Samstag, Januar 16, 2010

Google: Larry und Sergey … ...wollen mit Google nur das beste für uns. Und das wird zum Problem.

Tages Anzeiger Magazin
Larry und Sergey …
...wollen mit Google nur das beste für uns. Und das wird zum Problem.

15.01.2010 von Peter Haffner
Als Bill Gates 1998 gefragt wurde, was er am meisten fürchte, antwortete er nicht sogleich. Microsoft war auf dem Höhepunkt seiner Macht. Konkurrenten gab es, aber von ihnen drohte kaum Gefahr. «Ich fürchte jemanden, der in einer Garage etwas vollkommen Neues austüftelt», meinte er schliesslich.
Die Garage war in Menlo Park, im Silicon Valley. Drei Tische, drei Stühle, ein Kühlschrank, ein zusammengeklappter Pingpong-Tisch. Und ein Firmenschild: «Google Worldwide Headquarters».

Ken Auletta, der dem reichsten Mann der Welt die Frage stellte, legt mit «Googled» die umfassendste Geschichte des erstaunlichsten Unternehmens der IT-Industrie vor. Mit mehr als zwanzig Milliarden Dollar jährlich kassiert Google heute vierzig Prozent aller Online-Werbeeinnahmen. Das Geld erlaubt der Firma, eine Branche nach der anderen umzukrempeln — von Medien über Software bis zur Mobiltelefonie. Die «digitale Schweiz», wie Google sich selbst bezeichnet hat, ist längst eine Hypermacht und weit mehr als die neutrale Suchmaschine, als die sie begann.

Bereits wächst eine Generation heran, die nicht mehr weiss, wie man früher im Internet etwas suchte. «Googeln» ist synonym für suchen geworden, und man nimmt es als selbstverständlich, dass die Antwort in einer halben Sekunde da ist. Tippte man bei Yahoo oder Altavista etwa «Universität» ein, kam jedes Dokument, in dem das Stichwort vorkommt. Google dagegen....


Tages Anzeiger Magazin
Larry und Sergey …
...wollen mit Google nur das beste für uns. Und das wird zum Problem.

15.01.2010 von Peter Haffner
Als Bill Gates 1998 gefragt wurde, was er am meisten fürchte, antwortete er nicht sogleich. Microsoft war auf dem Höhepunkt seiner Macht. Konkurrenten gab es, aber von ihnen drohte kaum Gefahr. «Ich fürchte jemanden, der in einer Garage etwas vollkommen Neues austüftelt», meinte er schliesslich.
Die Garage war in Menlo Park, im Silicon Valley. Drei Tische, drei Stühle, ein Kühlschrank, ein zusammengeklappter Pingpong-Tisch. Und ein Firmenschild: «Google Worldwide Headquarters».

Ken Auletta, der dem reichsten Mann der Welt die Frage stellte, legt mit «Googled» die umfassendste Geschichte des erstaunlichsten Unternehmens der IT-Industrie vor. Mit mehr als zwanzig Milliarden Dollar jährlich kassiert Google heute vierzig Prozent aller Online-Werbeeinnahmen. Das Geld erlaubt der Firma, eine Branche nach der anderen umzukrempeln — von Medien über Software bis zur Mobiltelefonie. Die «digitale Schweiz», wie Google sich selbst bezeichnet hat, ist längst eine Hypermacht und weit mehr als die neutrale Suchmaschine, als die sie begann.

Bereits wächst eine Generation heran, die nicht mehr weiss, wie man früher im Internet etwas suchte. «Googeln» ist synonym für suchen geworden, und man nimmt es als selbstverständlich, dass die Antwort in einer halben Sekunde da ist. Tippte man bei Yahoo oder Altavista etwa «Universität» ein, kam jedes Dokument, in dem das Stichwort vorkommt. Google dagegen gewichtet und bringt als Erstes die Webseiten von Universitäten. Die Idee, die Relevanz von Links nach ihrer Beliebtheit und Verlässlichkeit zu bestimmen, revolutionierte die Benutzung des Internets. Googles Algorithmus ist ein Renner wie das Geheimrezept von Coca-Cola; wie das Getränk auf deren Geschmack, gründet sein Erfolg auf der «Weisheit» der Massen.

