Tages Anzeiger Online 28.10.2010
Die amerikanischen Mythen
Von Martin Kilian, Washington.
Was ist aus dem Tellerwäscher geworden? In den Wochen vor den Kongresswahlen ist in den USA eine heftige Diskussion über den Zustand des Landes entbrannt.
Wieder geht das Gespenst des amerikanischen Niedergangs um. Die grosse Rezession, die politische Polarisierung in Washington sowie der Aufstieg von grossen Schwellenländern wie China und Brasilien schüren in den Vereinigten Staaten Angst vor einem allmählichen Bedeutungsverlust. Doch Vorsicht ist geboten: Mehr als einmal wurde den USA ein Absinken in die Mittelmässigkeit attestiert. So verschätzte sich zum Beispiel der Historiker Paul Kennedy 1988 gewaltig, als er den USA wegen «imperialer Überdehnung» den Abstieg vorhersagte. Nicht Amerika implodierte, sondern die Sowjetunion.
Trotzdem hat sich in den Vereinigten Staaten ein diffuses Gefühl ausgebreitet, dass die besten Zeiten womöglich vorbei seien. «Der amerikanische Lebensstandard wird im Vergleich zu anderen Industrienationen und aufstrebenden Schwellenländern abnehmen», schreiben die beiden Ökonomen Brad DeLong und Stephen Cohen. In einer Umfrage des Magazins «Newsweek» glaubten 63 Prozent der Interviewten, dass es mit ihrem Lebensstandard bergab gehen werde. Vizepräsident Joe Biden hingegen will davon nichts wissen: «So viele Leute haben auf unseren Untergang gewettet, es macht mich ganz verrückt», beschwerte er sich.
Ein amerikanischer Niedergang aber würde sich nicht zuletzt einer Mythenbildung verdanken, die das Land über den Rest der Welt erhebt und dabei unangenehme Wahrheiten ausblendet. Vor allem das konservative Amerika...
Artikel,Gedanken, Ideen, Links und Kommentare plus etwas Musik sowie ab und an etwas zum Schmunzeln, aber mit einer politischen bzw. geo-politischen Tendenz. Deutsch und Englisch. Kommentare und Artikel von Lesern sind willkommen!
Articles, thoughts, ideas and comments plus some music and the odd joke, though with a political and geo-political bent. German and English. Readers are invited to submit articles and comments!
Samstag, Oktober 30, 2010
Freitag, Oktober 29, 2010
Der gesunde Schlaf ist eine Traumvorstellung
24. Oktober 2010, NZZ am Sonntag
Der gesunde Schlaf ist eine Traumvorstellung
Unser Ideal vom ungestörten Schlaf ist eine Idee, die unserer Natur widerspricht
(ein weiterer Artikel zum Thema Schlaf findet sich hier/ul)
Von Ori Schipper
Wenn uns in der Werbung Matratzen «für einen tiefen, gesunden Schlaf» angepriesen werden, meinen wir, genau zu wissen, was wir uns darunter vorzustellen haben: Der Gerechte schläft täglich 8 Stunden, ungestört und ununterbrochen. Und die anderen schlucken Medikamente, um es ihm gleichzutun – es werden immer mehr, wie die Verkaufsstatistiken von Schlaftabletten belegen.
Aber vielleicht hat diese Epidemie mehr mit unseren kulturell geprägten Vorstellungen eines gesunden Schlafs als mit unserer Natur zu tun. Vielleicht rennen wir einem Idealbild des Schlafens hinterher, das es in der Menschheitsgeschichte nie gegeben hat und das wir deswegen auch mit Medikamentenhilfe nicht erreichen werden.
Seit der Erfindung der Glühbirne vor über hundert Jahren machen wir mit gleissendem elektrischem Licht die Nacht zum Tag. Für unseren Körper, der seine innere Uhr an den verlängerten Tagen – und verkürzten Nächten – ausrichtet, bedeutet die künstliche Beleuchtung eine Herausforderung, der wir offenbar nicht gewachsen sind.
Anderswo auf dieser Welt – bei verschiedenen indigenen Gruppen wie etwa bei den Hirten der Gabra in Kenya oder den Ackerbauern auf Suleleng in Bali – schlafen die Menschen völlig anders, wie die Anthropologinnen....
Der gesunde Schlaf ist eine Traumvorstellung
Unser Ideal vom ungestörten Schlaf ist eine Idee, die unserer Natur widerspricht
(ein weiterer Artikel zum Thema Schlaf findet sich hier/ul)
Von Ori Schipper
Wenn uns in der Werbung Matratzen «für einen tiefen, gesunden Schlaf» angepriesen werden, meinen wir, genau zu wissen, was wir uns darunter vorzustellen haben: Der Gerechte schläft täglich 8 Stunden, ungestört und ununterbrochen. Und die anderen schlucken Medikamente, um es ihm gleichzutun – es werden immer mehr, wie die Verkaufsstatistiken von Schlaftabletten belegen.
Aber vielleicht hat diese Epidemie mehr mit unseren kulturell geprägten Vorstellungen eines gesunden Schlafs als mit unserer Natur zu tun. Vielleicht rennen wir einem Idealbild des Schlafens hinterher, das es in der Menschheitsgeschichte nie gegeben hat und das wir deswegen auch mit Medikamentenhilfe nicht erreichen werden.
Seit der Erfindung der Glühbirne vor über hundert Jahren machen wir mit gleissendem elektrischem Licht die Nacht zum Tag. Für unseren Körper, der seine innere Uhr an den verlängerten Tagen – und verkürzten Nächten – ausrichtet, bedeutet die künstliche Beleuchtung eine Herausforderung, der wir offenbar nicht gewachsen sind.
Anderswo auf dieser Welt – bei verschiedenen indigenen Gruppen wie etwa bei den Hirten der Gabra in Kenya oder den Ackerbauern auf Suleleng in Bali – schlafen die Menschen völlig anders, wie die Anthropologinnen....
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Donnerstag, Oktober 28, 2010
Club of Rome - Meadows: "Der böse Samurai ist schon tot, ohne es zu merken"
Heise.de 24.04.2009
"Der böse Samurai ist schon tot, ohne es zu merken"
Seine These: Wir stehen vor der Herausforderung, zwei historische Krisen auf einmal zu bewältigen. Erstens wird die Phase des Hochwachstums von einer harten und langen Phase des Abbaus von Produktionsüberkapazitäten abgelöst. Zweitens müssen wir gleichzeitig die Gesellschaften auf eine nachhaltige Entwicklung umstellen, wenn wir die Folgen noch einigermaßen kontrollieren wollen. Leicht redigiert zeichnet TR Online seine Rede und seine Antworten auf Journalistenfragen auf.
