Samstag, März 28, 2009

Heuchelei der OECD Länder: TA - Scheinfirma gegründet – in 45 Minuten

Tages Anzeiger
Scheinfirma gegründet – in 45 Minuten
Von Norbert Raabe. Aktualisiert um 09:40 Uhr 16 Kommentare

Mit einem Budget von 10'000 Dollar und Google hat ein Politologe versucht, in den USA und anderen OECD-Ländern Scheinfirmen zur Steuerhinterziehung zu gründen – mit erstaunlichen Resultaten.

Die Schweiz, Österreich, Luxemburg und andere Länder stehen wegen des Bankgeheimnisses als Steueroasen in der Kritik – doch in jenen Ländern, aus denen die heftigste Kritik kommt, ist es ein Kinderspiel,......


Tages Anzeiger
Scheinfirma gegründet – in 45 Minuten
Von Norbert Raabe. Aktualisiert um 09:40 Uhr 16 Kommentare

Mit einem Budget von 10'000 Dollar und Google hat ein Politologe versucht, in den USA und anderen OECD-Ländern Scheinfirmen zur Steuerhinterziehung zu gründen – mit erstaunlichen Resultaten.

Die Schweiz, Österreich, Luxemburg und andere Länder stehen wegen des Bankgeheimnisses als Steueroasen in der Kritik – doch in jenen Ländern, aus denen die heftigste Kritik kommt, ist es ein Kinderspiel, eine anonyme Firma zu gründen, mit deren Hilfe sich Steuern hinterziehen lassen. Dies hat der Politikwissenschaftler Jason Sharman von der australischen Griffith University mit einem simplen Selbstversuch herausgefunden.

Freundliche Diskretion in Nevada, Delaware und Wyoming

Wie das britische Magazin «Economist» berichtet, versuchte Sharman zunächst in den USA, mit Hilfe von 10'000 Dollar und einem Internetanschluss Firmen zu gründen, ohne die Inhaber, den Geschäftszweck oder sonstige Einzelheiten zu nennen. Mit besonderem Erfolg im Bundesstaat Nevada: Die offizielle Webseite warb mit einer «begrenzten Anforderungen» zur Berichterstattung gegenüber den Behörden – und einem flotten Ein-Stunden-Service für Firmengründungen.

Eine Strategie, die offenbar Erfolge bringt. In Nevada erblühen laut dem «Economist» alljährlich rund 80'000 neue Firmen – insgesamt bislang 400'000 Unternehmen, so dass eine auf jeden sechsten Einwohner kommt. Schon im Jahr 2005 kamen die US-Behörden in einer Bedrohungsanalyse zu dem Schluss, dass der Service von Bundesstaaten wie Nevada, Delaware und Wyoming durchaus mit berüchtigten Offshore-Finanzzentren konkurrieren kann. Und der mittlerweile bekannte Senator Carl Levin hat die Gesetzgebung dieser Staaten bereits scharf kritisiert und Massnahmen angekündigt, die Heimlichtuerei von Firmen zu verhindern – zum Beispiel durch Vorschriften zur Identifizierung der Eigentümer.

Kein Problem in Grossbritannien und anderen OECD-Ländern

Insgesamt 45 Mal versuchte Politologe Sharman weltweit, anonyme Firmen oder Bankkonten zu eröffnen. Zum Beispiel auch in Grossbritannien, das Steuerflüchtlingen in scharfen Worten den Kampf angesagt hat. Dort gelang es Sharman laut «Economist», innerhalb von 45 Minuten ein Unternehmen zu gründen – ohne Angaben zu den Inhabern, einem Vorstand oder sonstige Informationen. Die Kosten für diesen Service betrugen lediglich rund 750 Dollar.

In anderen Fällen gelang es dem Wissenschaftler, schon mit Hilfe einer eingescannten Kopie seines Führerscheins eine Firma zu gründen. Dagegen erwiesen sich die Behörden in Bermuda und in der Schweiz als deutlich misstraurischer. Sie forderten allerlei Dokumente an, darunter auch eine beglaubigte Kopie der Geburtsurkunde. «In der Praxis», so lautete Sharmans Fazit gegenüber dem «Economist», «haben OECD-Länder eine viel laschere Regulierung als klassische Steuerparadiese.» (Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)

Erstellt: 27.03.2009, 08:11 Uhr

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