Ökonomie.
Der Nachteil einer Mathematisierung der Wirtschaft ist, dass man Annahmen trifft, welche die ungezügelte Wirklichkeit stark vereinfachen. Natürlich weiss auch ein Verfechter des freien Marktes wie Alan Greenspan, dass Menschen nicht perfekt informiert und rational sind. Ihm reichte aber, dass sich die Märkte im Prinzip so bewegten, als verhielten sich die Leute rational. «Wirtschaftswissenschaftler formulieren ihre Annahmen so, dass sie auf die bestehenden Verhältnisse zutreffen, und hüllen sie dann in eine Aura der ewigen Wahrheit», schrieb der Wirtschaftshistoriker Robert Skidelsky.
Was Greenspan und andere in den vergangenen Jahren vernachlässigten, war die Bedeutung der Ungewissheit für das Verhalten der Leute. Sie spielte keine Rolle, da die Leute, so nahmen die Ökonomen in ihren Modellen an, zwar falsche Entscheidungen treffen, aber nie systematisch, also liess sich das Risiko eines Irrtums kontrollieren oder gar versichern. Bis sich die Leute trotzdem irrten, und zwar grundsätzlich. Letztlich lagen Investoren und Banken in der Finanzkrise massenweise falsch, ihre Idee, das Risiko durch ein Zerstückeln und Neubündeln von Hypotheken zu verteilen, scheiterte grandios, ebenso wie die Versuche, sich dagegen zu versichern.
Wir sollten also Expertenprognosen nicht allzu ernst nehmen. Weniger weil sie ideologisch voreingenommen sein könnten, sondern weil sie im besten Fall die herrschenden Strukturen beschreiben. Wirtschaftstheorien gelten, solange sie gelten. Und dann gelten sie eben nicht mehr. Von der wirtschaftlichen Gegenwart lässt sich nicht mit Sicherheit auf die Zukunft schliessen. Ökonomen sind deshalb wie alle Grossdeuter der Zeit: Was immer sie über die Zukunft sagen, ist wahrscheinlich überholt.
Man muss sich fragen: Ist Ökonomie bloss in Wissenschaft verpackte Ideologie?
07.11.2008 von Alain Zucker
Als Alan Greenspan vor zwei Wochen vor dem amerikanischen Kongress eingestand, dass er «einen Fehler» gemacht hatte, brach eine Welt zusammen. Er hatte darauf vertraut, dass sich freie Märkte selbst regulieren.
Tages Anzeiger Das Magazin
Man muss sich fragen: Ist Ökonomie bloss in Wissenschaft verpackte Ideologie?
07.11.2008 von Alain Zucker
Als Alan Greenspan vor zwei Wochen vor dem amerikanischen Kongress eingestand, dass er «einen Fehler» gemacht hatte, brach eine Welt zusammen. Er hatte darauf vertraut, dass sich freie Märkte selbst regulieren.
Sporadisch erlebt die Ökonomie Ereignisse – in der Regel Krisen –, die vermeintlich bewiesene Schlüsselerkenntnisse widerlegen und die Wirtschaftstheorie auf den Kopf stellen. Als die Weltwirtschaft während der Grossen Depression der Dreissigerjahre nicht mehr in Gang kam, begann der Aufstieg des Keynesianismus. Der Brite John Maynard Keynes zeigte, dass in solch unsicheren Zeiten nur staatliche Intervention die Leute (und die Märkte) wieder zur Vernunft bringt. Vier Jahrzehnte versuchten nun keynesianische Wirtschaftspolitiker mit staatlichen Eingriffen, ihre Volkswirtschaften so zu regulieren und einzustellen, dass Vollbeschäftigung herrschte. Bis sie in den Siebzigerjahren scheiterten: an einer steigenden Arbeitslosigkeit und einer hartnäckigen Inflation, die sie mit ihrem Herumschrauben an den Märkten mitverursacht hatten.
Das Pendel schwang zurück Richtung konservative Ökonomie, die viele keynesianische Vorschriften und Eingriffe rückgängig machte. Die nächsten vierzig Jahre dominierten die Ideen von Milton Friedman (und seines Freundes Alan Greenspan). Der wirtschaftspolitische Konsens war – vor allem in den USA –, dass der gesellschaftliche Wohlstand am meisten steigt, wenn der Einzelne unbehelligt seinen Interessen und Geschäften nachgehen kann.