Die Welt ist weniger nachhaltig als 1972
Ich beneide meinen Freund David Kuhl[3], den anderen Träger des Japan-Preises. In seiner Arbeit kann er Tag für Tag Fortschritt verzeichnen. Für mich gilt das Gegenteil, für mich ist die Geschichte seit 1972 rückwärts gelaufen. Die Welt ist weniger nachhaltig, als sie es damals war. Es ist unbefriedigend, eine theoretisch nachhaltige Gesellschaft aufzuzeigen, wenn du siehst, dass die reale Gesellschaft weiterhin einer falschen Politik folgt. Erst mit der Krise gibt es wieder vermehrt Interesse, und mehr Leute sagen, dass Meadows und seine Leute letztlich doch recht hatten. Aber wie ich gleich....
"Der böse Samurai ist schon tot, ohne es zu merken"
Von Martin Koelling, Tokio
Dennis Meadows, 66, hat 1972 im Auftrag des Club of Rome die Studie „Grenzen des Wachstums“ erstellt, die in 38 Sprachen übersetzt und zig millionenfach verkauft wurde. In seinem Report sagte er voraus, dass die Grenzen des Wachstums in den nächsten 100 Jahren erreicht würden, wenn das Wachstum von Bevölkerung, Industrialisierung und der Umweltverschmutzung anhält. Als Alternative zum Kollaps suggerierte Meadows, dass nachhaltiges Wachstum möglich sei. Für seine Verdienste erhielt Meadows am gestrigen Donnerstag den hoch dotierten Japan-Preis[1] der Stiftung für Wissenschaft und Technik. Vor seiner Preisverleihung nutzte Meadows[2], Professor Emeritus der University of New Hampshire, im Foreign Correspondent's Club of Japan die Gelegenheit, zur aktuellen Wirtschaftskrise und der kommenden Krise nicht nachhaltigen Wachstums Stellung zu beziehen.Seine These: Wir stehen vor der Herausforderung, zwei historische Krisen auf einmal zu bewältigen. Erstens wird die Phase des Hochwachstums von einer harten und langen Phase des Abbaus von Produktionsüberkapazitäten abgelöst. Zweitens müssen wir gleichzeitig die Gesellschaften auf eine nachhaltige Entwicklung umstellen, wenn wir die Folgen noch einigermaßen kontrollieren wollen. Leicht redigiert zeichnet TR Online seine Rede und seine Antworten auf Journalistenfragen auf.
Die Welt ist weniger nachhaltig als 1972
Ich beneide meinen Freund David Kuhl[3], den anderen Träger des Japan-Preises. In seiner Arbeit kann er Tag für Tag Fortschritt verzeichnen. Für mich gilt das Gegenteil, für mich ist die Geschichte seit 1972 rückwärts gelaufen. Die Welt ist weniger nachhaltig, als sie es damals war. Es ist unbefriedigend, eine theoretisch nachhaltige Gesellschaft aufzuzeigen, wenn du siehst, dass die reale Gesellschaft weiterhin einer falschen Politik folgt. Erst mit der Krise gibt es wieder vermehrt Interesse, und mehr Leute sagen, dass Meadows und seine Leute letztlich doch recht hatten. Aber wie ich gleich....
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Mittwoch, Oktober 27, 2010
Montag, Oktober 25, 2010
Leonardos Maltechnik - Die Geheimnisse der Lasur
Frankfurter Allgemeine Zeitung
18. Oktober 2010
Leonardos Maltechnik
Die Geheimnisse der Lasur
Wer für das Bild Modell gesessen hat, darüber streiten sich die Kunsthistoriker. Dafür haben Wissenschaftler nun herausgefunden, mit welcher Maltechnik Leonardo das Lächeln der Mona Lisa auf die Leinwand brachte.
Von Manfred Lindinger
Gesichter und Landschaften sind in ein nebelhaftes Licht getaucht, Hell-Dunkel-Übergänge verschwimmen ineinander wie Rauch, kein Pinselstrich, keine Linie ist zu sehen - nur wenige Künstler der Renaissance beherrschten die Sfumato-Technik so perfekt wie Leonardo da Vinci. Mit optischen Messungen, detaillierten Beobachtungen und Rekonstruktionen haben Fachleute versucht, einen Einblick in die einzigartige Maltechnik zu gewinnen. Doch noch immer ist man sich uneins darüber, wie Leonardo da Vinci den Sfumato-Effekt in solch einer Vollendung hervorrufen konnte, wie er etwa auf seinem Gemälde „Mona Lisa“ zum Ausdruck kommt.
Proben von der Farbschicht würden schnell Antworten liefern. Doch wäre damit unweigerlich eine Beschädigung des wertvollen Bildes verbunden - ein unverzeihliches Vergehen.....
18. Oktober 2010
Leonardos Maltechnik
Die Geheimnisse der Lasur
Wer für das Bild Modell gesessen hat, darüber streiten sich die Kunsthistoriker. Dafür haben Wissenschaftler nun herausgefunden, mit welcher Maltechnik Leonardo das Lächeln der Mona Lisa auf die Leinwand brachte.
Von Manfred Lindinger
Gesichter und Landschaften sind in ein nebelhaftes Licht getaucht, Hell-Dunkel-Übergänge verschwimmen ineinander wie Rauch, kein Pinselstrich, keine Linie ist zu sehen - nur wenige Künstler der Renaissance beherrschten die Sfumato-Technik so perfekt wie Leonardo da Vinci. Mit optischen Messungen, detaillierten Beobachtungen und Rekonstruktionen haben Fachleute versucht, einen Einblick in die einzigartige Maltechnik zu gewinnen. Doch noch immer ist man sich uneins darüber, wie Leonardo da Vinci den Sfumato-Effekt in solch einer Vollendung hervorrufen konnte, wie er etwa auf seinem Gemälde „Mona Lisa“ zum Ausdruck kommt.
Proben von der Farbschicht würden schnell Antworten liefern. Doch wäre damit unweigerlich eine Beschädigung des wertvollen Bildes verbunden - ein unverzeihliches Vergehen.....
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Samstag, Oktober 23, 2010
Ein «Grüzzi, grüzzi» verbitten wir uns
Tages Anzeiger Online 22.10.2010
Ein «Grüzzi, grüzzi» verbitten wir uns
Von Sandro Benini
Denkt eigentlich bei der Mundartdebatte, die Peter von Matt kürzlich mit seinem im «Tages-Anzeiger» erschienenen Artikel provoziert hat, auch jemand an die tragische Situation der hierzulande lebenden Deutschen? Wie immer sie sich nämlich durch das Minenfeld von Dialekt und Hochsprache bewegen: Es ist fast unvermeidlich, dass es irgendwann knallt.