Google war das Produkt idealistischer Perfektionisten. Während herkömmliche Suchmaschinen daran interessiert waren, die Benutzer auf ihrer Webseite zu halten, um teure Anzeigen verkaufen zu können, wollten Larry Page und Sergey Brin sie möglichst rasch ans Ziel ihrer Suche bringen: Kundendienst statt Konsumentenfalle.
Es sah nicht aus, als ob man mit solcher Gratisleistung Geld verdienen könnte. Die Google-Gründer waren keine Business-School-Absolventen. Beide hatten sie als Kinder eine Montessori-Schule besucht, die ihre Art zu denken mehr geprägt hat als die Eliteuniversität Stanford, an der sie sich kennenlernten. Die Reformpädagogik der im 19. Jahrhundert geborenen italienischen Ärztin Maria Montessori gründet auf dem Gedanken, dass Kinder Individuen sind, die nicht von der Schule geformt, sondern sich in der Auseinandersetzung mit einer anregenden Umwelt ungehemmt entfalten können sollten. Statt sturer Paukerei selbstständiges Denken und Handeln.

Ein unzertrennliches Duo
Worin Brin und Page sich denn auch hervortaten, wie sich einer ihrer Professoren in Stanford erinnert. Sie hätten, sagt er, «nicht diesen falschen Respekt vor Autorität gehabt» und ihn so weit herausgefordert, dass sie ihm auch schon beschieden, «er sei voll von Scheisse». Die beiden huldigen einem reflexartigen Glauben, dass der Status quo, wie immer er auch ist, falsch ist, und dass es eine bessere Lösung geben muss. Bescheidenheit ist nicht ihre Tugend. «Wenn wir uns über etwas einig und alle anderen mit uns uneins sind», sagt Larry Page, «nehmen wir an, dass wir recht haben.»

Ist Apple die Geschichte eines aussergewöhnlichen Unternehmers, wie es ihn nicht in jeder Generation gibt, so ist Google die Geschichte eines vom Zufall zusammengeführten Duos, das sich gegenseitig bestätigt und zu aussergewöhnlichen Leistungen antreibt. Was Lennon/McCartney und Jagger/Richards in der Rockmusik, sind Brin/Page in ihrer Branche. Die Parallelen der Biografien sind verblüffend. Beide sind im selben Jahr, 1973, geboren; Söhne von Akademikerpaaren, die in Mathematik, Computerwissenschaft und Künstlicher Intelligenz glänzten. Die Atmosphäre der Elternhäuser, dem amerikanischen von Larry Page und dem russischen von Sergey Brin, war geprägt von Diskussionen wissenschaftlicher Probleme und dem Drang nach der Entdeckung intellektuellen Neulandes. Im Fall von Brin galt dies auch politisch; seinem Vater war als Jude in der Sowjetunion das Studium der Astrophysik verwehrt, sodass er mit der Familie in die USA emigrierte, als Sergey sechs Jahre alt war.

In Stanford, wo sie Computerwissenschaft studierten, wurden sie rasch so unzertrennlich, dass man sie in einem Atemzug nannte. Ihre Weltsicht, nichts für gegeben zu nehmen, einte sie, während die Unterschiedlichkeit ihrer Charaktere es verhinderte, dass sie sich gegenseitig den Rang streitig machten. Dem extrovertierten, lauten und witzigen Sergey suchte der in sich gekehrte, wortkarge und oft zu Boden blickende Larry gar nicht erst die Schau zu stehlen. Eric Schmidt, den sie nach langem Zögern, ob ihre Firma überhaupt einen Manager benötige, als CEO wählten, sah sich in der Rolle des «erwachsenen Aufsehers», der dafür sorgen musste, dass Google nicht nur kühne Ideen verwirklicht, sondern auch Umsatz macht.