Inzwischen gibt sich Greenspan zerknirscht, und die Stabilisierung der freien Finanzmärkte kostet die Steuerzahler weltweit Billionen von Dollar. Die Staatsfreunde haben wieder Aufschwung. Und bei all dem Hin und Her fragt man sich, ob die Wirtschaftswissenschaft je etwas anderes war als wissenschaftlich unterfütterte Ideologie. Das beste Beispiel dafür ist Greenspan selber. Er war berühmt dafür, dass er morgens in der Badewanne eine Unmenge von Wirtschaftsdaten und Modellen studierte, stets auf der Suche nach neuen Entwicklungen oder Gefahren. Trotzdem sah er in seiner achtzehnjährigen Amtszeit als amerikanischer Notenbankchef die Katastrophe nicht kommen und verwarf die Warnungen von Mitarbeitern.
Doch im Prinzip schaut jede Sozialwissenschaft durch die Linse eines bestimmten Weltbildes auf die Gesellschaft. Schockierend ist allerdings, dass man glaubte, die Ökonomie sei genauer als die anderen Disziplinen, die sich mit den Folgen menschlicher Entscheidungen befassen, «wissenschaftlicher» sozusagen. Der Trick der Wirtschaftswissenschaftler ist bis heute, dass sie ihre Theorien mathematisch ausdrücken. Obwohl ihr Forschungsgegenstand die freie Wildbahn der Wirtschaft ist, wirken sie wie Physiker, die ihre Experimente im Labor unter streng kontrollierten Umständen durchführen können. Es gibt aber keine Naturwissenschaft, in der die Forschung so extrem zwischen zwei Polen pendelt wie in der Ökonomie.
Der Nachteil einer Mathematisierung der Wirtschaft ist, dass man Annahmen trifft, welche die ungezügelte Wirklichkeit stark vereinfachen. Natürlich weiss auch ein Verfechter des freien Marktes wie Alan Greenspan, dass Menschen nicht perfekt informiert und rational sind. Ihm reichte aber, dass sich die Märkte im Prinzip so bewegten, als verhielten sich die Leute rational. «Wirtschaftswissenschaftler formulieren ihre Annahmen so, dass sie auf die bestehenden Verhältnisse zutreffen, und hüllen sie dann in eine Aura der ewigen Wahrheit», schrieb der Wirtschaftshistoriker Robert Skidelsky.
Was Greenspan und andere in den vergangenen Jahren vernachlässigten, war die Bedeutung der Ungewissheit für das Verhalten der Leute. Sie spielte keine Rolle, da die Leute, so nahmen die Ökonomen in ihren Modellen an, zwar falsche Entscheidungen treffen, aber nie systematisch, also liess sich das Risiko eines Irrtums kontrollieren oder gar versichern. Bis sich die Leute trotzdem irrten, und zwar grundsätzlich. Letztlich lagen Investoren und Banken in der Finanzkrise massenweise falsch, ihre Idee, das Risiko durch ein Zerstückeln und Neubündeln von Hypotheken zu verteilen, scheiterte grandios, ebenso wie die Versuche, sich dagegen zu versichern.
Wir sollten also Expertenprognosen nicht allzu ernst nehmen. Weniger weil sie ideologisch voreingenommen sein könnten, sondern weil sie im besten Fall die herrschenden Strukturen beschreiben. Wirtschaftstheorien gelten, solange sie gelten. Und dann gelten sie eben nicht mehr. Von der wirtschaftlichen Gegenwart lässt sich nicht mit Sicherheit auf die Zukunft schliessen. Ökonomen sind deshalb wie alle Grossdeuter der Zeit: Was immer sie über die Zukunft sagen, ist wahrscheinlich überholt.
Tages Anzeiger; Das Magazin : Der «Kampf der Kulturen» bleibt in aller Munde. Doch er ist nicht das Problem.
Tages Anzeiger Das Magazin
Der «Kampf der Kulturen» bleibt in aller Munde. Doch er ist nicht das Problem.
07.11.2008 von Daniel Binswanger
Die Falken wollen ihn mit letzter Härte ausfechten. Die Tauben rufen auf zu Mässigung, Rechtsstaatlichkeit und Dialog. Doch ob man ihn nun austragen oder tunlichst vermeiden will: Der Kampf der Kulturen («clash of civilisations») wird als wichtigste Herausforderung der heutigen Weltpolitik betrachtet. Besonders die amerikanisch-europäische Debatte verläuft bisher in diesen Bahnen, doch wahrscheinlich sind schon ihre Prämissen falsch gesetzt. Denn die Ausbreitung des religiösen Fanatismus hat gerade nichts damit zu tun, dass kulturelle Gegensätze immer härter aufeinanderprallen. Fanatisch werden Religionen dort, wo sie ihre kulturelle Einbettung verlieren. Der neue Fundamentalismus steht nicht für die Rückkehr archaischer Gebräuche, sondern für einen globalen Traditionsverlust. In der islamischen Welt hat dieses zivilisatorische Vakuum besonders dramatische Konsequenzen. Betroffen davon sind jedoch alle Konfessionen.
Tages Anzeiger Das Magazin
Der «Kampf der Kulturen» bleibt in aller Munde. Doch er ist nicht das Problem.