Schrotflinte mit Ladehemmung
Die erste und naheliegendste Strategie besteht für Deutsche darin, Schriftdeutsch zu verwenden und dies auch vom Schweizer Gesprächspartner zu erwarten. Das ist insofern schlecht, als sie ihn sprachlich in die Defensive drängen – ohne böse Absicht zwar, aber sie tun es. Denn was Schnelligkeit, Geschliffenheit und Wortgewandtheit betrifft, steht den Deutschen in einer Hochdeutsch geführten Diskussion eine Artillerie zur Verfügung, während die Mehrheit der Schweizer an einer Schrotflinte mit Ladehemmung hantiert.
Trotzdem behauptet von Matt, des Schweizers Muttersprache sei «Deutsch in zwei Gestalten», nämlich Dialekt und Hochdeutsch. Falls er recht hat, umso schlimmer. Wer mit einer Französin Französisch oder einem Italiener Italienisch redet, muss sich nicht dafür schämen, sprachlich am kürzeren Hebel zu sitzen. Aber eine Gestalt der eigenen Muttersprache zu sprechen und dann – wie einem in Deutschland tätigen Schweizer Journalisten einst geschehen – ausgelacht zu werden, weil man sagt: «Ich mache noch schnell ein Telefon» – das ist bitter. Kommt hinzu, dass die Deutschen den Akzent eines Hochdeutsch sprechenden Schweizers...
Ein «Grüzzi, grüzzi» verbitten wir uns
Von Sandro Benini
Denkt eigentlich bei der Mundartdebatte, die Peter von Matt kürzlich mit seinem im «Tages-Anzeiger» erschienenen Artikel provoziert hat, auch jemand an die tragische Situation der hierzulande lebenden Deutschen? Wie immer sie sich nämlich durch das Minenfeld von Dialekt und Hochsprache bewegen: Es ist fast unvermeidlich, dass es irgendwann knallt.
Schrotflinte mit Ladehemmung
Die erste und naheliegendste Strategie besteht für Deutsche darin, Schriftdeutsch zu verwenden und dies auch vom Schweizer Gesprächspartner zu erwarten. Das ist insofern schlecht, als sie ihn sprachlich in die Defensive drängen – ohne böse Absicht zwar, aber sie tun es. Denn was Schnelligkeit, Geschliffenheit und Wortgewandtheit betrifft, steht den Deutschen in einer Hochdeutsch geführten Diskussion eine Artillerie zur Verfügung, während die Mehrheit der Schweizer an einer Schrotflinte mit Ladehemmung hantiert.
Trotzdem behauptet von Matt, des Schweizers Muttersprache sei «Deutsch in zwei Gestalten», nämlich Dialekt und Hochdeutsch. Falls er recht hat, umso schlimmer. Wer mit einer Französin Französisch oder einem Italiener Italienisch redet, muss sich nicht dafür schämen, sprachlich am kürzeren Hebel zu sitzen. Aber eine Gestalt der eigenen Muttersprache zu sprechen und dann – wie einem in Deutschland tätigen Schweizer Journalisten einst geschehen – ausgelacht zu werden, weil man sagt: «Ich mache noch schnell ein Telefon» – das ist bitter. Kommt hinzu, dass die Deutschen den Akzent eines Hochdeutsch sprechenden Schweizers...
Mittwoch, Oktober 20, 2010
Hors-sol-Kinder
23. August 2010, Neue Zürcher Zeitung
Hors-sol-Kinder
Der Strassenverkehr setzt den Kindern zu
Mit den zunehmenden Gefahren im Verkehr dürfen sich jüngere Kinder kaum noch unbegleitet auf der Strasse aufhalten. Die Folgen sind Übergewicht, weniger Sozialkompetenz und fehlende Kenntnis der Umwelt.
Marco Hüttenmoser
Beatrice kann unbegleitet im Freien spielen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts hat sie ein detailreiches, buntes Bild ihres Wohnumfeldes gemalt (siehe Abbildung). Die gleichaltrige Claire kann hingegen nicht allein ins Freie. Das Wohnumfeld in ihrer Zeichnung besteht aus einer grauen Fläche. Beim Malen beklagte sich Claire: «Vor dem Haus hat es eine Strasse und etwa 200 Meter entfernt einen Spielplatz, zu dem ich nicht allein gehen kann.» Insgesamt haben 173 Kinder der ersten Primarklassen der Stadt Basel ihr Wohnumfeld gezeichnet. Die Unterschiede zwischen den Zeichnungen von Kindern, die unbegleitet im Freien spielen können, und jenen von Kindern, die dies nicht können, sind frappant. Erstere zeichneten durchschnittlich 16 Objekte (Kinder, Spielgeräte, Pflanzen und Tiere), letztere noch deren 2. Auch die soziale Situation ist völlig verschieden: Erstere haben durchschnittlich 12 Spielkameraden, letztere 2.
Die Kinderzeichnungen offenbaren zwei völlig verschiedene Welten. Vertieft analysiert wurden diese in einer Intensivuntersuchung bei 20 Familien mit fünfjährigen Kindern der Stadt Zürich: Wer in einem Wohnumfeld aufwächst, das kein....
Hors-sol-Kinder
Der Strassenverkehr setzt den Kindern zu
Mit den zunehmenden Gefahren im Verkehr dürfen sich jüngere Kinder kaum noch unbegleitet auf der Strasse aufhalten. Die Folgen sind Übergewicht, weniger Sozialkompetenz und fehlende Kenntnis der Umwelt.
Marco Hüttenmoser
Beatrice kann unbegleitet im Freien spielen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts hat sie ein detailreiches, buntes Bild ihres Wohnumfeldes gemalt (siehe Abbildung). Die gleichaltrige Claire kann hingegen nicht allein ins Freie. Das Wohnumfeld in ihrer Zeichnung besteht aus einer grauen Fläche. Beim Malen beklagte sich Claire: «Vor dem Haus hat es eine Strasse und etwa 200 Meter entfernt einen Spielplatz, zu dem ich nicht allein gehen kann.» Insgesamt haben 173 Kinder der ersten Primarklassen der Stadt Basel ihr Wohnumfeld gezeichnet. Die Unterschiede zwischen den Zeichnungen von Kindern, die unbegleitet im Freien spielen können, und jenen von Kindern, die dies nicht können, sind frappant. Erstere zeichneten durchschnittlich 16 Objekte (Kinder, Spielgeräte, Pflanzen und Tiere), letztere noch deren 2. Auch die soziale Situation ist völlig verschieden: Erstere haben durchschnittlich 12 Spielkameraden, letztere 2.
Die Kinderzeichnungen offenbaren zwei völlig verschiedene Welten. Vertieft analysiert wurden diese in einer Intensivuntersuchung bei 20 Familien mit fünfjährigen Kindern der Stadt Zürich: Wer in einem Wohnumfeld aufwächst, das kein....
