Freitag, Juli 03, 2009

Welt: Paulus-Grab: Einwände der Wissenschaftler

"Welt" Online
Paulus-Grab: Einwände der Wissenschaftler

1. Juli 2009, 04:00 Uhr

Die Bekanntgabe von Papst Benedikt XVI., man habe in Rom Grab und womöglich Leiche des Apostels Paulus gefunden, wird in der Fachwelt verhalten aufgenommen. So ist eine eindeutige Identifizierung des Missionars und Märtyrers nach Angaben des Archäologen Rengert Elburg ausgeschlossen. Eine Genanalyse der Knochen in dem Sarkophag habe mangels Nachfahren und damit DNA-Material zum Vergleich keinen Sinn, sagte der Spezialist für organische Reste im sächsischen Landesamt für Archäologie in Dresden. "Die Knochen können aber Auskunft über Geschlecht und Sterbealter geben." Da der Apostel enthauptet worden sein soll, müsste....


"Welt" Online
Paulus-Grab: Einwände der Wissenschaftler

1. Juli 2009, 04:00 Uhr

Die Bekanntgabe von Papst Benedikt XVI., man habe in Rom Grab und womöglich Leiche des Apostels Paulus gefunden, wird in der Fachwelt verhalten aufgenommen. So ist eine eindeutige Identifizierung des Missionars und Märtyrers nach Angaben des Archäologen Rengert Elburg ausgeschlossen. Eine Genanalyse der Knochen in dem Sarkophag habe mangels Nachfahren und damit DNA-Material zum Vergleich keinen Sinn, sagte der Spezialist für organische Reste im sächsischen Landesamt für Archäologie in Dresden. "Die Knochen können aber Auskunft über Geschlecht und Sterbealter geben." Da der Apostel enthauptet worden sein soll, müsste es entsprechende Spuren geben. Elburg mahnte bei einer Öffnung des Sarkophags zur absoluten Sorgfalt. "Das ist vergleichbar mit der Öffnung des Pharaonengrabes."

Auch Carola Jäggi, Professorin für Christliche Archäologie an der Universität Erlangen, meldet Zweifel an: "Dass in einem Sarg Knochen liegen, gehört sich für ein Grab", sagte die evangelische Theologen der "Nürnberger Zeitung". Es gebe jedoch keine Möglichkeit, sie als Überreste des Heiligen Paulus zu identifizieren. Jäggi warnte vor Wunschdenken. Die Geschichte des Reliquienkultes kenne viele Fälschungen. Bei den Apostelfürsten Petrus und Paulus habe der Kult um die Grabstätten erst um 200 eingesetzt, rund 140 Jahre nach ihrem Tod. Erst seit diesem Zeitpunkt seien aus Verehrungsbedürfnis heraus Bestattungsorte lokalisiert worden. "Das hat überhaupt nichts damit zu tun, ob das tatsächlich das Grab war." Die Knochenreste in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern werden ins 2. Jahrhundert datiert.

Der Reliquien-Kult sei kein Auslaufmodell, erklärte der Kölner Heiligen-Forscher Manfred Becker-Huberti. "Bis heute hat in der ganzen Welt jeder Altar in einer katholischen Kirche ihre Reliquie." DW

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