Der Geist von Google
Hätte Schmidt nicht selber in Computerwissenschaft doktoriert, hätten die beiden ihn nicht akzeptiert. Ingenieure sind es, die den Geist von Google prägen, und will man die Firma verstehen, muss man die Welt sehen, wie sie ein Ingenieur sieht. In der Verfolgung seines Zieles einer digitalen Utopie ist Google so leidenschaftlich wie es naiv ist in der Ignorierung aller Hindernisse nicht technischer Natur. Nicht der Profit, sondern der Nutzen steht im Vordergrund, und dass dieser Nutzen anderen — den klassischen Medien beispielsweise — Profite abgräbt, ist ein zu vernachlässigender Kollateralschaden. Sämtliche Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Filme und Fernsehprogramme auf dem Computerbildschirm zu haben und kostenlos konsumieren zu können, ist doch gut für die Konsumenten. Und Google will noch mehr: Nicht nur die Medien der Welt, sondern die Welt überhaupt soll gespiegelt werden — ein Schritt von der Vermessung der Erde, wie sie mit der Kartografie begann, zu ihrer Abbildung im Cyberspace. «Ist das Problem der Suche gelöst, kann man jede Frage stellen», sagte Page einmal. «Was bedeutet, dass man grundsätzlich alles machen kann.»
Innovation ist der Feind etablierter Branchen. Neu ist die Geschwindigkeit, mit der die Umwälzungen vonstatten gehen. Das Telefon brauchte siebzig Jahre, bis es in der Hälfte der Haushalte der USA seinen Platz hatte. Das Internet benötigte dazu nur zehn Jahre. Und Facebook schuf gar in fünf Jahren ein globales Netzwerk von zweihundert Millionen Mitgliedern.

Die Firmenkultur von Google, wie sie etwa David Vise und Mark Malseed in ihrem Buch «The Google Story» beschrieben haben, täuscht darüber hinweg, dass auch hier Ingenieure den Ton angeben, die nicht aus dem Bauch handeln, sondern kühl kalkulieren. Die Cafeterias und Lounges, die Pool-Tische, Fitnessstudios und Massagezimmer dienen der Effizienz wie der Kinder- und Hundehütedienst, die Coiffeure, Ärzte und Zahnärzte, deren Leistungen gratis sind. Selbst für die chemische Reinigung, die Autowäsche oder einen Ölwechsel muss ein Angestellter den Googleplex im kalifornischen Mountain View nicht verlassen. Larry Page und Sergey Brin haben ein De-luxe-Modell des Stanford Campus geschaffen: Wer bei Google arbeitet, soll sich in die Sache vergraben können wie ein Student in sein Forschungsprojekt, ohne lästigen Zeitverlust.

Page und Brin sind bekannt dafür, rasch zur Sache zu kommen, in Gesprächen wie in Verhandlungen. Die Schnelligkeit, mit der man ans Ziel gelangt, war das oberste Kriterium ihrer Suchmaschine, und in ihrem Leben bleibt denn auch keine Musse für die Lektüre von Romanen, für Kino- und Konzertbesuche oder langwierige Sportarten wie Golf. Larry Page hat der 130-köpfigen PR-Abteilung seiner Firma im Jahr 2008 ganze acht Stunden zugestanden für Pressekonferenzen, Interviews und Reden.

Im Modell Google paart sich der Taylorismus — die wissenschaftliche Arbeitsorganisation zwecks Erzielung maximaler Leistung — mit den Erkenntnissen der Kreativitätsforschung. Jeder Angestellte darf einen Tag in der Woche in ein Projekt investieren, das ihn persönlich reizt. Auch dies ist ein Privileg, das die Produktivität und damit den Profit maximiert — so sind beispielsweise die «Google News» entstanden, eine Schöpfung des Inders Krishna Bharat, der den auf eine Binnenperspektive beschränkten Amerikanern den Horizont erweitern wollte mit Berichten über Völker, Kulturen und Religionen aus allen Ecken des Planeten. Bei den Printmedien ist dieser Pressedienst so beliebt wie Robin Hood es bei den Reichen war.

Wer bei Google arbeitet, ist auserwählt. Es ist leichter, nach Harvard zu kommen; von einer Million Bewerbern jährlich schaffen es nur ein Prozent in die Firma, während es bei Harvard sieben Prozent sind. Das Anstellungsritual täuscht darüber hinweg, dass Messbares wie Noten und Abschlüsse von Elitebildungsstätten mehr zählen als der legendäre «Flugzeug-Test» — die Frage, wie man sich mit dem Neuling fühlen würde, müsste man über Stunden neben ihm im Flugzeug sitzen. Erfahrung dagegen gilt wenig; die beiden Montessori-Schüler sind überzeugt, dass sie kreatives Denken hemmt. Die erste Rechtsanwältin, die von den Firmengründern widerwillig angestellt wurde, erhielt von Brin die Testaufgabe, für ihn einen Vertrag mit dem Teufel zum Verkauf seiner Seele aufzusetzen. Er wusste, dass sie so etwas noch nie gemacht hatte.