Dienstag, Oktober 19, 2010
Leningrad Cowboys und Chor Alexandrow
Yellow Submarine / A Cossack Was Riding Beyond The Duna /
Proud Mary
Volga Boatmen / Happy Together
Proud Mary
Volga Boatmen / Happy Together
Montag, Oktober 18, 2010
Selbstlos helfen aus Mitgefühl
Neue Zürcher Zeitung
13. Oktober 2010
Selbstlos helfen aus Mitgefühl
Die Hirnaktivierung verrät Unterschiede in der Hilfsbereitschaft
Menschen sind manchmal erstaunlich gleichgültig gegenüber dem Leid anderer, oder sie zeigen sogar Schadenfreude. Aber sie verbringen auch Heldentaten und helfen anderen in Not, selbst wenn sie sich dabei gefährden. Aus der Sozialpsychologie ist bekannt, dass die Hilfsbereitschaft von sozialen Faktoren, wie etwa der Gruppenzugehörigkeit, beeinflusst wird. Nun haben Forscher der Universität Zürich untersucht, was im Gehirn abläuft, wenn Personen Mitglieder der eigenen und einer fremden Gruppe leiden sehen, und wie dies altruistisches Helfen beeinflusst.¹
Sie massen dazu im Labor die Hirnaktivität von Fussballfans, die dabei zuschauten, wie ein Fan des eigenen oder einer des rivalisierenden Teams einen schmerzhaften Stromschlag erhielt. Es stellte sich heraus, dass die Aktivität in einem bestimmten Hirnareal, genannt vordere Inselrinde, grösser war, wenn sie einen Fan des eigenen Teams leiden sahen. Dieses Areal steht...
13. Oktober 2010
Selbstlos helfen aus Mitgefühl
Die Hirnaktivierung verrät Unterschiede in der Hilfsbereitschaft
Menschen sind manchmal erstaunlich gleichgültig gegenüber dem Leid anderer, oder sie zeigen sogar Schadenfreude. Aber sie verbringen auch Heldentaten und helfen anderen in Not, selbst wenn sie sich dabei gefährden. Aus der Sozialpsychologie ist bekannt, dass die Hilfsbereitschaft von sozialen Faktoren, wie etwa der Gruppenzugehörigkeit, beeinflusst wird. Nun haben Forscher der Universität Zürich untersucht, was im Gehirn abläuft, wenn Personen Mitglieder der eigenen und einer fremden Gruppe leiden sehen, und wie dies altruistisches Helfen beeinflusst.¹
Sie massen dazu im Labor die Hirnaktivität von Fussballfans, die dabei zuschauten, wie ein Fan des eigenen oder einer des rivalisierenden Teams einen schmerzhaften Stromschlag erhielt. Es stellte sich heraus, dass die Aktivität in einem bestimmten Hirnareal, genannt vordere Inselrinde, grösser war, wenn sie einen Fan des eigenen Teams leiden sahen. Dieses Areal steht...
Sonntag, Oktober 17, 2010
Der Dialekt als Sprache des Herzens? Pardon, das ist Kitsch!
Tages Anzeiger Online 16.10.2010
Der Dialekt als Sprache des Herzens? Pardon, das ist Kitsch!
Von Peter von Matt.
Peter von Matt äussert sich über Dialektwahn und die gefährliche Abwertung des Hochdeutschen.
Alles, was in der deutschen Schweiz geschrieben und gelesen wird, ist Hochdeutsch oder Standardsprache. Standardsprache ist ein so hässliches Wort, dass man seinen Erfinder aus der Sprachgemeinschaft ausschliessen sollte; ich verwende es an dieser Stelle nur, um öffentlich zu erklären, dass ich es nie mehr verwenden werde. Auch wenn viele Leute ihre SMS im Dialekt schreiben oder in irgendeinem Mundartgewurstel, gilt die Regel: Geschrieben und gelesen wird in der deutschen Schweiz das Hochdeutsche mit seinen schweizerhochdeutschen Eigenheiten, also eben etwa den Spargeln, den Türfallen und den Unterbrüchen.
Nun hat sich aber in diesem Lande seit einiger Zeit der Wahn ausgebreitet, der Schweizer Dialekt sei die Muttersprache der Schweizer und das Hochdeutsche die erste Fremdsprache. Das ist Unsinn, führt aber zu einer chronischen Einschüchterung der Deutschen in der Schweiz, denen man unterstellt, dass sie «unsere Sprache» nicht beherrschten. In Wahrheit ist in der Schweiz der Dialekt nur für Analphabeten die ausschliessliche Muttersprache.
Denkschwach und sentimental
Unsere Muttersprache ist Deutsch in zwei Gestalten: Dialekt und Hochdeutsch, und zwar so selbstverständlich und von früher Kindheit an, wie das Fahrrad zwei Räder hat. Wir wachsen mit beiden Gestalten unserer Muttersprache auf, erfahren und erweitern unsere Welt in beiden Gestalten ein Leben lang, und unsere Autorinnen und Autoren schreiben, wenn sie etwas taugen, ein Hochdeutsch, das dem ....
Der Dialekt als Sprache des Herzens? Pardon, das ist Kitsch!
Von Peter von Matt.
Peter von Matt äussert sich über Dialektwahn und die gefährliche Abwertung des Hochdeutschen.
Alles, was in der deutschen Schweiz geschrieben und gelesen wird, ist Hochdeutsch oder Standardsprache. Standardsprache ist ein so hässliches Wort, dass man seinen Erfinder aus der Sprachgemeinschaft ausschliessen sollte; ich verwende es an dieser Stelle nur, um öffentlich zu erklären, dass ich es nie mehr verwenden werde. Auch wenn viele Leute ihre SMS im Dialekt schreiben oder in irgendeinem Mundartgewurstel, gilt die Regel: Geschrieben und gelesen wird in der deutschen Schweiz das Hochdeutsche mit seinen schweizerhochdeutschen Eigenheiten, also eben etwa den Spargeln, den Türfallen und den Unterbrüchen.
Nun hat sich aber in diesem Lande seit einiger Zeit der Wahn ausgebreitet, der Schweizer Dialekt sei die Muttersprache der Schweizer und das Hochdeutsche die erste Fremdsprache. Das ist Unsinn, führt aber zu einer chronischen Einschüchterung der Deutschen in der Schweiz, denen man unterstellt, dass sie «unsere Sprache» nicht beherrschten. In Wahrheit ist in der Schweiz der Dialekt nur für Analphabeten die ausschliessliche Muttersprache.
Denkschwach und sentimental
Unsere Muttersprache ist Deutsch in zwei Gestalten: Dialekt und Hochdeutsch, und zwar so selbstverständlich und von früher Kindheit an, wie das Fahrrad zwei Räder hat. Wir wachsen mit beiden Gestalten unserer Muttersprache auf, erfahren und erweitern unsere Welt in beiden Gestalten ein Leben lang, und unsere Autorinnen und Autoren schreiben, wenn sie etwas taugen, ein Hochdeutsch, das dem ....
