Donnerstag, Dezember 03, 2009

NZZ: 26 Billionen Dollar zur Stillung des Energiehungers

NZZ
10. November 2009, 14:18, NZZ Online
26 Billionen Dollar zur Stillung des Energiehungers

Wegen der Wirtschaftskrise ist der Energieverbrauch weltweit zurückgegangen. In Zukunft wird er aber wieder stark zunehmen, wenn nicht radikale Gegenmassnahmen ergriffen werden. Diese werden von der Internationalen Energieagentur IEA wegen des Klimawandels als extrem dringlich bezeichnet.

Zum ersten Mal seit dem Jahr 1981 ist der Energieverbrauch weltweit innerhalb eines Jahres zurückgegangen, und zwar um etwa 2 Prozent. Dies schreibt die Internationale Energieagentur IEA in ihrem diesjährigen «World Energy Outlook». Die globale Wirtschaftskrise hat die Nebenwirkung, den Anstieg des Verbrauchs vor allem der fossilen Energieträger vorübergehend zu stoppen.

Der nächste Wirtschaftsaufschwung werde aber unweigerlich dazu führen,.....
NZZ
10. November 2009, 14:18, NZZ Online
26 Billionen Dollar zur Stillung des Energiehungers

Wegen der Wirtschaftskrise ist der Energieverbrauch weltweit zurückgegangen. In Zukunft wird er aber wieder stark zunehmen, wenn nicht radikale Gegenmassnahmen ergriffen werden. Diese werden von der Internationalen Energieagentur IEA wegen des Klimawandels als extrem dringlich bezeichnet.

Zum ersten Mal seit dem Jahr 1981 ist der Energieverbrauch weltweit innerhalb eines Jahres zurückgegangen, und zwar um etwa 2 Prozent. Dies schreibt die Internationale Energieagentur IEA in ihrem diesjährigen «World Energy Outlook». Die globale Wirtschaftskrise hat die Nebenwirkung, den Anstieg des Verbrauchs vor allem der fossilen Energieträger vorübergehend zu stoppen.

Der nächste Wirtschaftsaufschwung werde aber unweigerlich dazu führen, dass der Hunger nach Energie wieder zunehmen wird: Die IEA geht dabei davon aus, dass allein in den kommenden fünf Jahren mit einem Anstieg des Verbrauchs von 2,5 Prozent pro Jahr zu rechnen sein wird, wenn die bestehende Energiepolitik nicht starke bis radikale Veränderungen erfährt.

Falls nicht, könnte dies dazu führen, dass sich die Industriestaaten in den kommenden 20 Jahren auf eine Verdoppelung der Energieausgaben einstellen müssten. Denn zusätzlich werden nach Ansicht der IEA auch noch die Folgekosten der Klimaerwärmung zu berappen sein, wenn es nicht gelinge, vom teuren und umweltschädlichen Erdöl wegzukommen.

Ölverbrauch steigt noch bis 2030


Zum gegenwärtigen Zeitpunkt rechnet die IEA mit einer Zunahme des Ölverbrauchs noch bis zum Jahre 2030 auf dann 105 Millionen Barrel pro Tag (zum Vergleich: 2008 waren es 85 Millionen Barrel). Diese Zahl ist nach Ansicht von Experten aber höher als die dann überhaupt noch mögliche Produktion, was allein den Druck auf eine Senkung der Öl-Nachfrage stark erhöhen wird.

Verdoppelung der Energieausgaben

Was den Ölpreis angeht, wird mit einem Anstieg auf 100 Dollar pro Fass bis 2015 gerechnet, bis 2030 wird dann ein Anstieg auf sogar 190 Dollar prognostiziert. Dies würde allein in der EU bedeuten, dass sich die Energieausgaben in den nächsten 20 Jahren verdoppeln werden. Im Sommer 2008 war der Fass-Preis auf den bisherigen Rekordstand von über 147 Dollar gestiegen. Gegenwärtig wird das Fass auf den Rohwarenmärkten für rund 75 Dollar gehandelt.

China wird zum grössten Verbraucher


Die Experten der IEA sagen auch eine stärkere Bedeutung des Energieträgers Gas voraus.Trotz den gegenwärtigen Überkapazitäten und dem weiteren Ausbau der Erdgas-Förderung werde es aber in der Zukunft zu Engpässen kommen. Die Welt würde bis 2030 im Prinzip «vier neue Russlands» benötigen, um den Bedarf zu decken. Der grösste Energieverbraucher bleiben gemäss IEA zunächst die USA, diese werden aber bis 2025 von China abgelöst. Die heutige zweitgrösste Wirtschaftsmacht Japan dürfte bereits 2020 von Indien überholt werden.

Enorme Herausforderung


Umfang und Ausmass der Herausforderung durch den Energiehunger der Welt seien enorm und wesentlich grösser als den meisten Menschen bewusst, schreibt die IEA. Indem die Rezession den Anstieg der Treibhausemissionen bremste, biete sie eine einmalige Chance, Massnahmen gegen den weiteren Anstieg des CO2-Ausstosses zu ergreifen. Andererseits seien aber wegen der Krise die Investitionen im Energiesektor um fast 20 Prozent eingebrochen, was dieses Ziel umgekehrt wieder gefährde.

Riesiger Investitionsbedarf

Um den Bedarf an Energie weltweit zu decken, seien bis 2030 aber Investitionen in der Höhe von nicht weniger als 26 Billionen Dollar vonnöten. Sollte sich die Staaten am Weltklimagipfel in Kopenhagen zu dem Ziel verpflichten, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf 450 Teile pro Million CO2-Äquivalente zu begrenzen («450-Szenario»), wären noch einmal 10,5 Billionen Dollar nötig. Nur damit sei ein Anstieg der globalen Temperatur auf 2 Grad zu begrenzen. An die Adresse der westlichen Industriestaaten ergeht die Aufforderung, den Entwicklungsländern dafür zusätzliche finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen.

Besonders stark steigen werde im kommenden Wirtschaftsaufschwung der Energieverbrauch ausserhalb der traditionellen Industriestaaten, nämlich in den aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens. Bei einer Fortsetzung der gegenwärtigen Energiekurses würde dabei die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern noch zunehmen. Die IEA ruft deshalb alle Staaten und Regierung dazu auf, den Umbau des Energiesektors im Interesse des ganzen Planeten voranzutreiben.

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