07.11.2008 von Daniel Binswanger
http://dasmagazin.ch/index.php/binswanger-die-neue-unkultur/
Die Falken wollen ihn mit letzter Härte ausfechten. Die Tauben rufen auf zu Mässigung, Rechtsstaatlichkeit und Dialog. Doch ob man ihn nun austragen oder tunlichst vermeiden will: Der Kampf der Kulturen («clash of civilisations») wird als wichtigste Herausforderung der heutigen Weltpolitik betrachtet. Besonders die amerikanisch-europäische Debatte verläuft bisher in diesen Bahnen, doch wahrscheinlich sind schon ihre Prämissen falsch gesetzt. Denn die Ausbreitung des religiösen Fanatismus hat gerade nichts damit zu tun, dass kulturelle Gegensätze immer härter aufeinanderprallen. Fanatisch werden Religionen dort, wo sie ihre kulturelle Einbettung verlieren. Der neue Fundamentalismus steht nicht für die Rückkehr archaischer Gebräuche, sondern für einen globalen Traditionsverlust. In der islamischen Welt hat dieses zivilisatorische Vakuum besonders dramatische Konsequenzen. Betroffen davon sind jedoch alle Konfessionen.
Der Pariser Orientalistik-Professor Olivier Roy, der wohl beste westliche Kenner des politischen Islam, hat in einem faszinierenden Essay das weltweite Erstarken neuer Formen der Religiosität analysiert. Nur schon die statistischen Fakten, die er präsentiert, rücken manches Vorurteil zurecht: Die am schnellsten expandierende Religion der Welt ist nicht der Islam, sondern der fundamentalistische Protestantismus, insbesondere die Mormonen-Kirche und die Pfingstbewegungen, die sich in den USA und in den Schwellenländern (besonders Brasilien) spektakulärer Zuwachsraten erfreuen. Auch in der islamischen Welt wird die religiöse Dynamik nicht von einer echten Rückbesinnung auf die Tradition, sondern von relativ jungen, im Grunde antitraditionalistischen Bewegungen getragen. Auch hier findet keine «Wiederkehr der Religion», sondern die Verbreitung völlig neuer, «postmoderner» Religionsformen statt. Schliesslich und endlich sind die Grenzen zwischen verschiedenen Konfessionen nicht immer unüberwindbarer, sondern immer durchlässiger geworden. Die Religionssoziologie der heutigen Zeit zeichnet sich vor allem durch eine gewaltige Zunahme von Konversionen aus.
Beeindruckend ist die Korrelation von Fanatismus und Konvertitentum. Es wird geschätzt, dass zehn bis zwanzig Prozent der internationalen Kader al-Qaidas von konvertierten Christen gestellt werden. Es funktioniert aber auch in die andere Richtung: In einer Reihe maghrebinischer Länder gehen die Behörden immer aggressiver gegen zum Christentum konvertierte Muslime vor. Zur Zeit des Kolonialismus waren die katholischen Missionierungsbestrebungen völlig chancenlos gegen die Beharrungskräfte der lokalen islamischen Tradition. Unter heutigen Bedingungen wird aber auch das Christentum für die arabische Mittelschicht zur Option. Moderne Religionsbewegungen – besonders ihre fundamentalistischen Spielarten – werden immer weniger bestimmt von Traditionskontinuitäten und gesellschaftlichen Bindungen. Sie dienen der Befriedigung völlig individueller Spiritualitätsbedürfnisse. Das gilt nicht nur für Madonna und Richard Gere, sondern auch für die breite Masse.
In ihrem doktrinären Gehalt werden die neuen Religionen zwar immer unversöhnlicher, in den Formen ihrer Praxis aber immer austauschbarer. Die Kampfzonen des Fundamentalismus entstehen durch zivilisatorische Verödung. Ein Bewusstsein für Kulturtraditionen wäre da schon eher ein Gegenmittel.
Olivier Roy, «La Sainte Ignorance. Le temps de la religion sans culture»,
276 Seiten, 19 Euro
Der «Kampf der Kulturen» bleibt in aller Munde. Doch er ist nicht das Problem.
07.11.2008 von Daniel Binswanger
Die Falken wollen ihn mit letzter Härte ausfechten. Die Tauben rufen auf zu Mässigung, Rechtsstaatlichkeit und Dialog. Doch ob man ihn nun austragen oder tunlichst vermeiden will: Der Kampf der Kulturen («clash of civilisations») wird als wichtigste Herausforderung der heutigen Weltpolitik betrachtet. Besonders die amerikanisch-europäische Debatte verläuft bisher in diesen Bahnen, doch wahrscheinlich sind schon ihre Prämissen falsch gesetzt. Denn die Ausbreitung des religiösen Fanatismus hat gerade nichts damit zu tun, dass kulturelle Gegensätze immer härter aufeinanderprallen. Fanatisch werden Religionen dort, wo sie ihre kulturelle Einbettung verlieren. Der neue Fundamentalismus steht nicht für die Rückkehr archaischer Gebräuche, sondern für einen globalen Traditionsverlust. In der islamischen Welt hat dieses zivilisatorische Vakuum besonders dramatische Konsequenzen. Betroffen davon sind jedoch alle Konfessionen.