Von der Opposition zur Macht
Google gleicht denn auch mehr einer revolutionären Bewegung als einer Firma. Geführt von technologischen Missionaren, ist sie auf Weltverbesserung aus; ein Informationsparadies, das den Planeten zum gläsernen Globus macht. Mit Mitteln wie «Google Street View», das eigentlich nur ein detaillierterer, dreidimensionaler Stadtplan und damit ein Fortschritt in der fortlaufenden Vermessung der Welt ist. Noch ist dieser Blick auf oder ins Wohnzimmerfenster ungewohnt, wenn nicht unerwünscht. Was sie antreibe, sagt Sergey Brin, sei eine «Mischung aus gesundem Menschenverstand und der Infragestellung althergebrachter Sitten».

Das Internet umfasst heute über 25 Milliarden Webseiten. Alle vier Stunden indexiert Google das Äquivalent der Library of Congress, der mit sieben Millionen Büchern grössten Bibliothek der Welt. 2004 ging die Firma an die Börse, mit Einkünften von 3,2 Milliarden Dollar und einem Gewinn von 399 Millionen. Larry Page und Sergey Brin waren 31 Jahre alt. Als der Aktienkurs an jenem Tag auf ungeahnte Höhen kletterte und über neunhundert frühe Google-Angestellte auf einen Schlag Millionäre wurden, war Larry nicht der Einzige, der als Erstes seine Mutter anrief, ihr das freudige Ereignis mitzuteilen.

Selbst im Rezessionsjahr 2008 machte die Firma 4,2 Milliarden Dollar Gewinn. Es liegt in der Natur des Reichtums, dass er die Kauflust weckt. Als Google 2006 für 1,65 Milliarden Dollar Youtube kaufte, war der letzte Beweis erbracht, dass die Firma sich aneignen konnte, was sie wollte — sie war dreimal so viel wert wie das grösste Medienunternehmen.

Und sie war, obschon sie es leugnete, nun selber im Mediengeschäft. Zu «Goodies» wie Google Earth, Google Maps und Gmail kamen Dienste wie Google News und Google Books — Domänen traditioneller Branchen, die in eine Krise schlitterten, deren Ende nicht absehbar ist. Während Google profitiert, ist es der Presse nicht gelungen, die Konsumenten zur Kasse zu bitten, wie das Steve Jobs mit iTunes glückte, das der Musikpiraterie die Luft nahm.

«Don’t be evil»
Es war Larry Page, der an seinen «freien» Google-Tagen einen Prototyp des Buchscanners bastelte, dank dem Google zur Alexandrinischen Bibliothek des 21. Jahrhunderts werden sollte. Nach der Library of Congress machten weitere Bibliotheken ihre Bücher online zugänglich. Fragen des Copyrights interessierten nicht. «Wenn wir uns darum gekümmert hätten», sagt Sergey Brin, «hätten wir dieses Projekt wohl nicht gestartet.» Klagen von Verlegern und Autoren folgten; zwei Drittel der weltweit insgesamt zwanzig Millionen Bücher stehen unter Copyright-Schutz.

Was Technik zuwege bringt, ist nicht rückgängig zu machen. Wie die Möglichkeiten der modernen Medizin die Ethik vor neue Fragen stellen, so der Cyberspace das Recht. Derzeit verdient Google Geld mit dem, wofür andere Geld ausgeben. Die Debatte ist im Gang, die Gerichtsverfahren sind es auch.