Donnerstag, Oktober 14, 2010
Warum hoher Seegang krank macht
Neue Zürcher Zeitung
13. Oktober 2010
Warum hoher Seegang krank macht
Neue Erkenntnisse zur Ursache der Seekrankheit ermöglichen bessere Vorsorge
Die Seekrankheit gilt als Ausdruck eines Konflikts, der durch unvereinbare visuelle und lagebedingte Informationen zustande kommt. Diese gängige Theorie wird nun durch neue Erkenntnisse in Frage gestellt.
Hermann Feldmeier
«II mal di mare» – die Seekrankheit gibt es, seit Menschen sich mit Booten auf das Meer wagen. Sie lässt nicht nur Landratten leiden, sondern macht auch vor altgedienten Seeleuten nicht halt. Selbst Admiral Nelson wurde seekrank, wenn im Ärmelkanal die Wellen hochgingen und die Augen vergebens nach einem Fixpunkt suchten. Umso erstaunlicher ist es, dass über die Ursache der Seekrankheit noch immer gerätselt wird, wie neue Forschungsresultate zeigen.
Kranke am Mast festbinden
Weil die Neigung, seekrank zu werden, unterschiedlich ausgeprägt ist und das Auftreten stark von physikalischen Variablen wie Schiffsgrösse und Wellenart abhängt, gibt es keine repräsentativen Aussagen zu ihrer Häufigkeit. Untersuchungen auf Truppentransportschiffen zeigten jedoch, dass regelmässig zwischen 20 und 40 Prozent der Mannschaft seekrank werden. Dagegen wird in fensterlosen Rettungsbooten in stürmischer See fast jeder Mensch innerhalb kürzester Zeit zu einem körperlichen Wrack.
Die Seekrankheit beginnt mit unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit und Gähnen. Dann bricht kalter Schweiss aus den Poren, das Gesicht wird kreidebleich, und Übelkeit kriecht vom Bauch hoch. Schliesslich folgt heftiges Erbrechen. Es gibt keine Erkrankung, die so schnell zu Selbstmordgedanken führt, wie die Seekrankheit. Kapitäne berichteten, dass man seekranke Passagiere am Mast festbinden musste, weil sie lieber über Bord springen wollten, als weiter die Pein zu ertragen. Andere Symptome wie Antriebsarmut, Konzentrationsverlust und Entscheidungsunfähigkeit sind zudem für die Sicherheit an Bord von Bedeutung.
Nach geltender Lehrmeinung entsteht Seekrankheit dann, wenn Sinnesorgane widersprüchliche Informationen zur räumlichen Lage des Körpers an das Gleichgewichtszentrum im Kleinhirn....
13. Oktober 2010
Warum hoher Seegang krank macht
Neue Erkenntnisse zur Ursache der Seekrankheit ermöglichen bessere Vorsorge
Die Seekrankheit gilt als Ausdruck eines Konflikts, der durch unvereinbare visuelle und lagebedingte Informationen zustande kommt. Diese gängige Theorie wird nun durch neue Erkenntnisse in Frage gestellt.
Hermann Feldmeier
«II mal di mare» – die Seekrankheit gibt es, seit Menschen sich mit Booten auf das Meer wagen. Sie lässt nicht nur Landratten leiden, sondern macht auch vor altgedienten Seeleuten nicht halt. Selbst Admiral Nelson wurde seekrank, wenn im Ärmelkanal die Wellen hochgingen und die Augen vergebens nach einem Fixpunkt suchten. Umso erstaunlicher ist es, dass über die Ursache der Seekrankheit noch immer gerätselt wird, wie neue Forschungsresultate zeigen.
Kranke am Mast festbinden
Weil die Neigung, seekrank zu werden, unterschiedlich ausgeprägt ist und das Auftreten stark von physikalischen Variablen wie Schiffsgrösse und Wellenart abhängt, gibt es keine repräsentativen Aussagen zu ihrer Häufigkeit. Untersuchungen auf Truppentransportschiffen zeigten jedoch, dass regelmässig zwischen 20 und 40 Prozent der Mannschaft seekrank werden. Dagegen wird in fensterlosen Rettungsbooten in stürmischer See fast jeder Mensch innerhalb kürzester Zeit zu einem körperlichen Wrack.
Die Seekrankheit beginnt mit unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit und Gähnen. Dann bricht kalter Schweiss aus den Poren, das Gesicht wird kreidebleich, und Übelkeit kriecht vom Bauch hoch. Schliesslich folgt heftiges Erbrechen. Es gibt keine Erkrankung, die so schnell zu Selbstmordgedanken führt, wie die Seekrankheit. Kapitäne berichteten, dass man seekranke Passagiere am Mast festbinden musste, weil sie lieber über Bord springen wollten, als weiter die Pein zu ertragen. Andere Symptome wie Antriebsarmut, Konzentrationsverlust und Entscheidungsunfähigkeit sind zudem für die Sicherheit an Bord von Bedeutung.
Nach geltender Lehrmeinung entsteht Seekrankheit dann, wenn Sinnesorgane widersprüchliche Informationen zur räumlichen Lage des Körpers an das Gleichgewichtszentrum im Kleinhirn....
Mittwoch, Oktober 13, 2010
Der englische Mittelstand ächzt unter Camerons Spardruck
Tages Anzeiger 12.10.2010
Der englische Mittelstand ächzt unter Camerons Spardruck
Von Philipp Löpfe.
Die Regierung von David Cameron verlangt von den Menschen grosse Sparopfer und will gleichzeitig den Gemeinschaftssinn fördern. Ist das zynisch oder nur dumm?
Auf der britischen Insel wird derzeit ein soziales Experiment mit realen Menschen durchgeführt: Die neue konservativ-liberale Regierung will mit drakonischen Sparmassnahmen den Staatshaushalt sanieren und gleichzeitig die Menschen zu mehr Freiwilligenarbeit an der Menschheit anhalten. Anstelle von «Big Government» (aufgeblähte Regierung) soll so die «Big Society», eine faire und gerechte Gesellschaft entstehen, in der man sich wieder gegenseitig hilft.
Die Idee für eine «Big Society» ist nicht neu. «Frag nicht, was der Staat für dich tun kann, sondern frag dich, was du für die Gesellschaft machen kannst», hat bereits John F. Kennedy in seiner legendären Antrittsrede proklamiert. An diesen Geist will der britische Premierminister David Cameron anknüpfen. Dummerweise haben sich in den rund 50 Jahren, die zwischen ihm und Kennedy liegen, die gesellschaftlichen Umstände massiv verändert.
Andere Situation in den USA
Die Vereinigten Staaten waren in den 60er-Jahren geprägt von einem breiten Mittelstand. Die Menschen hatten einen sicheren Job, verdienten.....