Tages Anzeiger Das Magazin
Der «Kampf der Kulturen» bleibt in aller Munde. Doch er ist nicht das Problem.
07.11.2008 von Daniel Binswanger
http://dasmagazin.ch/index.php/binswanger-die-neue-unkultur/
Die Falken wollen ihn mit letzter Härte ausfechten. Die Tauben rufen auf zu Mässigung, Rechtsstaatlichkeit und Dialog. Doch ob man ihn nun austragen oder tunlichst vermeiden will: Der Kampf der Kulturen («clash of civilisations») wird als wichtigste Herausforderung der heutigen Weltpolitik betrachtet. Besonders die amerikanisch-europäische Debatte verläuft bisher in diesen Bahnen, doch wahrscheinlich sind schon ihre Prämissen falsch gesetzt. Denn die Ausbreitung des religiösen Fanatismus hat gerade nichts damit zu tun, dass kulturelle Gegensätze immer härter aufeinanderprallen. Fanatisch werden Religionen dort, wo sie ihre kulturelle Einbettung verlieren. Der neue Fundamentalismus steht nicht für die Rückkehr archaischer Gebräuche, sondern für einen globalen Traditionsverlust. In der islamischen Welt hat dieses zivilisatorische Vakuum besonders dramatische Konsequenzen. Betroffen davon sind jedoch alle Konfessionen.
Der Pariser Orientalistik-Professor Olivier Roy, der wohl beste westliche Kenner des politischen Islam, hat in einem faszinierenden Essay das weltweite Erstarken neuer Formen der Religiosität analysiert. Nur schon die statistischen Fakten, die er präsentiert, rücken manches Vorurteil zurecht: Die am schnellsten expandierende Religion der Welt ist nicht der Islam, sondern der fundamentalistische Protestantismus, insbesondere die Mormonen-Kirche und die Pfingstbewegungen, die sich in den USA und in den Schwellenländern (besonders Brasilien) spektakulärer Zuwachsraten erfreuen. Auch in der islamischen Welt wird die religiöse Dynamik nicht von einer echten Rückbesinnung auf die Tradition, sondern von relativ jungen, im Grunde antitraditionalistischen Bewegungen getragen. Auch hier findet keine «Wiederkehr der Religion», sondern die Verbreitung völlig neuer, «postmoderner» Religionsformen statt. Schliesslich und endlich sind die Grenzen zwischen verschiedenen Konfessionen nicht immer unüberwindbarer, sondern immer durchlässiger geworden. Die Religionssoziologie der heutigen Zeit zeichnet sich vor allem durch eine gewaltige Zunahme von Konversionen aus.
Beeindruckend ist die Korrelation von Fanatismus und Konvertitentum. Es wird geschätzt, dass zehn bis zwanzig Prozent der internationalen Kader al-Qaidas von konvertierten Christen gestellt werden. Es funktioniert aber auch in die andere Richtung: In einer Reihe maghrebinischer Länder gehen die Behörden immer aggressiver gegen zum Christentum konvertierte Muslime vor. Zur Zeit des Kolonialismus waren die katholischen Missionierungsbestrebungen völlig chancenlos gegen die Beharrungskräfte der lokalen islamischen Tradition. Unter heutigen Bedingungen wird aber auch das Christentum für die arabische Mittelschicht zur Option. Moderne Religionsbewegungen – besonders ihre fundamentalistischen Spielarten – werden immer weniger bestimmt von Traditionskontinuitäten und gesellschaftlichen Bindungen. Sie dienen der Befriedigung völlig individueller Spiritualitätsbedürfnisse. Das gilt nicht nur für Madonna und Richard Gere, sondern auch für die breite Masse.
In ihrem doktrinären Gehalt werden die neuen Religionen zwar immer unversöhnlicher, in den Formen ihrer Praxis aber immer austauschbarer. Die Kampfzonen des Fundamentalismus entstehen durch zivilisatorische Verödung. Ein Bewusstsein für Kulturtraditionen wäre da schon eher ein Gegenmittel.
Olivier Roy, «La Sainte Ignorance. Le temps de la religion sans culture»,
276 Seiten, 19 Euro
Freitag, November 07, 2008
Dienstag, November 04, 2008
The financial crisis foreseen by the BBC 20 yrs ago!
Yes Prime Minister!
"A Conflict of Interests"
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