Die vielleicht folgenreichste Revolution, die Google eingeleitet hat, ist die für den Konsumenten am wenigsten sichtbare, die Online-Werbung. Page und Brin, die Anzeigen generell abgeneigt waren, wollten diese, wenn schon, klein und informativ. Als schlichte Textwerbung werden die Dreizeiler automatisch dem Inhalt der Suchanfrage angepasst, und der Werbekunde bezahlt nur, wenn darauf geklickt wird. So können sich auch Kleinfirmen Anzeigen leisten. Damit ist es Google gelungen, die Bedürfnisse des Benutzers mit denen der Werbung in Einklang zu bringen. Wie beim Suchsystem bestimmt ein Algorithmus die Platzierung der Anzeigen nach der Häufigkeit, mit der sie aufgerufen werden. Es ist die Geldmaschine von Google, die füttert, wer im Internet surft.

Das Google-Imperium wird nicht von irgendwelchen Dunkelmännern, sondern von uns allen errichtet. Jede Suche vergrössert die Datenbank des Unternehmens, das mit jedem Klick uns näher kennenlernt, um uns besser dienen zu können. Obzwar übermächtig wie Microsoft, ist Google, weil gratis und gut, nicht verhasst. Die Firma zu bezichtigen, sie strebe nach der Weltherrschaft, ist lächerlich. Google gibt uns mehr Mittel denn je in die Hand, jeden Erdenwinkel vom heimischen Sessel aus unter die Lupe zu nehmen. Und mit «Google Goggles» wird es gar möglich, mit dem Smartphone Fotos von unbekannten Lokalitäten zu schiessen, um via Google herauszufinden, worum es sich handelt. Was ist das anderes als ein neue Generation von Reiseführer?

Bezeichnenderweise wurden kritische Stimmen erst laut, als mit dem Börsengang zutage trat, wie viel Geld die Firma scheffelt. Ob das neue «Reich des Bösen», «Googzilla» oder bloss ein «Frenemy» — eine Mischung zwischen Freund und Feind —, beim Publikum steht Google mit seinem inoffziellen Motto «Don’t be evil» noch immer hoch im Kurs. Die Kritik am Entscheid, China zu erlauben, das Suchsystem mit einer Zensur zu verbinden, hat den Sohn eines Diktaturopfers Sergey Brin zwar gewurmt, verklang aber bald. Und die Tatsache, dass Google mit jedem Mausklick das digitale Profil unserer Person vervollkommnet, sorgt ausser in Deutschland kaum für grosse Unruhe. Fragen der Verletzung der Privatsphäre hat Google stets abgetan — bis dann, als eine Journalistin den CEO Eric Schmidt googelte und die Informationen über sein Heim, seine Adresse, sein Vermögen, seine politischen Spenden und Persönliches publizierte. Schmidt reagierte mit einer einjährigen Informationssperre für CNET News, die Webseite, für welche die Journalistin arbeitete.
«Wenn Google beschliesst, die Nutzung privater Informationen sei zu seinem Besten, kann und wird es dies tun», schrieb John Battelle in seinem Buch «The Search». Dank Larry Pages und Sergey Brins Attitüde des «Wir wissen es besser» haben wir das beste Suchsystem, das je entwickelt wurde, und einige Zutaten obendrauf. Die Unvoreingenommenheit der beiden, gepaart mit Arroganz, hat das Internet zu dem gemacht, was es heute ist. Kritik daran ist nicht immer redlich: Sie schlägt Google, und meint das Netz.

Doch wie jeder revolutionären Bewegung droht auch Google auf dem Marsch von der Opposition zur Macht die Korruption der Ideale, die an seiner Wiege standen. Der Weg zur Hölle, heisst es, sei mit guten Vorsätzen gepflastert. Google bewertet am höchsten, was am populärsten ist. Wäre das immer so gewesen, wäre die Menschheit kulturell kaum vorangekommen. Noch wissen wir nicht, ob das, was Google geschaffen hat, die Opfer wert sind, die es fordert. Gewiss ist nur, dass das beste Suchsystem der Welt obsolet wird, wenn es niemanden mehr gibt, der die Mittel hat, Inhalte zu schaffen, welche die Suche danach auch wert sind.

Literatur:
Ken Auletta, «Googled», 2009
John Battelle, «The Search: How Google and Its Rivals Rewrote the Rules of Business and Transformed Our Culture», 2006
David A. Vise, Mark Malseed, «The Google Story: Inside the Hottest Business, Media, and Technology Success of Our Time», 2005
Peter Haffner ist redaktioneller Mitarbeiter des «Magazins». Er lebt in Kalifornien.

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