Der englische Mittelstand ächzt unter Camerons Spardruck
Von Philipp Löpfe.
Die Regierung von David Cameron verlangt von den Menschen grosse Sparopfer und will gleichzeitig den Gemeinschaftssinn fördern. Ist das zynisch oder nur dumm?
Auf der britischen Insel wird derzeit ein soziales Experiment mit realen Menschen durchgeführt: Die neue konservativ-liberale Regierung will mit drakonischen Sparmassnahmen den Staatshaushalt sanieren und gleichzeitig die Menschen zu mehr Freiwilligenarbeit an der Menschheit anhalten. Anstelle von «Big Government» (aufgeblähte Regierung) soll so die «Big Society», eine faire und gerechte Gesellschaft entstehen, in der man sich wieder gegenseitig hilft.
Die Idee für eine «Big Society» ist nicht neu. «Frag nicht, was der Staat für dich tun kann, sondern frag dich, was du für die Gesellschaft machen kannst», hat bereits John F. Kennedy in seiner legendären Antrittsrede proklamiert. An diesen Geist will der britische Premierminister David Cameron anknüpfen. Dummerweise haben sich in den rund 50 Jahren, die zwischen ihm und Kennedy liegen, die gesellschaftlichen Umstände massiv verändert.
Andere Situation in den USA
Die Vereinigten Staaten waren in den 60er-Jahren geprägt von einem breiten Mittelstand. Die Menschen hatten einen sicheren Job, verdienten.....
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Dienstag, Oktober 12, 2010
Bizeps, Trizeps & Co. - Wie unsere Muskeln unser Leben beeinflussen
3 Sat - 11.10.2010
Unser Stoffwechsel und unsere Muskeln haben sich seit 10.000 Jahren nicht verändert. Sie sind für körperliche Hochleistung ausgelegt und nicht dafür gemacht, den ganzen Tag fast ohne Bewegung zuzubringen.
Viele Menschen strengen sich nur noch selten körperlich an. Die Folge: Bluthochdruck, Depressionen, Diabetes, Fettsucht, Heuschnupfen, Krebs. Und das hat wiederum etwas mit den Muskeln zu tun. Bislang galten die 640 Muskeln im menschlichen Körper als passive Befehlsempfänger. Neue Forschungen zeigen jedoch, dass die Fasern eine weit wichtigere Rolle spielen.
Muskeln senden eine Vielzahl von größtenteils noch unerforschten Botenstoffen aus und kommunizieren mit anderen Organen. "Der menschliche Skelettmuskel ist das wichtigste Stoffwechselorgan und bestimmt die Qualität und Dauer unseres Lebens", weiß Professor Heiko K. Strüder vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule in Köln.
Die ganze Sendung kann auf der Website von 3 Sat angeguckt werden:
Als Artikel zum Lesen:
http://www.3sat.de/page/?source=/hitec/143999/index.html
und als Fernsehbeitrag:
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=18727
Unser Stoffwechsel und unsere Muskeln haben sich seit 10.000 Jahren nicht verändert. Sie sind für körperliche Hochleistung ausgelegt und nicht dafür gemacht, den ganzen Tag fast ohne Bewegung zuzubringen.
Viele Menschen strengen sich nur noch selten körperlich an. Die Folge: Bluthochdruck, Depressionen, Diabetes, Fettsucht, Heuschnupfen, Krebs. Und das hat wiederum etwas mit den Muskeln zu tun. Bislang galten die 640 Muskeln im menschlichen Körper als passive Befehlsempfänger. Neue Forschungen zeigen jedoch, dass die Fasern eine weit wichtigere Rolle spielen.
Muskeln senden eine Vielzahl von größtenteils noch unerforschten Botenstoffen aus und kommunizieren mit anderen Organen. "Der menschliche Skelettmuskel ist das wichtigste Stoffwechselorgan und bestimmt die Qualität und Dauer unseres Lebens", weiß Professor Heiko K. Strüder vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule in Köln.
Die ganze Sendung kann auf der Website von 3 Sat angeguckt werden:
Als Artikel zum Lesen:
http://www.3sat.de/page/?source=/hitec/143999/index.html
und als Fernsehbeitrag:
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=18727
Freitag, Oktober 08, 2010
Tue recht und scheue niemand?
Tages Anzeiger
Dossier: Leser fragen
Tue recht und scheue niemand?
Peter Schneider
Leser fragt: Vor vielen Jahren haben wir als Neuntklässler in einer bernischen Sekundarschule mit einem für damalige Verhältnisse recht progressiven Phil.-I-Lehramtskandidaten den Spruch «Tue recht und scheue niemand» diskutiert. Ich erinnere mich, wie der junge Lehrer diesen Satz vollständig zerzauste und mich damit für mein ganzes bisheriges Leben beeinflusst hat, dass «recht tun und niemanden zu scheuen» für ein anständiges, verantwortungsvolles Leben nicht genüge. Bitte liefern Sie mir ein paar durchdachte Argumente, wieso dies so ist – oder eventuell auch nicht. E. O.
Liebe Frau O. Ihr freundliches Angebot, auf meine alten Tage mal wieder einen richtigen Besinnungsaufsatz schreiben zu dürfen, nehme ich natürlich noch so gerne an. Ich hoffe, ich weiss noch, wie das geht. Item, hier ist meine Second Opinion: Dass recht tun und niemanden scheuen nicht langt – geschenkt! Aber welche Maxime langt schon für alle Details eines ganzen Lebens?
Was mir an der von ihrem Lehramtskandidaten so schnöde zerzausten altväterlichen Lebensregel vor allem gefällt, ist das unscheinbare «und» zwischen den Satzteilen: «Tue recht» allein wäre bloss ein ziemlich trüber Spiesser-Ratschlag, wohingegen «scheue niemand» für sich allein genommen lediglich ein prima Querulantenmotto ergäbe. Den rechten Pfiff erhält der Spruch jedoch durch die Verbindung beider Regeln: Das «und» bereitet den Rechttuenden und Niemandscheuenden nämlich auf einen Konflikt zwischen den beiden Teilen des Sprichworts vor: Wer recht tun will, kann es nicht vermeiden, sich mit Autoritäten anzulegen. Der Satz ist gewissermassen eine alltagspraktische Variation über die Maxime der Aufklärung, dass man nur mündig wird, wenn man sich beim Denken nicht durch Autoritätsargumente einschüchtern lässt.
Der so betulich daherkommende Ratschlag hat also einen recht antiautoritären Einschlag: Rechttun ist nichts für Leute, welche die Auseinandersetzung mit Autoritäten scheuen. Das Sprichwort impliziert aber auch, dass es mit Aufmüpfigkeit allein nicht getan ist. Mit anderen Worten: Rechttun ist eine Angelegenheit, die sich argumentativ behaupten muss. Und diese Pointe des vermeintlich ziemlich angestaubten Sprichworts lässt mein antiautoritäres Aufklärerherz natürlich frohlocken. Jessesmariaundjosef, habe ich wirklich dieses altmödige Wort geschrieben? «Frohlocken»? (Wenigstens nicht «jauchzen» oder «jubilieren».) Ich hoffe, es reicht trotzdem noch für einen knappen Fünfeinhalber. (Tages-Anzeiger)
Dossier: Leser fragen
Tue recht und scheue niemand?
Peter Schneider
Leser fragt: Vor vielen Jahren haben wir als Neuntklässler in einer bernischen Sekundarschule mit einem für damalige Verhältnisse recht progressiven Phil.-I-Lehramtskandidaten den Spruch «Tue recht und scheue niemand» diskutiert. Ich erinnere mich, wie der junge Lehrer diesen Satz vollständig zerzauste und mich damit für mein ganzes bisheriges Leben beeinflusst hat, dass «recht tun und niemanden zu scheuen» für ein anständiges, verantwortungsvolles Leben nicht genüge. Bitte liefern Sie mir ein paar durchdachte Argumente, wieso dies so ist – oder eventuell auch nicht. E. O.
Liebe Frau O. Ihr freundliches Angebot, auf meine alten Tage mal wieder einen richtigen Besinnungsaufsatz schreiben zu dürfen, nehme ich natürlich noch so gerne an. Ich hoffe, ich weiss noch, wie das geht. Item, hier ist meine Second Opinion: Dass recht tun und niemanden scheuen nicht langt – geschenkt! Aber welche Maxime langt schon für alle Details eines ganzen Lebens?
Was mir an der von ihrem Lehramtskandidaten so schnöde zerzausten altväterlichen Lebensregel vor allem gefällt, ist das unscheinbare «und» zwischen den Satzteilen: «Tue recht» allein wäre bloss ein ziemlich trüber Spiesser-Ratschlag, wohingegen «scheue niemand» für sich allein genommen lediglich ein prima Querulantenmotto ergäbe. Den rechten Pfiff erhält der Spruch jedoch durch die Verbindung beider Regeln: Das «und» bereitet den Rechttuenden und Niemandscheuenden nämlich auf einen Konflikt zwischen den beiden Teilen des Sprichworts vor: Wer recht tun will, kann es nicht vermeiden, sich mit Autoritäten anzulegen. Der Satz ist gewissermassen eine alltagspraktische Variation über die Maxime der Aufklärung, dass man nur mündig wird, wenn man sich beim Denken nicht durch Autoritätsargumente einschüchtern lässt.
Der so betulich daherkommende Ratschlag hat also einen recht antiautoritären Einschlag: Rechttun ist nichts für Leute, welche die Auseinandersetzung mit Autoritäten scheuen. Das Sprichwort impliziert aber auch, dass es mit Aufmüpfigkeit allein nicht getan ist. Mit anderen Worten: Rechttun ist eine Angelegenheit, die sich argumentativ behaupten muss. Und diese Pointe des vermeintlich ziemlich angestaubten Sprichworts lässt mein antiautoritäres Aufklärerherz natürlich frohlocken. Jessesmariaundjosef, habe ich wirklich dieses altmödige Wort geschrieben? «Frohlocken»? (Wenigstens nicht «jauchzen» oder «jubilieren».) Ich hoffe, es reicht trotzdem noch für einen knappen Fünfeinhalber. (Tages-Anzeiger)
Donnerstag, Oktober 07, 2010
U.S. Military Orders Less Dependence on Fossil Fuels
New York Times
October 4, 2010
U.S. Military Orders Less Dependence on Fossil Fuels
By ELISABETH ROSENTHAL
With insurgents increasingly attacking the American fuel supply convoys that lumber across the Khyber Pass into Afghanistan, the military is pushing aggressively to develop, test and deploy renewable energy to decrease its need to transport fossil fuels.
Last week, a Marine company from California arrived in the rugged outback of Helmand Province bearing novel equipment: portable solar panels that fold up into boxes; energy-conserving lights; solar tent shields that provide shade and electricity; solar chargers for computers and communications equipment.
The 150 Marines of Company I, Third Battalion, Fifth Marines, will be the first to take renewable technology into a battle zone, where the new equipment will replace diesel and kerosene-based fuels that would ordinarily generate power to run their encampment.
Even as Congress has struggled unsuccessfully to pass an energy bill and many states have put renewable energy on hold because of the recession, the military this year has pushed rapidly forward. After a decade of waging wars....
October 4, 2010
U.S. Military Orders Less Dependence on Fossil Fuels
By ELISABETH ROSENTHAL
With insurgents increasingly attacking the American fuel supply convoys that lumber across the Khyber Pass into Afghanistan, the military is pushing aggressively to develop, test and deploy renewable energy to decrease its need to transport fossil fuels.
Last week, a Marine company from California arrived in the rugged outback of Helmand Province bearing novel equipment: portable solar panels that fold up into boxes; energy-conserving lights; solar tent shields that provide shade and electricity; solar chargers for computers and communications equipment.
The 150 Marines of Company I, Third Battalion, Fifth Marines, will be the first to take renewable technology into a battle zone, where the new equipment will replace diesel and kerosene-based fuels that would ordinarily generate power to run their encampment.
Even as Congress has struggled unsuccessfully to pass an energy bill and many states have put renewable energy on hold because of the recession, the military this year has pushed rapidly forward. After a decade of waging wars....
Mittwoch, Oktober 06, 2010
Dienstag, Oktober 05, 2010
NYT - Paul Krugmann : The Angry Rich
Warum nur erinnert mich dieser Kolumnen-Beitrag Krugmann's nur so an die Diskussionen in der Schweiz .....
The New York Times
Sept. 19th 2010
The Angry Rich (and Taxes)
Paul Krugmann
Anger is sweeping America. True, this white-hot rage is a minority phenomenon, not something that characterizes most of our fellow citizens. But the angry minority is angry indeed, consisting of people who feel that things to which they are entitled are being taken away. And they’re out for revenge.
No, I’m not talking about the Tea Partiers. I’m talking about the rich.
These are terrible times for many people in this country. Poverty, especially acute poverty, has soared in the economic slump; millions of people have lost their homes. Young people can’t find jobs; laid-off 50-somethings fear that they’ll never work again.
Yet if you want to find real political rage — the kind of rage that makes people compare President Obama to Hitler, or accuse him of treason — you won’t find it among these suffering Americans. You’ll find it instead among the very privileged, people who don’t have to worry about losing their jobs, their homes, or their health insurance, but who are outraged, outraged, at the thought of paying modestly higher taxes.
The rage of the rich has been building ever since Mr. Obama took office. At first, however, it was largely confined to Wall Street. Thus when New York magazine published an article titled “The Wail Of the 1%,” it was talking about financial wheeler-dealers whose firms had been bailed out with taxpayer funds, but were furious at suggestions that the price of these bailouts should include temporary limits on bonuses. When the billionaire Stephen Schwarzman compared an Obama proposal to the Nazi invasion of Poland, the proposal in question would have closed a tax loophole that specifically benefits fund managers like him.
Now, however, as decision time looms for the fate of the Bush tax cuts — will top tax rates go back to Clinton-era levels? — the rage of the rich has broadened, and also in some ways changed its character.
For one thing, craziness has gone mainstream. It’s one thing when a billionaire rants at a dinner event. It’s another when Forbes magazine runs a cover story alleging that the president of the United States is deliberately trying to bring America down as part of his Kenyan, “anticolonialist” agenda, that “the U.S. is being ruled according to the dreams of a Luo tribesman of the 1950s.” When it comes to defending the interests of the rich, it seems, the normal rules of civilized (and rational) discourse no longer apply.
At the same time, self-pity among the privileged has become acceptable, even fashionable.
Tax-cut advocates used to pretend that they were mainly concerned about helping typical American families. Even tax breaks for the rich were justified in terms of trickle-down economics, the claim that lower taxes at the top would make the economy stronger for everyone.
These days, however, tax-cutters are hardly even trying to make the trickle-down case. Yes, Republicans are pushing the line that raising taxes at the top would hurt small businesses, but their hearts don’t really seem in it. Instead, it has become common to hear vehement denials that people making $400,000 or $500,000 a year are rich. I mean, look at the expenses of people in that income class — the property taxes they have to pay on their expensive houses, the cost of sending their kids to elite private schools, and so on. Why, they can barely make ends meet.
And among the undeniably rich, a belligerent sense of entitlement has taken hold: it’s their money, and they have the right to keep it. “Taxes are what we pay for civilized society,” said Oliver Wendell Holmes — but that was a long time ago.
The spectacle of high-income Americans, the world’s luckiest people, wallowing in self-pity and self-righteousness would be funny, except for one thing: they may well get their way. Never mind the $700 billion price tag for extending the high-end tax breaks: virtually all Republicans and some Democrats are rushing to the aid of the oppressed affluent.
You see, the rich are different from you and me: they have more influence. It’s partly a matter of campaign contributions, but it’s also a matter of social pressure, since politicians spend a lot of time hanging out with the wealthy. So when the rich face the prospect of paying an extra 3 or 4 percent of their income in taxes, politicians feel their pain — feel it much more acutely, it’s clear, than they feel the pain of families who are losing their jobs, their houses, and their hopes.
And when the tax fight is over, one way or another, you can be sure that the people currently defending the incomes of the elite will go back to demanding cuts in Social Security and aid to the unemployed. America must make hard choices, they’ll say; we all have to be willing to make sacrifices.
But when they say “we,” they mean “you.” Sacrifice is for the little people.
The New York Times
Sept. 19th 2010
The Angry Rich (and Taxes)
Paul Krugmann
Anger is sweeping America. True, this white-hot rage is a minority phenomenon, not something that characterizes most of our fellow citizens. But the angry minority is angry indeed, consisting of people who feel that things to which they are entitled are being taken away. And they’re out for revenge.
No, I’m not talking about the Tea Partiers. I’m talking about the rich.
These are terrible times for many people in this country. Poverty, especially acute poverty, has soared in the economic slump; millions of people have lost their homes. Young people can’t find jobs; laid-off 50-somethings fear that they’ll never work again.
Yet if you want to find real political rage — the kind of rage that makes people compare President Obama to Hitler, or accuse him of treason — you won’t find it among these suffering Americans. You’ll find it instead among the very privileged, people who don’t have to worry about losing their jobs, their homes, or their health insurance, but who are outraged, outraged, at the thought of paying modestly higher taxes.
The rage of the rich has been building ever since Mr. Obama took office. At first, however, it was largely confined to Wall Street. Thus when New York magazine published an article titled “The Wail Of the 1%,” it was talking about financial wheeler-dealers whose firms had been bailed out with taxpayer funds, but were furious at suggestions that the price of these bailouts should include temporary limits on bonuses. When the billionaire Stephen Schwarzman compared an Obama proposal to the Nazi invasion of Poland, the proposal in question would have closed a tax loophole that specifically benefits fund managers like him.
Now, however, as decision time looms for the fate of the Bush tax cuts — will top tax rates go back to Clinton-era levels? — the rage of the rich has broadened, and also in some ways changed its character.
For one thing, craziness has gone mainstream. It’s one thing when a billionaire rants at a dinner event. It’s another when Forbes magazine runs a cover story alleging that the president of the United States is deliberately trying to bring America down as part of his Kenyan, “anticolonialist” agenda, that “the U.S. is being ruled according to the dreams of a Luo tribesman of the 1950s.” When it comes to defending the interests of the rich, it seems, the normal rules of civilized (and rational) discourse no longer apply.
At the same time, self-pity among the privileged has become acceptable, even fashionable.
Tax-cut advocates used to pretend that they were mainly concerned about helping typical American families. Even tax breaks for the rich were justified in terms of trickle-down economics, the claim that lower taxes at the top would make the economy stronger for everyone.
These days, however, tax-cutters are hardly even trying to make the trickle-down case. Yes, Republicans are pushing the line that raising taxes at the top would hurt small businesses, but their hearts don’t really seem in it. Instead, it has become common to hear vehement denials that people making $400,000 or $500,000 a year are rich. I mean, look at the expenses of people in that income class — the property taxes they have to pay on their expensive houses, the cost of sending their kids to elite private schools, and so on. Why, they can barely make ends meet.
And among the undeniably rich, a belligerent sense of entitlement has taken hold: it’s their money, and they have the right to keep it. “Taxes are what we pay for civilized society,” said Oliver Wendell Holmes — but that was a long time ago.
The spectacle of high-income Americans, the world’s luckiest people, wallowing in self-pity and self-righteousness would be funny, except for one thing: they may well get their way. Never mind the $700 billion price tag for extending the high-end tax breaks: virtually all Republicans and some Democrats are rushing to the aid of the oppressed affluent.
You see, the rich are different from you and me: they have more influence. It’s partly a matter of campaign contributions, but it’s also a matter of social pressure, since politicians spend a lot of time hanging out with the wealthy. So when the rich face the prospect of paying an extra 3 or 4 percent of their income in taxes, politicians feel their pain — feel it much more acutely, it’s clear, than they feel the pain of families who are losing their jobs, their houses, and their hopes.
And when the tax fight is over, one way or another, you can be sure that the people currently defending the incomes of the elite will go back to demanding cuts in Social Security and aid to the unemployed. America must make hard choices, they’ll say; we all have to be willing to make sacrifices.
But when they say “we,” they mean “you.” Sacrifice is for the little people.
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Samstag, Oktober 02, 2010
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